Essen. Möbelgeschäfte stehen als Shopping-Destination hoch im Kurs. Doch spezielle Corona-Käufe gibt es kaum. Umzüge lassen sich nicht aufschieben.
Menschen wollen wohnen. Die Möbelhäuser waren die ersten Geschäfte, die nach dem Shutdown ihre Türen öffnen durften. Dementsprechend boomte der Möbelkauf in vielen Geschäften. Doch auch jetzt, nachdem fast alle anderen Geschäfte geöffnet haben, stehen die Menschen vor Ikea Schlange, schieben im Minutentakt beladene Wagen über den Parkplatz.
Umzüge lassen sich nicht aufschieben
Carla Beiert und Marius Becker reihen sich in der Mittagssonne ein. Das junge Paar hat Großes vor. „Wir ziehen zusammen“, sagt Becker. In die erste gemeinsame Wohnung wollen die beiden nicht viel Möbel aus ihren Kinderzimmern mitnehmen. „Ich nehme nur einen Stuhl und Kleiderstangen mit“, erzählt die 23-Jährige. Sie planen vor Ort zu schauen, bestellen wollen die beiden dann im Online-Shop.
Mit Yuccapalme, Sitzkissen und anderen Kleinigkeiten beladen verlassen Anna und Tim Kommander das Möbelhaus. „Wir haben spontan ein Haus gekauft“, erzählt Tim Kommander. Deshalb sind sie in den vergangenen Wochen zu regelmäßigen Besuchern des Möbelhauses geworden. „Wir lassen uns von Corona nicht aufhalten“, sagt Anna Kommander.
Elke Hubble ist ebenfalls gerade umgezogen. „Nach 30 Jahren bin ich wieder in meiner Heimat Essen angekommen“, erzählt die Frau, die bis vor wenigen Wochen noch in Tirol zu Hause war. Im Umziehen ist die Essenerin geübt: „Das ist mein 21. Umzug“. Somit führt sie ihren Shoppingtrip für Blumentöpfe, Teppiche und allerlei Deko-Artikel ganz unabhängig von Corona durch.
Kunden kaufen gezielt in Möbelhäusern ein
Ikea kann über die Umsätze nicht klagen. „Wir sind sehr zufrieden mit dem bisherigen Offline-Umsatz“, sagt eine Sprecherin des Unternehmens. „Die Kunden kommen in der Regel sehr gezielt und gut vorbereitet zum Einkaufen in unsere Einrichtungshäuser.“ Der Schwerpunkt liege aber nicht auf der Deko sondern auf Möbeln.
Diese schiebt Rosanna Leistikow über den Parkplatz. „Die Kiefernmöbel sind für meinen Bruder“, erklärt sie ihren vollen Wagen. Der ziehe aus seinem Studentenwohnheim in Münster aus. Coronabedingt habe sie nicht mehr oder weniger gekauft. „Das musste ich sowieso kaufen“, sagt Leistikow.
Anders sieht es bei den Erdmanns aus Duisburg aus. Das Paar hat gleich mehrere Kommoden gekauft. „Wir wollten neue Kommoden, haben durch Corona den Einkauf jetzt aber vorgezogen“, sagt Sabine Erdmann, während ihr Mann die gestapelten Kartons zum Auto schiebt. „Nur ein paar Türen haben wir nicht bekommen.“
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Küchen, Polster- und Gartenmöbel sehr beliebt
Dieses Einkaufsverhalten nimmt auch Nina Hamann-Hensel, Geschäftsführerin von Möbel Hensel in Altenessen wahr: „Viele Kunden haben Projekte vor. Die Leute hatten alle Bedarf und haben gezielt nach konkreten Vorstellungen eingekauft.“ Während in den vergangenen Jahren der Mai „sehr ruhig“ im Umsatz gewesen sei, sei das Geschäft in diesem Jahr höher frequentiert gewesen. „Die Kunden haben den Umsatz nachgeholt“, beschreibt Hamann-Hensel. Besonders gefragt seien Küchen und Polstermöbel, weniger stark sei hingegen die Nachfrage nach Möbeln für den Schlafbereich.
Das Möbelgeschäft XXXLutz Kröger in der Innenstadt verzeichnet ebenfalls eine erhöhte Nachfrage. „Dies betrifft vor allem Wohnzimmer und Küchen sowie Garten- und Outdoor-Möbel, hier verzeichnen wir Zuwächse“, sagt Sprecher Volker Michels. Problematisch sei das Einkaufen unter geltenden Hygiene- und Abstandsregeln für die Kunden nicht. „Unsere Kunden verhalten sich sehr vorbildlich und zeigen absolutes Verständnis, dass Einkaufen aktuell eben anders ist“, teilt Michels mit.