Essen-Kupferdreh. Einen einzigartigen Style haben Thomas und Kerstin Backe ihrem Dodge-Coupé verpasst. Die Show-Car sollte auf Tuning-Messen Preise gewinnen.
Kerstin und Thomas Backe mögen Auto-Shows. Ohne Corona wäre das Paar gerade viel unterwegs: Ungarn, der Bodensee, Belgien, Luxemburg und Dänemark standen auf der Reiseroute. Mit ihrem US-Car „Eagle of steel“ (Adler aus Stahl) wollten sie bei Tuning-Treffen punkten.
Der top gestylte „Dodge Challenger First Edition SRT8“ ist ein Traum auf vier Rädern. Ursprünglich war das ohnehin seltene Sportcoupé, Baujahr 2009, knall-orange. Der stolze Besitzer ist Thomas Backe aus Essen. Einer, der Autos schon als Kind liebte und ihr Verschönern zum Beruf machte. In rund 17.000 Arbeitsstunden ließ er den Dodge mit Hilfe von Spezial-Werkstätten zu einem Unikat werden. Dazu zerlegten der 53-Jährige und seine Frau Kerstin (52) den Wagen bis auf die Rohkarosse. Bis zur Fertigstellung im komplett neuen Outfit vergingen zwei Jahre und drei Monate. Nun sollte das Show-Car auf rund 30 Tuning-Events im In- und Ausland glänzen. Doch wegen Corona gab es weder Punkte noch Pokale.
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Der Challenger hat 40.000 Euro gekostet, nach dem Umstyling hat er den Wert eines Zweifamilienhauses
Lack, Leder, Chrom und Airbrush-Kunst haben den „Dicken“, wie Kerstin Backe den Dodge Challenger scherzhaft nennt, zu seinem Edelkleid verholfen. Den ausgefallenen Style in Grau-orange mit dem Greifvogel auf beiden Türen hat der ungarische Airbrush-Künstler Andras Bathory aufs Blech gezaubert. Doch die Ideen lieferte Kerstin Backe. Viele kleine Extras wie die lederverkleideten Radläufe, das Lenkrad im Look eines Flugzeug-Steuerhorns, passend zum Adlermotto, Sattlerpolster aus Belgien, verchromte Bremssättel, mit Wolle gedämpfte Flügeltüren und nicht zuletzt ein Soundsystem mit Konzertsaalklang haben den Wagenwert erheblich gesteigert. „Der Challenger hat 40.000 Euro gekostet, jetzt bekäme man ein Zweifamilienhaus dafür“, sagt Thomas Backe.
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Bei oft mehrtägigen Tuning-Wettbewerben werden die schönsten und stärksten Fahrzeuge dem Publikum präsentiert und von Jurys bewertet. „Je mehr Details verändert wurden, umso mehr Punkte gibt es“, erklärt Kerstin Backe, Assistentin der Geschäftsführung bei einem Essener Energiekonzern. Wie ihr Mann brennt sie für das ungewöhnliche Hobby. Und trägt ein Outfit, das perfekt zum Wagen passt. Freche Kurzhaar-Frisur, schwarze Shorts im Worker-Look und dunkles Shirt mit einem Fleck orange. Der leuchtende Ton ist die Lieblingsfarbe des Paares.
922 Pferdestärken sind unter der Motorhaube des Dodge
Sie fährt den Challenger aus der Garage, ihr Mann gibt Handzeichen, sagt, wie sie einschlagen soll auf dem Werkstatthof. Das Show-Car liegt extrem tief und hat kaum Bodenfreiheit. Kleinste Unebenheiten könnten es von unten beschädigen. Benotet wird auch der Unterboden. Zu Szene-Events in bis zu 200 Kilometern Entfernung fliegt der TÜV-zugelassene Stahladler auf eigenen Rädern über die Autobahn. Mit maximal 150 km/h, nicht schneller. „In so einem Fahrzeug wird nur gecruist. Da rast man nicht.“
Das Paar genießt die Fahrten. „Es ist ein wunderschönes Gefühl, weil sich viele umschauen oder den Daumen heben“, schwärmt Thomas Backe. Und im Motorraum des Adlers findet sich ein Schild mit der Aufschrift „Neid ist die höchste Form der Anerkennung“. Nicht jeder gönnt ihnen den Spaß, aber damit kann das Paar gut umgehen.
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Liegen die Automessen weiter entfernt, kommt das Show-Car in den geschlossenen Trailer. Den zieht Thomas Backe mit dem schicken, weißen Dodge Ram Pick-up. Ebenfalls ein echter Hingucker aus Amerika. Das tiefe Brummeln des V8-Motors mit 420 PS lässt die geballte Kraft erahnen, die da unter der langen Haube wirkt. Kein Sprit-Schlucker, denn betrieben wird der Pritschenwagen mit Gas. Für seinen Motor-Sound hat der 922 PS starke „Eagle of Steel“ den deutschen Meisterschaftstitel eingeheimst. „Bei solchen Contests wird die Dezibel-Lautstärke nach einem ganz speziellen System gemessen“, erklärt Thomas Backe.
Der US-Wagen wurde bereits zum vierten Mal umgebaut und hat 300 Pokale gewonnen
Auf Erfolgskurs ist der Wagen schon länger. Denn die Backes haben ihrem Challenger praktisch sein viertes Leben verpasst. Vorher hatten sie den Boliden unter zwei anderen Namen gestylt, zunächst als „Muscle Car“ (Muskelauto), danach als „Iron Beat“ (Stahlschlag). Umgebaut hat das Fahrzeug insgesamt über 300 Pokale gewonnen.
Thomas Backe nutzte den Corona-Stillstand für Neues. Diesmal ging es um die Veredlung der Fassade seiner Werkstatt. Die war viele Jahre eine Tankstelle. Man kann es ahnen: Auch hier wurde detailreich gearbeitet. Der „Car Edelschmiede“, bis 2026 in Velbert, gab ein Street-Art-Künstler das gewisse Etwas: schwarz-weißes Graffiti, ganz legal und in Backes Auftrag. Hier hat David Hufschmidt gewirkt, ein bekanntes Gesicht der Essener Sprayer-Szene.
Ozon-Behandlung fürs Auto
In seiner Auto-Edelschmiede an der Nierenhofer Straße 18 bietet Thomas Backe vielseitige Tuning-Arbeiten für Motoren, Karosserie und Auspuffanlagen.
Auch die Fahrzeugpflege gehört zu seinen Leistungen, von der Wagenwäsche über Innen- und Außenreinigungen, Ozon-Behandlungen und Lackaufbereitungen.
Mehr Infos unter http://car-edelschmiede-essen.de/