Essen. Die Messe Essen hat ein Hygiene-Konzept erarbeitet, wie demnächst wieder Veranstaltungen stattfinden können. Die erste Messe steht Anfang Juli an
Seit Anfang März sind wegen der Corona-Pandemie sämtliche Messen und Kongresse abgesagt. Doch nun bereitet sich die Messe Essen auf die Wiederaufnahme ihres Geschäftsbetriebes vor. Die erste Messe nach dem Shutdown soll Anfang Juli stattfinden. Es wird die European Bridal Week sein, eine Fachmesse für die Brautmodenbranche, die eigentlich im April im Messekalender stand. "Die Messen werden sicherlich anders aussehen, als wir es bisher gewohnt waren", sagte Oliver P. Kuhrt, Geschäftsführer der Messe Essen.
Dass die Messe Essen ihren Betrieb wieder aufnehmen kann, liegt an den neuen Lockerungen, die die NRW-Landesregierung Ende Mai beschlossen hat. Demnach sind Messen und Kongresse ab Juni unter strengen Hygienevorschriften wieder erlaubt.
"Diese Entscheidung ist ein erster Schritt zurück in ein erfolgreiches Messegeschäft", erklärte Kuhrt. Er räumte aber gleichzeitig ein: „Die Auflagen sind anspruchsvoll, kostenintensiv und erfordern viel Flexibilität."
Teilnehmerzahl bei Messen stark eingeschränkt
Die zulässige Teilnehmerzahl wird stark begrenzt sein. Auf zehn Quadratmeter Ausstellungsfläche darf nur eine Person kommen. Das ist bei Fachmessen sicher weniger problematisch als bei großen Publikumsmessen wie etwa der Mode Heim Handwerk oder der Essen Motorshow. Eine Messesprecherin bestätigte: "Während sich für viele hochspezialisierte Fachmessen mit klar umrissenem Teilnehmerkreis nichts ändert, sind die Auflagen für Publikumsmessen spürbarer."
Die Messe Essen hat aus den Vorgaben des Landes ein umfangreiches Hygienekonzept erarbeitet. Punkte darin sind: Es werden nur Online-Tickets verkauft, die für bestimmte Tage gelten. Tageskassen vor Ort gibt es nicht. Außerdem muss jeder Besucher registriert werden. Das soll eine Kontrolle der Besucherzahl ermöglichen.
Weiterhin wird jeder Besucher verpflichtet, einen Mund-Nase-Schutz zu tragen. Eintrittskarten werden kontaktfrei gescannt. Die Messe muss außerdem dafür sorgen, dass keine Besucher mit Erkältungssymptomen hereingelassen werden. Wie das genau passiert, geht aus dem Konzept nicht hervor. In diesem Punkt sei man noch in der Abstimmung mit dem Deutschen Messeverband und der Landesregierung, heißt es.
Auch für Aussteller gibt es Auflagen, wie sie ihren Stand und das Catering gestalten müssen, um die Abstandsregeln und Hygienevorschriften einzuhalten.
Frage bleibt: Kommen die Aussteller zurück?
Die Maßnahmen sollen nicht zuletzt dazu dienen, das Vertrauen der Aussteller und der Besucher zurückzugewinnen. Denn noch ist offen, ob diese tatsächlich wieder zu den Messen zurückkehren. "Die Auflagen sind herausfordernd", sagte Messe-Chef Kuhrt. Er setze aber darauf, dass die Aussteller die Regelungen mittragen.
Neben der Bridal Week, die vom 4. bis 6. Juli stattfindet, hat auch schon die kleinere Fachmesse All about Automation für den 9. und 10. September zugesagt. Anfang September steht außerdem die verschobene Sanitär, Heizung und Klima SHK an - vorausgesetzt, die Branche folgt den nun geltenden Auflagen. Schon jetzt steht fest, dass die stark international ausgerichtete Security Ende September kleiner ausfallen wird und sich vorrangig an Teilnehmer aus dem deutschsprachigen Raum richten soll.
Spannend wird es, wenn die großen Publikumsmessen starten. Bei der Essen Motorshow mit rund 100.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche dürften sich nach den jetzigen Regeln allein rechnerisch nur 10.000 Menschen gleichzeitig in den Hallen aufhalten, einschließlich Stand- und Sicherheitspersonal. Vergangenes Jahr kamen im Schnitt 40.000 Besucher täglich, an den Wochenenden deutlich mehr.
Die Messe Spiel hatte schon im Vorfeld der neuen Lockerungen die Reißleine gezogen und die Messe für dieses Jahr abgesagt, weil allein die Begrenzung der Besucherzahl kein vernünftiges Messegeschäft zulasse. Auch die Oldtimerschau Techno Classica ist auf nächstes Jahr verschoben worden.
Corona bedeutet hohe Verluste für Messe Essen
Die Messe Essen ist dennoch zuversichtlich, dass die kommende Mode Heim Handwerk und die Essen Motor Show im November bzw. Dezember auch unter den nun gegebenen Auflagen stattfinden. "Wir können uns das vorstellen", bekräftigte die Sprecherin. Es bleibe aber insgesamt davon abhängig, wie sich die Infektionszahlen entwickeln.
Wirtschaftlich wird das Messejahr 2020 wohl trotzdem ein Desaster werden. Der lange Shutdown, die Kosten für die Hygieneauflagen und die erwarteten Besucherrückgänge setzen dem Geschäft zu. Das bedeutet letztlich: Die Stadt Essen muss der Messe dieses Jahr deutlich mehr Geld zuschießen als geplant. Stadtkämmerer Gerhard Grabenkamp rechnet mit 14,5 Millionen Euro an zusätzlichen Geldern, so dass die Messe am Ende wohl 20,7 Millionen Euro aus dem städtischen Etat braucht.
Auszug aus den Hygieneregeln der Messe:
- Maskenpflicht für Personen auf dem Messegelände
- Registrierung der Aussteller, Besucher und Dienstleister zur möglichen Rückverfolgbarkeit durch Behörden
- Personen mit Krankheitssymptomen erhalten keinen Zutritt
- Die Eintrittskarten gibt es ausschließlich online. Sie gelten nur für bestimmte Messetage.
- Eintrittskarten werden kontaktfrei gescannt
- Regelmäßige Reinigung und Desinfektion von Kontaktflächen
- Kontinuierliche Belüftung der Eingangsbereiche, der Messehallen und
der Sitzungssäle mit Frischluft
- Information der Messeteilnehmer über die geltenden Schutz- und
Hygienemaßnahmen wie z.B. Aushänge, Flyer, Piktogramme,
Lautsprecheransagen. Die Hinweise müssen auch für ausländische Teilnehmer verständlich sein