Essen. Muss das Gradierwerk im Grugapark wirklich abgerissen werden? Der Architekt Andreas Schröder hat daran Zweifel.

Andreas Schröder staunte nicht schlecht, als er aus der Zeitung erfuhr, wie es um sein Bauwerk steht. Der Essener Landschaftsarchitekt hat vor 14 Jahren das Gradierwerk im Grugapark gebaut, das nach Auskunft der Grugapark-Verwaltung marode ist und abgerissen werden soll – weit vor dem Zeitpunkt, an dem solche Konstruktionen normalerweise das Ende ihrer Lebensdauer erreichen. Schröder hat zumindest Zweifel, ob die Saline wirklich unrettbar verloren ist. „Von außen stellt sich das für mich so dramatisch nicht dar.“

Als vor einigen Wochen der erste Bericht über die abgesperrte Anlage erschien, hat sich Schröder nach eigenen Worten sein Werk genau angeschaut, soweit dies eben trotz der Umzäunung möglich war. Ergebnis: „Die Betonwanne ist in Ordnung, auch die tragenden Teile und die Schraubverbindungen machen einen guten Eindruck, ebenso der Schwarzdorn-Reisig.“ Der Landschaftsarchitekt räumt ein, dass dies nur ein Eindruck ist, kein Gutachten. Dafür hätte er ins Innere des Gebäudes gelangen müssen.

„Erwartet hätte ich, dass mir ermöglicht wird, die Probleme selbst in Augenschein zu nehmen“

„Das Mindeste, was ich erwartet hätte, ist, dass die Gruga-Verwaltung mir ermöglicht, die Probleme selbst in Augenschein zu nehmen.“ Er sei in Essen vor Ort und jederzeit erreichbar gewesen, auch der damals beim Bau beteiligte Statiker stehe noch im Berufsleben und hätte Sachdienliches zu angeblichen oder tatsächlichen Mängeln am Gradierwerk beitragen können.

Stattdessen bat die Stadt ein Büro aus Kassel um eine Begutachtung, die zu einem vernichtenden Ergebnis kam: Nur Abriss und Neubau sei noch realistisch. „Die Gründe, warum der Kontakt zu Herrn Schröder nicht gesucht wurde, kann ich auf die Schnelle nicht klären“, so gestern Gruga-Sprecher Eckard Spengler. Baudezernentin Simone Raskob ließ verlauten, sie gehe davon aus, dass die damaligen Verantwortlichen noch einbezogen würden. „Anders kann ich mir das nicht vorstellen.“

Salzgehalt soll zu niedrig gewesen sein und so der Konstruktion geschadet haben

Schröder wiederum kann sich durchaus vorstellen, dass ein Abriss abwendbar ist. „Möglicherweise ist es auch mit einem Austausch von Holzelementen getan.“ Gradierwerke könnten – bei guter Pflege – hundert und mehr Jahre alt werden. „Dabei ist das Salzwasser nicht etwa schädlich, sondern nützlich, weil es das Holz konserviert.“ Bei Besuchen schien ihm der Salzgehalt eher zu klein als zu groß zu sein. „Das kann dann tatsächlich zu Schäden und Schimmelbildung führen.“ Gruga-Sprecher Spengler bestätigt, dass hier ein wichtiger Grund für die Probleme liegen könne.

Für weit überzogen hält der Essener Architekt auch die in den Raum gestellten Kosten von rund 700 000 Euro für einen Ersatzbau. „Im Jahr 2004 hat der Neubau 240 000 Euro gekostet, heute käme man mit 350 000 Euro hin.“ Diese Zahl sei nicht aus der Luft gegriffen, sondern ein Erfahrungswert. Schröder, der auch den Gruga-Wassergarten und Teile des Haupteingangs baute, will sich jedenfalls einbringen, wenn es um die Zukunft des Gradierwerks geht – sofern die Park-Verwaltung ihn lässt. „Der Bau war für mich damals eine Herzensangelegenheit.“