Essen. Mit dem Aus für Karstadt und Kaufhof droht ein massiver Einschnitt für die Essener Innenstadt. Warum viele Essener die City schon vorher mieden.

Als vor wenigen Tagen die Schließung der Kaufhäuser Karstadt und Kaufhof in der Essener Innenstadt verkündet wurde, da kochten neben vielen Emotionen auch einige alte, unbequeme Fragen wieder hoch: Wie müssen sich die Innenstädte verändern, um nicht zu veröden? Wie muss sich der stationäre Handel entwickeln, um neben dem im Internet bestehen zu können? Welche Erwartungen richten Essener an eine City, die zum Flanieren und Einkaufen einlädt – und was gefällt ihnen gar nicht?

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Weit mehr als 100 Leser haben diese und weitere Fragen per Mail und auf unserer Facebookseite beantwortet. Obgleich es sich dabei nicht um eine repräsentative Umfrage handelt, so wird doch unmissverständlich deutlich, was vielen Essenern an der Innenstadt missfällt:

  • Die Parkgebühren
  • Die Qualität des Warenangebots
  • Die mangelnde Sauberkeit
  • Das Unbehagen angesichts vieler migrantischer Männergruppen

Die Parkgebühren

Udo Hansen: Ich fahre lieber nach Oberhausen oder Mülheim. Das kostet zwar ein paar Cent Sprit, aber ich kann kostenlos parken. Solange das Parken andauernd teurer wird, wird Essen nie wieder „Die Einkaufsstadt’’ werden.

Marcel Salda: Ich bin eigentlich seit Jahren nicht mehr oft in der City. Was mich am meisten dabei stört, sind die hohen Parkgebühren. Wer fährt noch gerne in die Stadt, kauft zum Beispiel einen Fernseher und bezahlt noch Parkgebühren.

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Annette Storb:

Ich gehe im Rhein Ruhr Zentrum Mülheim und auch mal im Centro Oberhausen einkaufen. Besonders im Rhein Ruhr Zentrum finde ich kleinere Geschäfte, ein Warenhaus (Karstadt) und auch Lebensmittelgeschäfte (u.a. Aldi Süd), so dass ich hier alles bekomme. Außerdem kann ich hier kostenlos parken im Gegensatz etwa zum Einkaufscenter Limbecker Platz, wo das Parken ziemlich teuer ist. Hier muss ich nicht ständig auf die Uhr schauen, damit das Parken nicht zu teuer wird.

Uschi Seel: Ich fahre lieber ins RRZ, denn dort kann man kostenlos parken.

Rainer Bydlon: Wir wohnen in Kettwig und fahren nur noch selten in die Innenstadt. Wo soll man da parken? Die Parkhäuser sind alle voll und an der Parksäule kann man höchstens für zwei Stunden parken, dann muss man wieder löhnen. Ich wäre ja bereit, fünf oder sechs Euro für eine Tageskarte zu bezahlen, geht aber nicht, weil die Stadt so mehr Geld einnimmt. Das ist Abzocke.

Andreas und Sabine Geis: Die Parkgebühren stören uns, wenn wir in den benachbarten Städten kostenlos und „nah dran“ parken können.

Die Qualität des Warenangebots

Daniela Zylius-Schroeder: Es gibt in der Innenstadt immer mehr Billigläden. Jetzt ist wenigstens Sinn zurückgekommen, dafür ist Ansons weg. Die Innenstadt ist schon lange nicht mehr das, was sie einmal war. Das einzige, was noch anzieht sind der Weihnachtsmarkt und Essen Original, ansonsten bin ich nur da, wenn ich dort zum Arzt gehen muss.

Annette Storb: Ich finde längst nicht alles, was ich suche, in der Innenstadt. Es werden immer mehr Billigläden-/-ketten angesiedelt.

Dagmar Schneider: Es fehlt an geschmackvollen Geschäften. In der City finde ich lange schon nicht mehr alles, zu wenig Auswahl an Fachgeschäften für Mode. Es eröffnen nur noch Pommesbuden und Telekommunikationsläden. Ganz schlimm ist auch die Qualität der Läden in der Limbecker Straße.

Uschi Seel: Wenn die beiden Kaufhäuser Kaufhof und Karstadt schließen, wird es kein umfassendes Angebot an Waren mehr geben.

Martin Breitenbach: Mich stört das gesamte Ambiente, der Leerstand, das Publikum und die Qualität der Geschäfte, wie Mobilfunkshops, 1-Euro-Shops, Ramschläden, wie einige auf der Limbecker Straße.

Angela Petersen: Gerne kaufe ich in Kaufhäusern ein, wo ich immer alles finde, besonders in der Galeria Kaufhof. Ich besuche auch immer die Buchhandlung, die mir allerdings fast zu klein ist. Was mir fehlt, sind Fachgeschäfte, die es hier früher gab. Vor allem das Spielwarenfachgeschäft Roskothen, die Haushaltswaren von Dellbrügger und Klingen und ähnliche Geschäfte vermisse ich sehr.

Julian Jentjens: Insgesamt hat Essen gerade für den Sommer nur sehr wenig Biergärten zu bieten. Außerdem finde ich es sehr schade, dass es in der Innenstadt vor Ketten wie Sausalitos, Cafe In, usw. wimmelt, aber immer weniger eigenständige Läden da sind.

Marion Manneck: Die Rathausgalerie ist ein Jammer. Viele leere Geschäfte.

