Essen. Das beliebte Gradierwerk in Essen ist so stark beschädigt, dass es abgerissen werden muss. Bis es einen Ersatz gibt, dürften Jahre vergehen.

Nun ist es offiziell: Das bei Grugapark-Besuchern beliebte Gradierwerk ist laut einem Gutachten so stark beschädigt, dass es demnächst abgerissen werden muss. Das teilte die Stadtverwaltung am Mittwoch mit, nachdem das Bauwerk bereits seit Monaten wegen der Gefahr abbrechender Holzteile abgesperrt ist. „Es wird einen Ersatz geben, die Frage ist nur wann“, erklärte auf Anfrage Umweltdezernentin Simone Raskob. Das Gradierwerk sei wichtiger Bestandteil des Gesundheitskonzeptes im Park und deshalb unverzichtbar.

Rund 700 000 Euro sind nach Aussagen von Gutachtern für Abriss und Neubau zu veranschlagen – in naher Zukunft ist für eine solche Investition kein Geld vorhanden. Raskob zufolge ist deshalb frühestens in zwei bis drei Jahren mit einem Neubau zu rechnen. Die Park-Verwaltung will in den nächsten Monaten versuchen, Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten zu finden. Der Dezernentin ist klar, dass der Abriss auch baulich eine schmerzhafte Lücke an dieser zentralen Stelle im Grugapark reißt: „Das sieht nicht schön aus.“

Weil Holzteile herabzufallen drohten, wurde die Saline schon vor Monaten gesperrt

Gerade bei sommerlicher Hitze gehört das Gradierwerk – manche nennen es auch Saline – zu den gern genutzten Orten. Das stetig an Schwarzdorn herunterfließende Salzwasser bringt Kühlung, die Luft schmeckt ein wenig nach Nordsee, manche genießen auch einfach das beruhigende Geräusch des Plätscherns. Umso enttäuschender war es für Parkbesucher, als die Anlage von einem Zaun umgeben wurde und nicht mehr zugänglich war. In der Park-Verwaltung trudelten viele Beschwerden ein, zumal die Parkverwaltung zunächst versäumte, vor Ort den Grund für die plötzliche Sperrung zu erläutern.

Sicherheitsbedenken sind dafür verantwortlich. Etliche tragende Hölzer seien durch das Salzwasser so beschädigt worden, dass akute Verletzungsgefahr bestanden habe. Die ausführliche Begutachtung durch Architekten, Statiker und Gebäudetechniker brachte vergangene Woche nun Gewissheit: Das vor 14 Jahren dank einer Spende der Van-Eupen-Stiftung ermöglichte Bauwerk sei nicht mehr zu retten, eine Reparatur rentiere sich nicht. Warum die Konstruktion nur so relativ kurze Zeit hielt, ist unklar.

Untersuchung wurde von einer Firma erledigt, die auf den Neubau von Gradierwerken spezialisiert ist

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„Da die vom Grugapark mit der Untersuchung des Gradierwerkes beauftragten Fachleute zurzeit eine vergleichbare Anlage bauen, konnten sie auch eine erste Kostenschätzung abgegeben“, heißt es in der Mitteilung der Stadt. Gruga-Sprecher Eckard Spengler wusste schon vor Wochen zu berichten, es handele sich um ein Kasseler Büro, das auf den Neubau von Gradierwerken spezialisiert ist.

Als die Anlage entstand, hatte der Grugapark gerade begonnen, sich mit Gesundheitsangeboten ein weiteres Standbein zu verschaffen. Auch die Gründung der Grugatherme fiel in jene Zeit. Der Slogan „Kur vor Ort“ bürgerte sich ein, und das Gradierwerk passte da genau. Auch in vielen klassischen Kurorten gehören Salinen zu den unverzichtbaren Angeboten.