Essen. Anders als die Kitas kehren die Grundschulen zum 8. Juni nicht zum Regelbetrieb zurück. Viele Essener Schulleiter sind darüber erleichtert.
Am Montag (8. Juni) sollen die Kitas in Nordrhein-Westfalen zum Regelbetrieb zurückkehren, wenn auch mit Einschränkungen. Ob zeitgleich auch an den Grundschulen der reguläre Unterricht beginnt, ließ die Landesregierung zunächst offen - und sorgte damit auch bei Essener Grundschulleitern für Unsicherheit.
Auf unsere Anfrage erklärte das Schulministerium am Mittwoch (3. Juni) nun, Ziel und Anspruch von Ministerin Yvonne Gebauer (FDP) sei es, „nach den Sommerferien wieder in einen regulären Schulbetrieb mit möglichst viel Präsenzunterricht zurückzukehren. Bei dieser Zielsetzung bleibt es – natürlich immer in Abhängigkeit vom Infektionsgeschehen“.
Von 25 Lehrern können derzeit nur 15 unterrichten
Bei Winfried Bega, Leiter der Schule am Wasserturm und Sprecher der Essener Grundschulen, dürfte diese Information für Erleichterung sorgen. Zuletzt hatte er über die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) gehört, „dass am kommenden Montag gestartet werden könnte“ – und bang auf eine offizielle Mitteilung aus dem Schulministerium gewartet. Das Gebauer-Haus habe oft recht kurzfristig informiert. Binnen weniger Tage neue Pläne für Raumbelegung, Lehrereinsatz und Zuschnitt der Klassen aufzustellen, hätte Bega für sehr schwierig gehalten: „Bei uns können aktuell von 25 Kollegen nur 15 unterrichten, die anderen sind krank geschrieben.“
Viertklässler kehrten als erste in die Grundschulen zurück
Am Donnerstag, 7. Mai 2020, kehrten die Viertklässler in die Grundschulen zurück. Vier Tage später, also am Montag, 11. Mai, startete dann der Unterricht für alle Jahrgänge der Grundschulen. Um die coronabedingten Abstände einzuhalten, werden sie bisher nicht klassenweise, sondern in kleineren Gruppen unterrichtet: tageweise rollierend.
„Um allen Schülern auch in dieser außergewöhnlichen Zeit einen gleichen Zugang zur Schule zu ermöglichen, bedeutet dies: Pro Wochentag wird ein Jahrgang in der Schule unterrichtet; am Folgetag der nächste Jahrgang“, heißt es auf der Homepage des NRW-Schulministeriums. Die Schulen sollten sicherstellen, dass bis zu den Sommerferien alle Jahrgänge möglichst gleich viele Präsenztage in der Schule verbringen.
Erst vor drei Wochen sind die Grundschüler in die Schulen zurückgekehrt: Sie werden dort in Kleingruppen unterrichtet, kommen nur tageweise ins Schulgebäude. Parallel läuft das Lernen zu Hause weiter. Er halte es für vernünftig, diese Mischung von Präsenzunterricht und Lernen auf Distanz bis zu den Sommerferien beizubehalten, sagt Bega. In der kommenden Woche gebe es wegen Fronleichnam und Brückentag ohnehin nur drei Schultage, danach blieben noch zwei Wochen bis zu den Sommerferien: Da lohne eine erneute Umstellung des Betriebs nicht.
Kinder müssen sich erst wieder an den Schulbesuch gewöhnen
Zumal der sanfte Einstieg in den Schulalltag gelungen sei: „Es tut den Kindern gut, ihre Lehrer zu sehen, mit ihnen zusammen den Stoff vorzubereiten, den sie zu Hause bearbeiten. Grundschüler lernen viel über das Emotionale, die Beziehung zum Lehrer“, betont Bega. Auch seine Kollegin Esther Liers, die die Grundschule Überruhr leitet, hält es für vernünftig, einstweilen am rollierenden System festzuhalten. Bis zu den Sommerferien komme jedes Kind für sieben bis acht Tage in die Schule, „und die Eltern scheinen erleichtert zu sein, dass sie bis zum Ferienstart einen festen Plan haben“.
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Auch Schulleiterin Cornelia Kaitinnis-Lenz von der Theodor-Heuss-Schule in Bergerhausen erlebt dieser Tage keine Eltern, die auf mehr Unterricht drängen. Am vorhandenen System gebe es kaum Kritik. „Ich denke, die Familien sind froh, dass sie jetzt erstmal Verlässlichkeit haben.“ Die Kinder seien schul-entwöhnt gewesen, gewöhnten sich nun erst wieder an den Rhythmus. Einen erheblichen Lernfortschritt dürfe in den letzten Schulwochen aber niemand erwarten.
Die Nachfrage nach Plätzen in der Notbetreuung wächst
Kaitinnis-Lenz weiß aber, dass das Ministerium mitunter für Überraschungen gut ist: „Die rotieren ja auch. Wir haben daher einen Plan B in der Tasche und könnten notfalls früher starten.“ Udo Moter von der Maria-Kunigunda-Schule in Karnap wünscht sich das sogar: „Wir sind jederzeit startklar.“ Überall gebe es derzeit Schritte in die Normalität, da dürfe die Schule nicht außen vor bleiben, findet der Schulleiter. Er merke die Notlage der Familien an der steigenden Nachfrage nach Plätzen in der Notbetreuung. „Wir müssen auch mal an die Eltern und Kinder denken. Die jetzige Situation darf doch kein Dauerzustand werden.“
Das findet auch seine Kollegin Esther Liers: Aber statt eines Stolperstarts im Juni, wünscht sie sich eine gut organisierte Rückkehr in den Regelbetrieb nach den Sommerferien. „Es wäre schön, wenn wir zu Ferienbeginn wüssten, wie es danach weitergehen soll. Dann könnten wir die sechs Wochen nutzen, um alles gut vorzubereiten. Die vergangenen Wochen haben uns ganz schön flexibel gemacht, aber es wäre auch mal schön, langfristig planen zu können.“
Das Schulministerium hält sich mit Verweis auf die „Entwicklung des Infektionsgeschehens und neue wissenschaftlichen Erkenntnisse“ ein Hintertürchen offen: Man habe zu einem weitergehenden Schulbetrieb bisher noch keine Entscheidungen getroffen, beleuchte aber stets die aktuelle Situation.