Essen. Das Essener Spa „Wellnest“ hatte sich auf eine Wiedereröffnung am 30. Mai eingestellt. Saunen in NRW aber müssen weiter geschlossen bleiben.

Die Enttäuschung ist Marc-André Pfeiffer anzuhören: „Wir hatten fest damit gerechnet, dass wir am 30. Mai wieder öffnen können. Jetzt fühle ich mich, genauso wie alle anderen Wellness-Betreiber, komplett im Stich gelassen von der Landespolitik“, sagt der Geschäftsführer von „Wellnest“, einem Spa-Konzept mit Sitz in der Essener Innenstadt.

Denn statt wie geplant die ersten Gäste wieder zu begrüßen, machte sich Pfeiffer am Samstag auf den Weg zur Essener Tafel. Im Kofferraum: Lebensmittel mit einem Warenwert von rund 700 Euro. Nachdem auch Fitnessstudios wieder öffnen durften, waren Pfeiffer und sein Team optimistisch gewesen, die Sauna-Öfen wieder anheizen zu können. Schließlich hatte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet der Branche noch Anfang Mai eine Wiedereröffnung in Aussicht gestellt.

Essener Gesundheitsamt hatte Unbedenklichkeit schon Ende April bestätigt

Dass Saunen und Thermen laut neuer Coronaschutzverordnung weiter geschlossen bleiben müssen, macht Pfeiffer fassungslos: „Uns und der gesamten Branche zwei Tage vor der geplanten Wiedereröffnung den Boden unter den Füßen wegzureißen, empfinden wir als unverschämt und einfach nicht nachvollziehbar“, heißt es in einem Protestbrief.

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Das Essener Gesundheitsamt hatte bereits Ende April eine Wiedereröffnung unter Coronaschutz-Auflagen als unbedenklich eingestuft, berichtet Pfeiffer. Schließlich fußt das Wellnest-Konzept auf größtmöglicher Privatsphäre: So können die mit Saunen, Whirpools, Duschen und separaten WC-Anlagen ausgestatteten 14 „Wellnester“ ohnehin nur von zwei Personen genutzt werden. „Im Gegensatz zu öffentlichen Sauna-Anlagen oder Bädern sind an unserem Standort inklusive Personal gleichzeitig nie mehr als 34 Personen vor Ort“, argumentierte Pfeiffer in einem Schreiben an die NRW-Landesregierung. Etwa 90 Prozent der Kunden seien zudem Paare, die meist in einem Haushalt lebten.

Die Waren, die das Wellnest-Team für seine Wiedereröffnung eingekauft hatte, wurden nun an die Tafel gespendet.
Die Waren, die das Wellnest-Team für seine Wiedereröffnung eingekauft hatte, wurden nun an die Tafel gespendet. © Wellnest | Wellnest

Seit Ende April liege überdies ein Coronaschutzkonzept vor. Das sieht neben Maskenpflicht und Abstandsmarkierungen auch Temperaturmessungen beim Personal sowie eine Vielzahl weiterer Maßnahmen vor, darunter eine Lufterneuerung alle zehn Minuten. Für das junge Unternehmen, das in diesem Jahr von Essen aus in ganz Deutschland expandieren wollte, ist die fehlende Perspektive zunehmend existenzbedrohend. „Gerade in der jetzigen Zeit halten wir unser Konzept für sicher und können die Entscheidung nicht nachvollziehen“, so Pfeiffer.

Saunameister der Grugatherme kehren enttäuscht in die Kurzarbeit zurück

Mit seinen Sorgen ist er nicht allein. Auch der Geschäftsführer der Grugatherme, Karsten Peipe, hofft, dass es in Kürze eine klare Ansage der NRW-Landesregierung gibt.

„Die Kollegen unserer Saunameister-Mannschaft waren sehr enttäuscht, dass sie jetzt wieder zurück in die Kurzarbeit müssen“, sagt Peipe, der gerade interessiert nach Österreich blickt. Dort dürfen Saunen und Thermen ohne Einschränkungen wieder öffnen. „Wir hatten uns auf eine Neueröffnung unter Coronaschutzmaßnahmen eingerichtet. So haben wir zum Beispiel viele Bereiche abgeklebt und unser Team bereits unterwiesen“, sagt Peipe.

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Zwar laufe der Sport- und Rehbetrieb wieder. Das allein reiche für eine wirtschaftlichen Betrieb der gemeinnützigen GmbH aber nicht nicht aus. Dafür müsse zwingend die Therme öffnen. Denn der finanzielle Speck, den sich die Therme über den Winter zugelegt habe, sei in wenigen Wochen aufgebraucht.

NRW-Landesregierung macht wenig Hoffnung auf zeitnahe Wiedereröffnung

Die NRW-Landesregierung macht bislang wenig Hoffnung, dass Wellness- und Sauna-Betriebe zeitnah wieder öffnen können – im Gegenteil: So heißt es auf Anfrage, dass die aktuellen Infektionen, etwa in Sammelunterkünften und Gottesdiensten nochmals verdeutlicht hätten, „dass gerade enger persönlicher Kontakt und das Thema Aerosolbildung vermutlich sehr relevante Infektionsquellen sind“.

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Aktuell werde gemeinsam mit dem Bund nach Lösungen gesucht, „um Unternehmen das Überleben zu sichern, die mit dauerhaften Umsatzeinbrüchen durch die Corona-Pandemie rechnen müssen“, heißt es auf die Frage nach finanziellen Hilfen. Der Bund habe im Rahmen der Wirtschaftsministerkonferenz ergänzende Hilfen zugesagt und prüfe ein branchenübergreifendes Härtefallprogramm. Die Beratungen hierzu dauerten aber noch an.