Essen. In der Coronakrise wenden sich viele Essener mit ihren Problemen an die Verbraucherzentrale. Dabei bewegt ein Thema die Betroffenen besonders.

Stornierte Reisen, massenweise Veranstaltungsabsagen, neue Hilfspakete: Die Coronakrise hat bei den Essenern zu großer Unsicherheit und vielen Fragen im Alltag geführt. "Wir waren vielfach Ratgeber in Krisenzeiten", sagt die Leiterin der Essener Verbraucherberatung, Manuela Duda mit Blick auf die zurückliegenden Wochen.

Die Verbraucherzentrale erreichte seit Mitte März eine regelrechte Flut an Anfragen. Manuela Duda hat nachgezählt: Allein im Mai waren es 1600 Anrufe oder E-Mails, mit denen sich Ratsuchende an die Verbraucherschützer in Essen gewandt haben. Das sind etwa doppelt so viele Kontakte wie in "normalen Zeiten". Und auch in den kommenden Monaten erwartet Manuela Duda, dass die Nachfragen kaum weniger werden. "Manche Probleme werden erst noch kommen."

Für die Verbraucherzentrale selbst ist es eine herausfordernde Zeit. Sie musste Mitte März wegen Corona ihre Beratungsstelle in der Hollestraße schließen. Die Beratung funktionierte wochenlang nur per Telefon, Fax oder E-Mail. "Doch das stößt auch an Grenzen", sagt Manuela Duda. Denn nicht jeder Betroffene könne diese Kommunikationswege nutzen; sei es, weil es Sprachbarrieren gibt oder die technischen Möglichkeiten fehlen.

Persönliche Termine wieder möglich

Seit einigen Tagen sind daher wieder persönliche Besuche vor Ort möglich. Ratsuchende müssen sich allerdings vorab einen Termin buchen. Denn Wartezeiten soll es aus Hygieneschutzgründen nicht geben. "Priorität bei der Terminvergabe haben die Anfragen, bei denen existenzielle Probleme drohen", betont die Beratungsstellenleiterin. Aber auch diejenigen, die während der Krise aus den genannten Gründen keinen Kontakt suchen konnten, werden zunächst bevorzugt.

Die telefonische Rechtsberatung, die sich in der Krise bewährt hat, wird derweil fortgesetzt. Die Erstberatung in Rechtsfragen ist seit Corona außerdem kostenlos. Bislang wurden dafür neun Euro fällig. Eigentlich sollte die Erstberatung erst Anfang 2021 kostenfrei sein, doch die Verbraucherzentrale NRW hat dies wegen der Coronakrise vorgezogen.

Mit Abstand am häufigsten wandten sich die Essener wegen Problemen mit einer Reisebuchung an die Beratungsstelle. Viele wollten ihre Rechte bei stornierten Reisen oder Flügen klären lassen. Aber auch der Ärger nach Absagen von Veranstaltungen führte die Betroffenen zur Verbraucherberatung. Schließlich tauchte in der Coronakrise eine bekannte Abzocke vermehrt auf: Fake-Shops im Internet. Offensichtlich machen es sich Betrüger zu nutze, dass die Menschen in der Coronazeit vermehrt im Internet einkaufen.

Reisethema wird Verbraucherzentrale noch länger beschäftigen

Corona und die Folgen werden die Verbraucherschützer auch in den kommenden Wochen und Monaten noch stark begleiten, ist sich Manuela Duda sicher. Das Thema Reise wird dabei wohl weiter ganz oben stehen. "Die jüngste Aufhebung der Reisebeschränkungen beispielsweise hat nicht zur Sicherheit beigetragen", ist sie überzeugt. Solange es fast täglich neue Regelungen gebe, werde es weiter viele Nachfragen geben.

Manuela Duda erwartet aber auch einen "Boom" an Finanzthemen. "Ich denke, dass viele Menschen jetzt noch von ihrem Ersparten leben. Wenn das nicht mehr möglich ist, wird noch viel auf uns zukommen. Ich denke, das wird spätestens im Herbst der Fall sein." Dann sind erfahrungsgemäß alle Verträge betroffen, die die Menschen nicht mehr bezahlen können - von der Telekommunikation über die Miete bis zu Energieverträgen. Aber auch alte Abzockmaschen, die die Notlage der Menschen ausnutzen, würden dann wohl wieder verstärkt an der Tagesordnung sein.