Essen. Oberbürgermeister Thomas Kufen bewirbt sich mit einem starken Votum seiner Partei um eine zweite Amtszeit: “ich brenne immer noch für die Stadt.“
Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen bewirbt sich bei der Kommunalwahl am 13. September mit einem starken Votum seiner Partei um eine zweite Amtszeit. Der CDU-Kreisverband stellte sich am Samstag nahezu geschlossen hinter die Kandidatur des 46-jährigen Amtsinhabers. Auf der Kreisvertreterversammlung in der Messe Essen erhielt Kufen 98,4 Prozent der Stimmen. Damit folgten die 187 mit deutlicher Mehrheit der einstimmigen Empfehlung des Parteivorstandes. "Ich brenne immer noch für die Stadt", sagte Kufen vor den Delegierten.
Wegen der Corona-Pandemie wurde Kufen nicht auf einem ordentlichen Parteitag nominiert, die Delegiertenkonferenz fand unter Vorgabe der Abstands- und Hygieneregeln in Halle 5 der Messe Essen statt. Über das Kommunalwahlprogramm will die Partei per Videokonferenz beraten, bevor der Vorstand darüber entscheidet.
Anders als vor fünf Jahren, als Kufen das Amt des Oberbürgermeisters als Herausforderer eroberte und den amtierenden OB Reinhard Paß von der SPD bereits im ersten von zwei Wahlgängen hinter sich ließ, geht er seine Wiederwahl aus dem Amt heraus an. Entsprechend selbstbewusst trat Kufen vor den Delegierten auf.
Kufen empfiehlt sich den Delegierten auch als Krisenmanager
Kufen empfahl sich als Krisenmanager, als er daran erinnerte, dass zu Beginn seiner Amtszeit die Flüchtlingskrise stand. Nun gilt die Coronakrise zu bewältigen. Essen sei besser durch die Krise gekommen als andere. Aber: "Die Coronapandemie führt uns vor Augen, bedeutungsvoll der Zusammenhalt unserer Gesellschaft ist", sagt der OB. Kufen will das Miteinander zum Leitthema einer zweiten Amtszeit machen.
Den Ausbau von Kita-Plätze will er als OB ebenso weiterführen, wie die Digitalisierung an den Schulen und die Sanierung von Straßen. Die "Grüne Hauptstadt" sei eine Verpflichtung für die Zukunft, Schlagworte wie Verkehrswende und Klimaschutz dürften jedoch keine Ideologie sejn. Und. "Man muss schwarze Zahlen schreiben, um sich grüne Projekte leisten zu können", sagte Kufen in Anspielung auf den städtischen Haushalt.
Seit 2016 hatte Kufen dem Rat drei Mal in Folge einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen können. Die Coronakrise reißt in diesem Jahr jedoch ein Millionen-Loch in die Kasse.
Im Gespräch mit Pressevertretern war Kufen tags zuvor auf Nachfrage auch auf das soziale und wirtschaftliche Nord-Süd-Gefälle in der Stadt eingegangen. Dieses zu überwinden bezeichnete der OB als Aufgabe für die kommenden Jahrzehnte. Er setze auf Stadtentwicklung, allen voran auf die Entwicklung des Stadtquartiers "Essen 51" und der ehemaligen RAG-Flächen am Rhein-Herne-Kanal, die als "Freiheit Emscher" entwickelt werden sollen. In seiner Bewerbungsrede ging Kufen auf diese Herausforderung nicht ausdrücklich ein. Zum Thema Soziales betonte er: "Hartz IV ist kein Berufswunsch."
"Wir können nicht zaubern, aber arbeiten", rief der Kandidat den Delegierten zu und griff damit einen CDU-Slogan aus dem Bundestagswahlkampf 1949 auf. Seinen Politik-Stil, den er mit dem Dreiklang "zuhören, verstehen, machen", beschrieb, will Kufen beibehalten. Er trete an, um die CDU mitzuziehen, hatte der OB im Gespräch mit der Presse hervorgehoben. "Wir sind längst noch nicht fertig hier, was unsere Stadt angeht."
Der Vorsitzende der Ratsfraktion, Jörg Uhlenbruch, führt die Reserveliste der Ratskandidaten an
Die Liste der Kandidaten für den Rat der Stadt führt der Fraktionsvorsitzende Jörg Uhlenbruch an, der das Amt, wie Kufen lobte, hervorragend ausfülle. Auf den weiteren Listenplätzen folgen die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Barbara Rörig, die Vorsitzende der Frauen-Union, Christiane Moos, und der planungspolitische Sprecher Ratsfraktion, Uwe Kutzner.
Unter den Kandidaten auf den ersten zehn Listenplätzen finden sich vier Frauen, danach werden es weniger. "Da ist noch Luft nach oben", sagte der CDU-Kreisvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Matthias Hauer. Als Vertreter der Migranten in der Union kandidiert Sadik Cicin auf Listenplatz 24. Bei der Kommunalwahl 2014 zog die Reserveliste bis Platz 26.
Eine Kampfabstimmung blieb den Delegierten diesmal erspart. Michael Bonmann, nominiert vom Ortsverband Bredeney, hatte seine Kandidatur für den Wahlkreis Bredeney/Fischlaken wenige Tage vor der Delgiertenkonferenz zugunsten von Ulrich Beul aus dem Ortsverband Heidhausen/Fischlaken zurückgezogen - aus "persönlichen Gründen", wie es hieß.
Eine Reihe langjähriger Ratsmitglieder kandidierte nicht mehr
Bonmann hat sich, wie berichtet, mit dem Kreisvorsitzenden Matthias Hauer und weiten Teilen seiner Partei überworfen. Auslöser für das Zerwürfnis war ein Interview, in dem Bonmann sich gegen eine Ausgrenzung der AfD ausgesprochen hatte, sollten deren Vertreter in die Bezirksvertretung gewählt werden. Hauer nannte den Ärger um Bonmann in der Essener CDU im Rückblick "ein singuläres Ereignis, das sehr ärgerlich war". Von seinem Amt als Bezirksvorsteher war Bonmann zurückgetreten.
Eine ganze Reihe langjähriger Ratsmitglieder kandidierte nicht mehr für den Rat, darunter Bürgermeister Franz-Josef Britz, der Schönebecker Ratsherr Klaus Diekmann und der sportpolitische Sprecher der Fraktion, Siegfried Brandenburg aus Schonnebeck, der zur eigenen Überraschung von seinem Ortsverband nicht mehr nominiert worden war.