Essen. Test für saubere Luft war erfolgreich. Zwischen Bertold- und Folkwangstraße soll das Tempolimit deshalb auf Dauer verschärft werden.
Die Stadt Essen will die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf der Alfredstraße (B224) zwischen der Bertoldstraße und der Folkwangstraße in Rüttenscheid dauerhaft auf Tempo 30 beschränken. So genannte Pförtnerampeln sollen außerdem den Verkehrsfluss auf der vielbefahrenen Bundesstraße erhöhen.
Dies sieht ein Vorschlag der Verwaltung vor, mit dem sich der Bau- und Verkehrsausschuss des Stadtrates in der kommenden Woche auseinandersetzen wird. Ziel ist es, die Schadstoffbelastung der Luft zu senken, so dass der zulässige Grenzwert nicht mehr überschritten wird.
Anfang Februar hatte die Stadt bereits vorübergehend Tempo 30 auf dem Streckenabschnitt zwischen Bertoldstraße und Folkwangstraße eingeführt, um herauszufinden, welchen Effekt die geringere Höchstgeschwindigkeit auf die Luftqualität hat. Als Orkantief Sabine dazwischen blies, wurde der Test bis Ende Februar verlängert - offensichtlich mit dem erhofften Erfolg. Tempo 30 führt demnach dazu, dass die Belastung durch Stickstoffdioxid um ein Mikrogramm pro Kubikmeter Luft abnimmt.
Sieben Ampelanlagen werden umprogrammiert, um den Verkehrsfluss zu verbessern
Noch größer ist der Effekt nach Einschätzung der Verwaltung, wenn die Zufahrt auf die Alfredstraße zwischen der A 52 im Süden und dem Bismarckplatz im Norden zu den Hauptverkehrszeiten durch Ampeln so reguliert wird, dass der Verkehr auf der Bundesstraße besser fließen kann. Die Schadstoffbelastung könnte dadurch um bis zu drei Mikrogramm pro Kubikmeter Luft sinken.
Sieben Ampelanlagen und der zentrale Verkehrsrechner der Stadt müssten dafür entsprechend programmiert werden. Ein von der Stadt beauftragtes Ingenieurbüro hatte verschiedene Ampelphasen getestet. Auf der Alfredstraße sollen vom Beginn einer Rotphase bis zur nächsten 104 Sekunden vergehen.
Die Tests für eine so genannte umweltsensitive Ampelschaltung auf der Alfredstraße stehen im Zusammenhang mit dem gerichtlichen Vergleich, den die Stadt Essen und das Land NRW im Dezember vergangenen Jahres mit der Deutsche Umwelthilfe zur Vermeidung von Fahrverboten geschlossen hat.
Trotz Orkantief Sabine und Corona-Lockdown seien die Testergebnisse aussagekräftig
Die Testergebnisse seien aussagekräftig, betont die Verwaltung - trotz Orkantief Sabine und trotz Corona. Während des Lockdowns, den die Behörden zur Eindämmung der Pandemie ab Mitte März verhängt hatten, war das Verkehrsaufkommen um bis zu 50 Prozent gesunken. Die Stickstoffdioxid-Belastung ging um bis zu 20 Prozent zurück.
Das Amt für Straßen und Verkehr will die Ampelsteuerung Ende August umsetzen. Spätestens dann dürfte auf zwischen Bertold- und Folkwangstraße auch Tempo 30 gelten. Die Verwaltung beziffert die Kosten für das Projekt insgesamt auf rund vier Millionen Euro.
Laut Vergleich mit der Deutschen Umwelthilfe muss die Stadt Essen bis Mitte 2021 nachweisen, dass der Grenzwert für Stickstoffdioxid von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft eingehalten wird. 2019 wurde dieser Wert erstmals seit Jahren unterschritten. Die Belastung lag im Jahresdurchschnitt mit 39 Mikrogramm knapp darunter.