Essen. Bühnengewerkschaften und Buchhandel fordern Rettungsfonds. Stratmann: „Kredite? Wer soll die nach einer solchen Durststrecke denn zurückzahlen?“

Musiker können ihren Lebensunterhalt nicht mehr mit privat erteilten Unterrichtsstunden absichern, Kabarettisten, Rapper, Magier, Travestiekünstler, Schauspieler – sie alle haben durch die Corona-Krise Einnahme-Ausfälle und existenzielle Sorgen. Deshalb fordert etwa die Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (GDBA): „Geld für Kulturschaffende muss fließen – sofort!“ Die Bühnen-Gewerkschaft verlangt „schnelle und unbürokratische Hilfsmaßnahmen für Kultureinrichtungen“, besonders aber für Freischaffende und Selbstständige.

Auch der Prinzipal des „Mondpalast“-Volkstheaters in Wanne-Eickel und des „Revue-Palasts“ für Travestie in Herten meldet sich zu Wort: Alle Welt rede über die Bundesliga, aber „die nicht-subventionierten Kulturschaffenden – zum Beispiel Privattheater, Kleinkunstbühnen und Galerien – stehen im Schatten. Wenn es keine staatlichen Hilfen gibt, wird sich diese Form der Kultur, die unsere Gesellschaft so bunt und lebendig macht, so schnell nicht erholen!“

„Ein Rettungsfonds – wie damals bei der Bankenrettung“

Stratmann erwartet von der Politik, „dass man uns nicht im Regen stehen lässt. Wir wollen keine Sonntagsreden der Kulturpolitiker mehr hören!“ Er halte die Bereitstellung von Krediten für Kulturunternehmen „für nicht zielführend. Wer soll die nach einer solchen Durststrecke denn zurückzahlen? Was wir brauchen, ist ein Rettungsfonds – wie damals bei der Bankenrettung!“

Im Prinzip ist dieser Nothilfe-Fonds bereits am vergangenen Wochenende von der Kultusministerkonferenz der Länder in Abstimmung mit der Kultur-Staatsministerin Monika Grütters (CDU) beschlossen worden.

Börsenverein des Buchhandels: „Kritisch bis existenzgefährdend“

Allein: Es fehlt noch die konkrete Umsetzung. NRW-Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen (parteilos) sagte gegenüber unserer Redaktion Hilfen für die freie Szene binnen „weniger Tage“ zu. Währenddessen wächst die Zahl der Hilfesuchenden stündlich. So hat auch der Börsenverein des deutschen Buchhandels Hilfen gefordert: „Für die größtenteils Klein- und Kleinstunternehmen, aber auch die wenigen größeren Unternehmen der Branche sind Schließungen kritisch bis existenzgefährdend“, gab Börsenvereins-Geschäftsführer Alexander Skipis zu bedenken: „Wir benötigen deshalb effektive und unbürokratische Sofortmaßnahmen von staatlicher Seite. Wenn Buchhandlungen für einen Monat keine Bücher mehr vor Ort verkaufen können, sind neben den Buchhandlungen auch die Verlage, deren Bücher dort nicht verkauft werden können, existenziell bedroht.“

Solidarität mit #meinekartemeinebühne

Die Bühnen-Gewerkschaft GDBA schlägt vor, den Rettungsfonds „als Überbrückungshilfe für fixe Sach- und Personalkosten von privaten Kultureinrichtungen und anderen“ zu gestalten. Es sollten Kredite ohne Kreditwürdigkeitsprüfung ausgezahlt werden und bis Ende 2020 tilgungsfrei sein. „2021 sollte dann in Einzelfallprüfungen entsprechend der individuellen Tragfähigkeit entschieden werden, ob Rückzahlungen erlassen, gestundet oder teilweise erlassen werden.“

Und immer wieder wird die Bitte laut, gekaufte Karten für ausfallende Vorstellungen möglichst nicht gegen Kostenerstattung zurückzugeben, um auf diese Weise einen solidarischen Unterstützungsbeitrag für die Häuser zu leisten, die absehbar in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten werden. Ein entsprechender Solidaritätsappell läuft im Internet unter dem Hashtag #meinekartemeinebühne.