Essen. Der Baukonzern Hochtief will am Opernplatz in Essen eine neue Zentrale errichten und stellte nun erstmals die Entwürfe dafür vor.
Der Essener Baukonzern Hochtief hat am Mittwoch erstmals die Pläne für seine neue Konzernzentrale am Opernplatz vorgestellt. Das besonders Auffällige dabei: Das historische Firmengebäude aus dem Jahr 1938 spielt dabei keine Rolle mehr. Es soll anders als zunächst gedacht abgerissen werden.
„Eigentlich war es unser Wunsch, es zu erhalten“, bekräftigte Hochtief-Vorstand Nikolaus Graf von Matuschka. Dies sei auch Teil der Aufgabe an alle fünf beauftragten Architektenbüros gewesen, die einen Entwurf erarbeiten sollten. Allerdings hätten alle gleichermaßen signalisiert, dass dies nicht funktioniere. „Schweren Herzens“ habe sich Hochtief deshalb davon verabschiedet.
Hochtief streitet noch mit dem Denkmalschutz
Hochtief hat sich für den Entwurf des Düsseldorfer Architektenbüros Slapa, Oberholz, Pszculny - Sop - entschieden. Das Büro hat in Essen seine Handschrift bereits beim Eon-Ruhrgas-Bau und der Messe hinterlassen. Architekt Jurek M. Slapa bekräftigte am Mittwoch: „Es ist nicht möglich, das alte Gebäude zu integrieren.“ Unter anderem verhinderten zu geringe Geschossgrößen einen vernünftigen Anschluss an einen Neubau. Auch hätte dieser – um alle Mitarbeiter unterzubringen – deutlich höher ausfallen müssen als der jetzt geplante und wäre damit deutlich dominanter zur Umgebung mit Aalto, Stadtgarten und den benachbarten Wohngebäuden gewesen. „Es gibt Fälle, da geht es nicht, oder es ergibt einen Krampf“, sagte Essens Planungsdezernent Hans-Jürgen Best. „Man muss auch Abschied nehmen können.“
Das alte Hochtief-Gebäude ist allerdings nicht so ohne Weiteres aus den Neubau-Plänen zu streichen. Denn noch läuft ein streitiges Verfahren über dessen Eintragung in die Denkmalliste. Schon der Vorbesitzer des Gebäudes hatte gegen dieses Vorhaben der Denkmalschützer geklagt, und Hochtief nach dem Kauf der Immobilie das Gerichtsverfahren übernommen aber ruhend gestellt. Nachdem nun alle Architekten keine vernünftige Lösung, auch aus wirtschaftlicher Sicht, sehen, hat sich Hochtief in einem Gutachten gegen den Denkmalschutz ausgesprochen. „Wir sind relativ optimistisch, dass das verstanden wird“, sagte Graf von Matuschka an die Adresse des Rheinischen Amtes für Denkmalschutz gerichtet, in dessen Feld der Ball nun liegt.
Hochtief sichert 1100 Arbeitsplätze in der Stadt Essen
Die Stadt hat sich dem Gutachten von Hochtief angeschlossen – nicht zuletzt wiegen auch die wirtschaftlichen Argumente des Konzerns schwer, der mit der neuen Zentrale 1100 Arbeitsplätze in der Stadt sichern will und perspektiv weitere 300 in Aussicht stellt. Man hätte auch nach Düsseldorf oder andere europäische Städte gehen können, deutete Graf von Matuschka an. Gleichzeitig betonte er aber auch: „Wir fühlen uns in Essen beheimatet und dem Standort verpflichtet.“
Sollte es bei den unterschiedlichen Auffassungen zwischen städtischer Denkmalbehörde und der übergeordneten bleiben, liefe es auf einen Ministerentscheid hinaus. Hochtief will dennoch mit dem Abriss der Altgebäude bereits im März 2020 beginnen, notfalls erstmal im hinteren Bereich, der nicht unter den Denkmalschutz fallen soll. Übergangsweise sind die Mitarbeiter an die Alfredstraße nach Rüttenscheid gezogen. Bis 2023 könnte die neue Konzernzentrale dann bezugsfertig sein. 120 Millionen Euro will das Unternehmen investieren, 40 Millionen Euro hat es bereits in den Kauf des Grundstückes gesteckt.
Hochtief setzt mit neuer Zentrale auf Transparenz und Kommunikation
Geplant ist ein sechsstöckiges Gebäude, das sich transparent und organisch in die Umgebung fügt. Der neue Haupteingang zum Opernplatz soll weiterhin „adressbildend“ sein und über zwei Geschosshöhen den Blick in den grünen Innenbereich zulassen. „Es soll ein selbstbewusstes, elegantes, aber kein Gebäude mit Allüren werden“, betonte Graf von Matuschka.
Wie viele Unternehmen setzt auch Hochtief in seiner neuen Zentrale auf neue Formen des Zusammenarbeitens. Offene Räume, die eine bessere Kommunikation zulassen, die aber auch gleichzeitig Rückzugsmöglichkeiten bieten. Es gehe um die Zukunftssicherung des Unternehmens, so Graf von Matuschka. Nur mit einem solchen modernen Arbeitsumfeld könne man die junge Generation einladen, für das Unternehmen zu arbeiten.