Essen. Im Grugapark fließt nun wieder die heilsame Sole. Nach zweijähriger Schließung konnte das beliebte Gradierwerk am Freitag in Betrieb gehen.

Viele Besucherinnen und Besucher des Grugaparks hatten sehnsüchtig gewartet – jetzt ist es endlich soweit. Das beliebte Gradierwerk ist nach einer umfangreichen Sanierung seit Freitag wieder in Betrieb. Nun rieselt die Sole wieder über die neuen Schwarzdornwände und zerstäubt dort zu feinstem Nebel. Das Einatmen dieser angenehm salzhaltigen Luft wirkt sich positiv auf die Atemwege aus und stärkt das Immunsystem. Gerade deshalb war das Gradierwerk - manche sagen auch Saline - stets gut besucht. Nun kann man wieder sitzend oder laufend die heilsame Wirkung genießen.

Erstes Gutachten ließ die Gruga-Verwaltung zunächst an dauerhafte Stilllegung denken

Vor genau zwei Jahren war die Anlage eingezäunt worden und für die Grugapark-Freunde völlig überraschend plötzlich nicht mehr zugänglich. Ein erstes Gutachten führte zu einem vernichtenden Ergebnis: Nur Abriss und Neubau seien noch realistisch. Die Kosten dafür wären so hoch gewesen, dass auch eine dauerhafte Stilllegung der Anlage erwogen wurde.

Noch im April wurde intensiv gebaut an dem Gradierwerk, nachdem über Jahre wenig geschah. Jetzt konnte Wiedereröffnung gefeiert werden. Im Hintergrund der Grugaturm.  
Noch im April wurde intensiv gebaut an dem Gradierwerk, nachdem über Jahre wenig geschah. Jetzt konnte Wiedereröffnung gefeiert werden. Im Hintergrund der Grugaturm.   © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Es folgten zahlreiche Proteste der Gruga-Freunde. Eine zweite Beschäftigung mit dem Fall, auch unter Hinzuziehung des Erbauers, dem Essener Landschaftsarchitekten Andreas Schröder, erbrachte dann ein deutlich positiveres Bild. Das im Jahr 2004 in Betrieb gegangene Bauwerk wies zwar alterstypische Schäden in der Holzkonstruktion auf, der stete Fluss sauren Wasser hatte außerdem zu Korrosionsproblemen am Turm sowie am oberen Wartungsgang geführt. All dies ließ sich aber durchaus reparieren, wofür schließlich 300.000 Euro zur Verfügung standen.

Schwarzdorn-Mangel als Grund für die lange Schließung

Auch der Schwarzdorn hatte nach Darstellung der Gruga-Verwaltung seine normale Haltbarkeit von etwa 15 Jahren erreicht, war ausgelaugt und stand zur Erneuerung an. „Da der Schwarzdorn nur im Winter geerntet werden kann, in der Saison 2018/ 2019 nicht mehr verfügbar war, konnten die Arbeiten erst in diesem Jahr durchgeführt werden“, so die Auskunft.

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„Ich freue mich, dass wir den Gästen des Grugaparks nun ihr Gradierwerk wieder übergeben können“, ließ sich nun gestern Simone Raskob, Umwelt-, Verkehr- und Sportdezernentin der Stadt Essen, bei der Neueröffnung vernehmen. Der Grugapark erhalte damit eine seiner beliebtesten Attraktionen zurück – „und das gerade in einer Zeit, in der Gesundheitsförderung nicht hoch genug geschätzt werden kann“.

Gradierwerk gilt als eine der Säulen der Gesundheitssparte im Park

Tatsächlich ist das Gradierwerk eine der Säulen der Gesundheitssparte im Grugapark, die in den letzten Jahrzehnten immer wichtiger geworden ist. Mit Kur vor Ort, dem Gesundheitsparcours, der Walking- und Joggingstrecke und überhaupt der Gelegenheit, einfach Zeit an der frischen Luft zu verbringen, biete der Park „Freizeitangebote mit Mehrwert“, so Melanie Ihlenfeld, Fachbereichsleiterin von Grün und Gruga. „Dass der Grugapark über ein vielfältiges Angebot verfügt, das die aktive Gesundheitsförderung in den Mittelpunkt stellt, ist gerade in unserer Metropolregion von hohem Wert“, erklärte Ihlefeld.

Bleibt zu hoffen, dass der Grugapark nun bald auch wieder zu seinen früheren Öffnungszeiten zurückkehrt. Deren Kennzeichen war es, morgens vor und abends nach Ende der Kassenzeiten den Park frei besuchen zu können. Wegen Corona war der Park zunächst geschlossen, dann schrittweise wieder geöffnet worden. Trotz Lockerungen gibt es aber vor allem morgens immer noch erhebliche Restriktionen bei der Öffnungszeit.