Antje Sonje: Es ist schade, dass so ein Traditionshaus wie Karstadt auch bald weg ist. Dann gibt es wahrscheinlich bald nur noch diese billigen Ramschläden. Kleine Boutiquen oder mal etwas ausgefallenes bekommt man hier ja schon lange nicht mehr. Der Slogan ‘Einkaufsstadt Essen’ ist leider schon lange überholt.

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Anja Werner: Die Verödung der Innenstadt hat schon vor langer Zeit angefangen und nicht erst mit der Schließung von Karstadt/Kaufhof. Zu Zeiten, als es noch Cramer & Meermann, Wertheim, Horten, Roskothen, Müller u.v.m. gab, konnte sich Essen zu Recht „die Einkaufsstadt“ nennen. Heute locken mich 1-Euro-Läden, Döner-Buden, Shisha-Bars, Handy-Shops, kleine Boutiquen und jede Menge Leerstand ganz sicher nicht mehr in die City.

Ich habe noch vor drei bis vier Jahren immer erst versucht, meine Einkäufe in Geschäften vor Ort zu tätigen, bin aber oft genervt von Umfeld, mangelnder Auswahl in den Geschäften und gelangweilter Verkäufer mit leeren Händen nach Hause gefahren und bestelle heute nahezu alles bequem online, erspare mir so Zeit und Parkgeld. Wenn ich denn wirklich noch bummeln gehen möchte, zieht es mich nicht in die Essener Innenstadt, sondern eher noch ins RRZ. Ich frage mich nur, warum Städte wie Moers oder Maastricht ein gänzlich anderes entspanntes Einkaufserlebnis mit voller City hinbekommen und Essen so etwas nicht ansatzweise schafft?

Die mangelnde Sauberkeit

Dagmar Schneider: Was am meisten stört, sind Abfälle, schmutzige Ecken. Schauen Sie sich doch mal die Ecke hinter Appelrath und Cüpper an, wo der Treppenaufgang zur Rathaus Galerie ist. Dort steht ein Verteilerkasten, um den herum sich seit Jahren Exkremente angesammelt habe , die nie vernünftig beseitigt werden, widerlich!

Uschi Seel: Zu einer attraktiven Innenstadt gehört Sauberkeit, keine Müll- und Dreckecken, keine Bettler und Alkoholiker.

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Jochen Wald*: Die Kettwiger Straße ist mit - aus heutiger Sicht- billigen Betonplatten gepflastert, übersäht mit Kaugummi. Obwohl hier keine U-Bahn fährt, gibt es keine Bäume. Handygeschäfte, Ketten und Billigläden stoßen ab. Plastikbecher fliegen herum. Man wundert sich, dass sich die Schmuckgeschäfte noch halten. Bald wird auch hier die „Kleine Türkei“ sein wie in der Kronenstraße.

Josef Wierig: Die Stadt ist insgesamt sehr dreckig. Übervolle Mülleimer, verrottete Plattierung, dreckige Fassaden, wenig Bänke, ständige Bettelei, wenig Polizeipräsenz, keine Grünflächen mit großen Wasserspielen.

Brigitte Düker: Die Verwahrlosung der Stadt ist schon lange zu beklagen. Man bekommt Ekel über die ungepflegten Einkaufsstraßen zu gehen, man klebt buchstäblich fest an den Kaugummiflatschen und überfüllten Abfallkörben, mit Spuren von Urin oder Erbrochenem. Vor dem Hauptbahnhof im Lidl Bereich muss man sich schütteln, so ein Siff und Dreck vor einem Lebensmittelmarkt. Es ist beschämend, als reiche Exportnation, so wenig auf Sauberkeit und nettes Ambiente zu achten.

Unbehagen angesichts vieler migrantischer Männergruppen

Charly Wienand: Wenn man am Bahnhof von Horden junger Männer empfangen wird und in der Fußgängerzone das gleiche Publikum zu finden ist, dann verzichte ich.

Annette Storb: Am meisten stört mich in der Essener Innenstadt das Publikum, auf das man hier vorwiegend trifft. Es handelt sich überwiegend um Gruppierungen von jungen männlichen Migranten/Flüchtlingen, die das Bild prägen. Ich fühle mich in der Innenstadt nicht mehr sicher.

Uschi Seel: Am meisten stören mich die Drogendealer, das fremdländische, männliche Publikum und die hohen Parkgebühren bis 20 Uhr.

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Karin Colpan: Es gibt kaum noch Deutsche, die dort einkaufen. Die Sprache, die am meisten zu hören ist, ist nicht deutsch. Der hohe Ausländeranteil führt dazu, dass man sich nicht mehr wie in einer deutschen Stadt fühlt. Besonders wenn die Geschäfte schließen und es dämmrig oder dunkel ist, traut sich niemand aus meinem Bekanntenkreis mehr in die Innenstadt.

Hans Messling-Lins: Ich bin nicht rechts, und habe nichts gegen Ausländer aber dort ist es mir einfach zuviel.

Reinhard Rohland: Das Angebot wird immer schlechter und das Publikum auch. Warum geht man in die City? Man möchte sich mit Freunden treffen oder Bekanntschaften machen. Sich unterhalten lassen, bummeln, Neues entdecken und Schönes kaufen. Danach im Biergarten entspannen bei regionalen Gerichten oder im Café in Ruhe Zeitung lesen mit Omas Torten.

Ela Lo: Heutzutage, habe ich als Frau Angst vor Kriminellen aus aller Herren Länder. Seit 2015 ist nichts mehr wie es einmal war.

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