Essen. Mit „Night of Light“ will die Veranstaltungsbranche bundesweit auf ihre Existenznöte hinweisen. Initiiert hat die Aktion der Essener Tom Koperek
Eine Branche sieht in Corona-Zeiten Rot. Bühnenbauer, Caterer, Technikdienstleister, Agenturen – die gesamte Berufspalette der Veranstaltungswirtschaft will in der Nacht vom 22. auf den 23. Juni mit der Aktion „Night of Light“ auf ihre existenzbedrohende Lage aufmerksam machen. Bundesweit sollen dafür Event-Locations, Konzerthäuser und Veranstaltungszentren rot illuminiert werden – vom Doppelbock der Zeche Zollverein bis zum Fernsehturm in Berlin. Die spektakuläre Aktion ins Leben gerufen hat der Essener Tom Koperek.
Veranstaltungsbranche fürchtet eine massive Insolvenzwelle
In Kopereks Unternehmensgruppe stehen die Telefone eigentlich schon seit Wochen still. Mehr als 100 Aufträge wurden in den vergangenen Wochen und Monaten rückabgewickelt. „ein siebenstelliger Umsatzausfall“, sagt Koperek. Doch nun laufen die Drähte wieder heiß. Mit der Aktion „Night of Light“ hat Koperek den Nerv einer ganzen Branche getroffen. Denn die Veranstaltungswirtschaft fürchtet ein dramatisches Unternehmens-Sterben. Durch die Corona-Pandemie ist ein komplettes Geschäftsfeld zum Erliegen gekommen, weil Konzerte und Kongresse, Börsen und Bälle genauso wenig stattfinden können wie Firmenfeiern oder Festivals.
Trotz diverser auf den Weg gebrachter Hilfspakete fürchtet man deshalb eine massive Insolvenzwelle. Angesichts der Heterogenität der Branche, die viele unterschiedliche Gewerke und Spezialdisziplinen vereine, sei es zudem schwer, mit einer Stimme zu sprechen, erklärt Tom Koperek, man habe keine gemeinsame Lobby. Mehrere hunderttausend Arbeitsplätze stünden auf dem Spiel.
Unterstützer vom Kölner E-Werk bis zur Stunksitzung ziehen mit
Angesichts der dramatischen Lage will der Betreiber der Edel-Eventadresse „Grand Hall“ auf Zollverein nun ein sichtbares Zeichen setzen, „einen flammenden Appell und Hilferuf an die Politik zur Rettung der Veranstaltungswirtschaft“. Eine erste Branchen-Idee, den Protest auf die Straße zu bringen und das Berliner Regierungsviertel mit einem Showtruck-Corso aufzumischen, wurde rasch wieder verworfen. Man wolle „Aufmerksamkeit gewinnen und nicht protestieren“ gegen Auflagen, die man prinzipiell ja akzeptiere, erklärt Koperek. Er setzt stattdessen auf eine „stille und doch betroffen machende Aktion“, bei der nicht nur den Essenern ein Licht aufgehen soll. Wenn nämlich alle mitziehen, dann wird man in der Nacht vom 22. auf den 23. Juni im Lande ganz schön viel Rot sehen. Rund 750 Teilnehmer vom Kölner E-Werk bis zur Stunksitzung haben schon ihre Unterstützung zugesagt, „Tendenz steigend“, freut sich Koperek. Binnen einer Woche habe sich seine Idee in den Netzwerken wie ein Lauffeuer verbreitet.
Event-Branche wurde als erste vom Lockdown betroffen, das Ende ist nicht in Sicht
Licht-Monument auf Instagram
Wer sich der Aktion „Night of Light“ anschließen will, kann Logo und Homepage-Link an die Email-Adresse dabei@night-of-light.de schicken.
Bilder und Videos der beleuchteten Gebäude können am 22. /23. Juni zentral auf den eigens für diesen Anlass erstellten Seiten bei Facebook und Instagram hochgeladen werden. #nightoflight2020
Wie sehr es brennt, kann der Essener in seinem eigenen Unternehmen beobachten. Von den 120 Mitarbeitern seien derzeit rund 80 Prozent zu hundert Prozent in Kurzarbeit geschickt. Wenn die eigene Liquidität ausgeschöpft sei, würden zunächst zwar Kredite der KFW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) weiter helfen. Doch was kommt dann?, fragt Koperek. Am Ende sei man hoch verschuldet und irgendwann doch zahlungsunfähig. Denn mit einer Rückkehr zur Normalität rechnet in diesem Jahr offenbar kaum jemand mehr, auch wenn die Absage für Großveranstaltungen zunächst bis zum 31. August gilt. „Die Stornierungen reichen schon jetzt bis Mitte 2021“, untermauert Koperek die dramatische Lage. Dass die Veranstaltungswirtschaft als erste vom Lockdown betroffen war und wohl als letzte wieder aus der Krise heraus kommt, davon gehen inzwischen viele Betroffene aus. Die Hilfsprogramme, die zur Zeit aufgelegt würden, seien deshalb „kein probates Mittel, um die Krise zu lösen“, findet der Essener Unternehmer.
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Alarmstufe Rot also für eine Branche, deren bundesweiter Aufschrei nun von Essen aus gelenkt wird. Koperek hofft auch auf weitere Unterstützer in der Stadt, Veranstalter wie die Lichtburg haben sich der Aktion schon angeschlossen. Denn wenn „Night of Light“ die erhoffte Strahlkraft entwickelt, dürfte Kopereks zentrale Botschaft auch in Berlin ankommen: Wir müssen über die Zukunft reden!