Essen. . Mit der Grand Hall Zollverein wird ab 2017 aus der ehemaligen Sauger- und Kompressorenhalle ein spektakulärer Veranstaltungsraum. Ein Ortstermin.
- Mit „Grand Hall Zollverein“ soll eine Veranstaltungshalle für Kongresse, Firmenevents, Konzerte und Clubnächte geschaffen werden
- Umbau zur hochmodernen Veranstaltungs-Halle nimmt nun mit Riesenschritten Gestalt an
- Investitions-Volumen von rund zehn Millionen Euro
Es gab mal eine Zeit, da war das Kokerei-Areal für Nicht-Zollvereiner „eine verbotene Stadt“. Ein Mammutwerk der Maloche, kein Ort des Vergnügens: Hier die „schwarze Seite“ mit ihrer Koksveredlung, dort die „weiße Seite“ mit ihren mächtigen Umwandlungsanlagen für die Verbrennungsgase der Kokerei. Das „Betreten verboten“-Schild ist längst verschwunden und wer sich dieser Tage auf dem Kokerei-Gelände umsieht, der erlebt ein Areal im Wandel, das an allen Ecken und Enden bebaut und entwickelt wird und wo man ab 2017 mit einem ganz besonderen Publikums-Magneten aufwarten will. „Grand Hall Zollverein“ heißt das ehrgeizige Projekt, das Kongresse und Firmenevents, aber auch Konzerte und Clubnächte nach Zollverein holen will. Der Umbau zur hochmodernen Veranstaltungs-Halle, der nach dem Tod von Initiator und „Casino“-Betreiber Claus Dürscheidt kurzzeitig ins Stocken geraten war, nimmt nun mit Riesenschritten Gestalt an.
Für Tom Koperek, der das Projekt im Vorstand der privatwirtschaftlichen Betreibergesellschaft Grand Hall Zollverein GmbH betreut und „im Geiste Dürscheidts“ weiterführt, ist der Umbau der Sauger- und Kompressorenhalle ein weiterer Meilenstein auf dem weitläufigen Gelände. Mit nahezu zehn Millionen Euro beziffert Koperek inzwischen das Investitions-Volumen, das die acht, von Dürscheidt noch persönlich akquirierten Investoren, für das Renommier-Projekt aufbringen und die Entwicklung auf der Kokerei damit ohne zusätzliche öffentliche Fördermittel weiter voranbringen. Nicht nur der Einbau einer Fußbodenheizung in ein seit den 1990ern stillgelegtes Gebäude bedeutet dabei eine besondere Herausforderung. Auch die Kosten für Lüftung, Elektronik und Veranstaltungs-Technik summieren sich. Modernstes Veranstaltungs-Equipment trifft da künftig auf dem rostromantischen Charme der Industriekultur.
Dass die „Grand Hall Zollverein“ ein Ort mit Geschichte ist, soll man schließlich sehen. Ein Teil der riesigen Kompressoren und Sauger bleiben deshalb im Gebäude erhalten. Und das Foyer erlaubt sogar einen eindrucksvollen Blick in die „Maschinenwelt“, die dann geschützt hinter einer Glaswand liegt. Der Erhalt zahlloser weiterer Artefakte ist freilich auch eine Konzession an den Denkmalschutz, mit dem man nach Angaben von Koperek in enger Abstimmung arbeitet, sorgt, aber für die besondere Atmosphäre des Ortes. Wer hier ab 2017 zum Tagen, Tanzen, Feiern und Versammeln kommt, der hat Zollverein-Geschichte noch fest im Blick.
Viele Partner aus der Region
Ein Ort für viele Anlässe soll die Grand Hall Zollverein künftig sein. Um das gesamte Service-Paket vom Catering über Messebau bis zur Beleuchtung, von der Tagungstechnik über den Shuttle-Service bis zur Konzeption und Organisation anbieten zu können, haben sich die Grand Hall-Macher eng vernetzt. Alles im Angebot, aber nicht alles in einer Hand, das ist das Konzept der Betreiber, die vor allem mit Partnern aus der Rhein-Ruhr-Region kooperierenwollen; der Caterer aus Essen, der Messebauer aus Oberhausen, der Busbetreiber aus Gelsenkirchen. Dazu übernimmt eine Essener Agentur das Konzert-Booking, denn die Grand Hall Zollverein soll auch eine feste Adresse auf den Tourplänen von Pop-Bands, Musikern und Comedy-Größen werden. Womöglich wird auch die Stiftung Zollverein einen Teil der kulturellen Veranstaltungen in die neue Halle verlegen, hofft Koperek.
Das wäre dann ganz im Sinne von Claus Dürscheidt, der mit dem „Casino Zollverein“ früh die gastronomischen Potenziale des Geländes erkannte, zuvor aber bereits als Gründer der legendären „Zeche Bochum“ von sich reden machte. Die neue Zollverein-Halle soll auch eine „bleibende Erinnerung“ an ihn sein, versichert Koperek. Ob Dürscheidts Wunsch, Coldplay möge in Zukunft mit seiner Clubtour doch nicht mehr nach Köln gehen, sondern auf Zollverein spielen“, in Erfüllung geht, wird sich dann 2017 zeigen. Wie überhaupt abzuwarten bleibt, wie sich die neue Location auf das Bankett- und Tagungs-Geschäft der Philharmonie oder auf die Gigs in der Grugahalle auswirken wird und wie groß der Veranstaltungs-Kuchen am Ende für alle ist. Die Grand Hall Zollverein-Macher sind jedenfalls sicher, eine Lücke im Hallen-Angebot der Stadt zu schließen. „Insgesamt streben wir an, bis zu 75 Veranstaltungen pro Jahr auszurichten“, sagt Tom Koperek.
Für den 48-jährigen Essener, der mit seiner Agentur 1997 zu den ersten Mietern auf Schacht XII gehörte und heute mit seiner LK-AG im benachbarten Schonnebeck residiert, schließt sich damit ein Kreis. Man sei „stolz, Teil der zukunftsorientieren Entwicklung von Zollverein zu sein“, sagt Koperek. Weitere Ausbaupläne nicht ausgeschlossen. Ein Restaurant im Erdgeschoss des Schalthauses wurde fürs erste auf Eis gelegt, könnte aber in einer nächsten Bauphase folgen.
Die Grand Hall Zollverein in Zahlen
Die Grand Hall Zollverein soll bei Konzerten bis zu 2400 Gäste fassen, für manche Musikevents eine günstige Zwischengröße – noch nicht gewaltige Arena, aber auch nicht mehr Club. Für Bankette und Tagungen stünde ebenfalls reichlich Platz zur Verfügung – bei Reihenbestuhlung kämen bis zu 1200 Personen unter, 950 Gäste könnten bei gesetzten Essen bewirtet werden. Für Get Together Veranstaltungen und Stehempfänge wird mit bis zu 2400 Gästen kalkuliert. Derzeit rechnen die Betreiber mit bis zu 75 Veranstaltungen pro Jahr.
Die Raumgrößen der neuen Halle sind dabei variabel. Flächen zwischen 50 und 3500 Quadratmetern können durch Raumteilung oder Zusammenlegung angeboten werden.
Der geplante Eröffnungstermin der sanierten Sauger- und Kompressorenhalle wird derzeit für den Jahreswechsel 2016/2017 angegeben.