Essen. Der Vorwurf einer Gewerkschafterin, der Tötung von Adel B. läge eine rassistische Motivation durch die Essener Polizei zugrunde, ist ein Skandal.

Am Ende dieser Woche in Essen wirken diese Aussagen massiv nach: „Die deutsche Polizei ist nicht unschuldig und begeht rassistische motivierte Gewalttaten, die auch Menschenleben fordern. Wie auch im Todesfall Adel B!“

Ausgesprochen hat sie am Dienstag während und nach einer Solidaritätsdemo für den durch einen weißen Polizisten getöteten Afroamerikaner George Floyd, die Sprecherin der Verdi-Vertrauensleute am Uniklinikum Essen, Uschi Gerster. Diese Redaktion beschrieb den Vorwurf, die Essener Polizei hätte den Deutsch-Algerier im Juni 2019 aus rassistischen Motiven getötet, als verstörend. Und nichts weniger als das ist es auch.

Frau Gerster mag im besten Fall die Absicht gehabt haben, eine Debatte über die Eigenkontrollmechanismen des Staates und der Polizei in Gang zu setzen. Mit ihren Aussagen gegen die Polizei im Allgemeinen und gegen die Essener Polizei im Besonderen ist die Gewerkschafterin hingegen in die selbe Falle getappt wie die Rassisten, gegen die sie sich wie viele andere Aktivisten dieser Tage engagiert. Die Verdi-Frau pauschalisiert und stellt die Polizei unter Generalverdacht.

Der Essener Fall Adel B. ist ein Drama

Die Polizei, so heißt es in politischen Debatten, sei ein Querschnitt unserer Gesellschaft. Im weitesten Sinne stimmt das. Deshalb wäre es auch weltfremd anzunehmen, unter deutschen Polizisten könne es keine Rassisten geben. Allen voran der Fall des 2005 in einer Dessauer Gefängniszelle verstorbenen Sierra-Leoners Oury Jalloh wird regelmäßig als Beispiel für rassistische Polizeigewalt angeführt. In der Tat sind in diesem und einer Reihe anderer Fälle, bei denen Ausländer im Gefängnis starben, einige entscheidende Fragen ungeklärt.

Aufklärung zu fordern, damit im Zweifel gerechte Urteile gefällt werden können, ist mehr als legitim. Den Beamten im Fall Adel B. ohne jede Grundlage eine fremdenfeindliche Motivation und Tötungsabsicht vorzuwerfen, ist hingegen diffamierend und verletzend.

„Rassismus tötet“, mahnen Demonstranten etwas verkürzt seit je her. „Rassismus tötet aus Hass auf Fremde“, lautet die ganze, richtige Botschaft. Dieses Motiv den Beamten im Fall von Adel B. vorzuwerfen, ist erschütternd und unwürdig.