Essen-Altenessen. 800 Liter Wasser sind nach einem Rohrbruch in die Altenessener Stadtteilbibliothek geflossen. Die Bücherei ist bis Ende August geschlossen.
Während in den vergangenen zwei Monaten die Stadtteilbibliotheken sukzessive ihre Arbeit wieder aufnehmen konnten, bleibt die Dependance in Altenessen noch mindestens bis Ende August geschlossen. So lange dauern aller Wahrscheinlichkeit die Renovierungsarbeiten. Die wurden nach einem Wasserrohrbruch nötig.
Als Sylvia Schöner und ihr Kollege Karsten Kurschat Anfang April das erste Mal nach der coronabedingten Schließung die Räume ihrer Stadtteilbibliothek betraten, waren sie geschockt: Aus der Wand im Kinderbuchbereich lief das Wasser, der Teppichboden war vollgesogen, die Luft so feucht wie in einer Waschküche. „Wir haben dann den Hausverwalter informiert und augenblicklich damit begonnen, die Bücher zu retten“, sagt Sylvia Schöner. Ein großer Teil der insgesamt 25.000 Medien wurde in Kartons verpackt und in das benachbarte Jugendamt gebracht, „da hatten wir Glück, dass das Jugendamt uns einen leerstehenden Raum zur Verfügung stellen konnte“.
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Viele Schüler nutzen die Stadtteilbücherei, um Hausaufgaben zu machen und zu lernen
Eigentlich wollten die beiden Bibliothekare gerade damit beginnen, Spuckschutzwände aufzustellen und mit Aufklebern die nötigen Abstände aufzuzeigen, damit die Bürger in dieser schwierigen Zeit wieder Zugang zu Büchern, Spielen und Filmen haben. Denn Sylvia Schöner und Karsten Kurschat wissen um die wichtige Funktion der Stadtteilbibliothek für die Altenessener: Sie ist seit Jahren ein beliebter Anlaufpunkt für Familien mit kleinen Kindern, aber auch für Schüler und für geflüchtete Menschen.
„Viele Kinder und Jugendliche nutzen unseren Arbeitsraum, den wir extra für sie eingerichtet haben“, erzählt Sylvia Schöner. Dort könnten die Schüler ungestört lernen, gemeinsam Hausaufgaben machen und bei Bedarf sofort auf zusätzliche Lernmittel zurückgreifen. Aber auch die Kinderecke sei gut frequentiert, die Besucherzahlen stiegen seit Jahren kontinuierlich.
Vor drei Jahren wurde die Bibliothek umgestaltet
Das liegt auch an der gelungenen Umgestaltung der Bücherei, die Karsten Kurschat in die Hand genommen hatte: In einer Bücherei muss man sich willkommen und gut aufgehoben fühlen – unter diesem Motto hat er die Stadtteilbibliothek vor drei Jahren neu konzipiert. Mit großem Erfolg: Mittlerweile kommen viele Leute auch einfach zum Quatschen oder um einen Kaffee zu trinken, selbst wenn sie gar keinen Bibliotheksausweis haben.
„Aus unserem Selbstverständnis heraus haben wir auch einen sozialen und pädagogischen Auftrag“, so die Bibliothekarin weiter. So würde man zum Beispiel jungen Nutzern, die sich ein Computerspiel ausleihen, auch ein Buch empfehlen, „und das klappt eigentlich fast immer“.
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Aber auch bei Problemen steht das zweiköpfige Team zur Verfügung: Das können auch mal Verständnisfragen beim Ausfüllen eines Antrages sein. „Zu uns kommen natürlich auch Menschen mit Migrationshintergrund und Geflüchtete, die wir in die Benutzung der Bibliothek einführen und die dann unsere vielfältigen Möglichkeiten nutzen.“ Und sich dann Deutschkurse im Medienpaket ausleihen.
Auch bei alltäglichen Problemen hilft das zweiköpfige Team der Bibliothek
Doch momentan ist all das nicht möglich: Denn die Stadtteilbibliothek ist voraussichtlich noch die nächsten acht Wochen geschlossen. Seit Feststellung des Schadens laufen hier zehn Luftentfeuchter Tag und Nacht. Der Schaden, für den die Versicherung aufkommt, wurde inzwischen von Handwerkern behoben, jetzt muss die Wand neu verputzt, der alte Teppich herausgerissen und der neue verlegt werden. Erst danach können Sylvia Schöner und ihr Kollege Karsten Kurschat damit beginnen, die Kisten wieder auszupacken und die Regale mit den Büchern und Medien zu bestücken. „Dafür brauchen wir mindestens noch einmal zwei Wochen“, sagt Sylvia Schöner. So lange noch müssen sich die Altenessener Bürger auf ihren Treffpunkt verzichten.
Umzug der Stadtteilbücherei in den Malakowturm?
Anfang des Jahres kam der Vorschlag aus dem Kulturdezernat, den Malakowturm der Zeche Carl neu zu nutzen: Die Altenessener Stadtteilbibliothek sollte in das denkmalgeschützte Gebäude aus dem Jahr 1856 ziehen.
Für den Kulturdezernenten Muchtar Al Ghusain wäre die Umsiedlung vom derzeitigen Standort aufs Carl-Areal eine positiver Schub für die Entwicklung im Stadtteil.
„Wir möchten ein Zeichen im Essener Norden setzen und die Attraktivität der Quartiere herausarbeiten und sichtbar machen“, betonte auch Christiane Moos, kulturpolitische Sprecherin der CDU.