Essen. Der Baukonzern wollte längst mit dem Abriss des alten Hochtief-Hauses am Opernplatz begonnen haben. Doch nun ist offen, wann die Bagger anrollen.
Es ist nur noch reine Formsache: Am Donnerstag wird der Planungsausschuss des Stadtrates den einst angedachten Denkmalschutz für die historische Hochtief-Verwaltung am Opernplatz wieder beerdigen. Die Denkmalschutzfrage war fast drei Jahre lang streitig, beschäftigte gar die Gerichte. Nun aber steht dem Abriss nichts mehr im Weg und das alte Hochtief-Haus kann Platz machen für die neue Hochtief-Zentrale.
Geplant ist zwischen RWE-Turm und Aalto-Theater ein sechsgeschossiges, transparentes Gebäude, das Platz für 1100 Mitarbeiter bieten soll. Mit Verweis auf die Ausschusssitzung am Donnerstag ließ die Stadtverwaltung denn auch vor wenigen Tagen per Pressemitteilung fast euphorisch verkünden: "Der Bau der neuen Hochtief-Zentrale kann beginnen".
Denkmalstreit um altes Hochtief-Haus war schon im März beigelegt
Doch an der offenen Denkmalschutzfrage lag es offensichtlich nicht, dass Hochtief bislang nicht mit dem längst geplanten Abriss begonnen hat. Der Start für den Abbruch war ursprünglich schon im März vorgesehen und zu diesem Zeitpunkt war auch der Denkmalschutz bereits vom Tisch. Das Rheinische Amt für Denkmalpflege hatte ihr Denkmalschutz-Begehren schon damals aufgegeben, wie eine Anfrage dieser Redaktion im März ergab.
Warum tut sich also noch immer nichts am Opernplatz? Hochtief hält sich auf Nachfragen dazu recht bedeckt. Wie jedoch das "Handelsbatt" vor wenigen Tagen berichtete, werde es am historischen Hochtiefhaus bis auf Weiteres keine Bauarbeiten geben. Der Abriss sei verschoben, der Zeitplan für den Bau der neuen Zentrale ins Stocken geraten. Als Grund nennt die Zeitung die Coronakrise, die Unsicherheiten in die Immobilienbranche gebracht habe und vor allem Neubauvorhaben bremst.
Hochtief wollte den Bericht nicht kommentieren. Ein Sprecher teilte lediglich mit: "Ich halte es für selbstverständlich, dass wir uns in der Coronakrise vorrangig um Projekte unserer Kunden kümmern." Er bekräftigte jedoch, dass Hochtief die Planungen für die neue Konzern-Zentrale weiter vorantreibe, ließ aber offen, wann der Abriss des alten Hochtief-Hauses beginnen wird: "Wann die Bagger anrücken, können wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht genau sagen."
Denkmalwert des Hochtief-Hauses lange umstritten
Die heutige Hochtief-Zentrale am Opernplatz wurde 1938 nach den Plänen der Architekten Curt Bucerius und Theodor Kleemann gebaut. Während die Architektur des Hauses äußerlich eher ruhig und zurückhaltend ist, sticht vor allem das Hauptportal mit der Stahlgusstür hervor, die der Düsseldorfer Bildhauer Erich Kuhn entworfen hat. Die Türblätter stellen dabei die Arbeitsgänge am Bau dar.
Die städtische Denkmalschutzbehörde setzte sich 2016 für die Unterschutzstellung des Gebäudes ein, fand dabei auch Gehör bei der Oberen Behörde, dem Rheinischen Amt für Denkmalpflege. Gegen die Eintragung als Denkmal legte der damalige Besitzer allerdings Rechtsmittel beim Verwaltungsgericht ein. Hochtief, dass die Immobilie zwischenzeitlich erworben hatte, übernahm diese, stellte die Klage aber ruhend.
Ein Architektenwettbewerb für die neue Zentrale ergab schließlich, dass der Altbau nicht in den Neubau sinnvoll integriert werden könne. Aus Sicht von Hochtief war der Abriss damit alternativlos und auch die Stadt Essen, die das Bauprojekt nicht gefährden wollte und die Arbeitsplätze in der Stadt halten wollte, schlug sich auf die Seite des Konzerns.
Wenn das Rheinische Amt allerdings bei seinem Denkmalbegehren geblieben wäre, dann wäre es auf einen Ministerentscheid hinausgelaufen. Darauf wollte es die Obere Denkmalschutzbehörde aber offensichtlich nicht ankommen lassen.