Essen. Das 1912 eröffnete Warenhaus am Limbecker Platz war über Jahrzehnte ein Magnet, das Kunden und Kaufkraft in die Innenstadt zog.

„Essen, die Einkaufsstadt“ steht noch heute in großen Buchstaben auf dem Handelshof. Der Ruf mag verblasst sein, aber Essen hatte ihn sich verdient. Auch Dank Karstadt. Über viele Jahrzehnte war das Karstadt-Haus am Limbecker Platz mit der markanten Sandsteinfassade ein Magnet, das Kunden und Kaufkraft aus dem gesamten Ruhrgebiet nach Essen zog. Theodor Althoff, Kaufmann aus dem westfälischen Dülmen (1858 - 1931), ließ es 1910 bis 1912 von dem renommierten Architekten Wilhelm Kreis erbauen.

„Warenburg“ nannten die Essener den trutzigen Bau, der auf 28.000 Quadratmetern Nutzfläche fast alles bot, was das Herz begehrte. 53 Fachabteilungen verteilten sich auf sieben Etagen. Hinauf und hinunter ging es mit einem von zehn Fahrstühlen. Treppenhäuser gab es derer sieben. 1000 Mitarbeiter verdienten bei Karstadt am Limbecker Platz Lohn und Brot.

Karstadt gehört zu Essen wie die Grugahalle und der Baldeneysee

Durch die Fusion mit der Rudolf Karstadt AG wechselte das Kaufhaus 1920 den Besitzer. Seinen Namen „Althoff“ behielt es bis 1963, als Karstadt das Warenhaus am Limbecker Platz zu seinem Stammhaus machte. Bereits nach Kriegsende hatte der Konzern seine Hauptverwaltung von Berlin ins Ruhrgebiet verlegt. 1950 wurde das Essener Kaufhaus deshalb durch einen Anbau erweitert. Der erwies sich schon bald als zu klein. 1967 bis 1969 ließ Karstadt deshalb von dem Architekten Walter Brune eine neue Hauptverwaltung an der Theodor-Althoff-Straße in Bredeney errichten. Dort hat die Konzernverwaltung auch heute noch ihren Sitz.

Karstadt gehört zu Essen wie die Grugahalle oder der Baldeneysee. Wenn es in Borbeck, Stoppenberg oder Stadtwald hieß: „Kommt, wir fahren in die Stadt“, ging an einem Besuch bei Karstadt selten ein Weg vorbei. Sei es am Limbecker Platz, oder später bei Karstadt Sport an der Limbecker Straße, oder bei Karstadt Hören & Lesen an der Kettwiger Straße. Karstadt hatte nicht nur eine Adresse in Essen.

Karstadt hatte nicht nur eine Adresse in Essen

Die Dependancen sind verschwunden und auch das traditionsreiche Warenhaus. 2008 wurde es abgerissen. Unter Denkmalschutz stand das Gebäude nie. Zu oft war es umgebaut worden. Die Stahlbetonkonstruktion, welche der imposanten Fassade Halt bot, war angegriffen, heiß es.

Am neuen Einkaufszentrum beteiligte sich der Konzern mit 25 Prozent. Karstadt ist dort der sogenannte Ankermieter. Allein das Warenhaus belegt dort 20.000 von 70.000 Quadratmetern Verkaufsfläche und wirkt doch wie ein Geschäft unter vielen. Eine Adresse, die Karstadt am Limbecker Platz über Jahrzehnte war, ist das Kaufhaus im Einkaufszentrum nie geworden.

Dennoch: Karstadt und Kaufhof bilden in der Innenstadt seit mehr als vier Jahrzehnten die beiden Pole, zwischen denen sich die Kundenströme bewegen - seit das Kaufhaus am Willy-Brandt-Platz 1977 eröffnete, damals unter dem Namen Horten. Nun brechen gleich beide Pole weg. Es sind alles andere als rosige Aussichten für Essen. Für die Stadt, die sich einst zurecht Einkaufsstadt nennen durfte.