Essen. In Essen gab es bisher noch keinen Corona-Fall in einem Flüchtlingsheim. Nach Ausbrüchen in Heimen anderer Städte hat sich Essen aber gewappnet.

Wo viele Menschen zusammenleben, kommt es immer wieder zu größeren Ausbrüchen von Corona mit zahlreichen Betroffenen. So hat es Essen mehrfach mit Seniorenheimen erlebt, so ist es andernorts zuletzt in Flüchtlingsheimen geschehen. Die Stadt Essen hat daher die Belegung der Unterkünfte vorsorglich entzerrt: Die aktuell 500 Bewohner verteilen sich nun auf sechs Unterkünfte; nur in zwei der Heime liegt die Bewohnerzahl über 100.

„Wo es möglich ist, wurden die Räume nur noch einzeln belegt“, erklärt Sozialdezernent Peter Renzel. Bislang habe es in Essen lediglich einen Verdachtsfall gegeben, und der Test sei negativ ausgefallen. Dennoch wappne man sich für einen möglichen Corona-Ausbruch. So habe man in den Unterkünften an der Hülsenbruchstraße in Altenessen sowie im Kloster Schuir für den Fall einer Infektion Zimmer zur Einzel- oder Zweierunterbringung vorbereitet. 70 Plätze stünden dafür bereit.

Zeitweiliges Besuchsverbot sorgte für Irritationen

Flüchtlinge, die einer Risikogruppe angehören, habe man überwiegend in der Unterkunft an der Papestraße in Holsterhausen untergebracht und dort ein zeitweiliges Besuchsverbot verhängt. Dieses sei vor einer guten Woche aufgehoben worden, Besuche seien nun wieder eingeschränkt möglich, die Kontaktdaten der Besucher würden erfasst.

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Auch in allen anderen Einrichtungen schränkt man derzeit Kontakte auf das Mindeste ein: So finden Schichtübergaben in der Regel schriftlich statt, die Sozialarbeiter und die Leiter der Unterkünfte arbeiten in getrennten Räumen oder zum Teil aus dem Homeoffice. Barrieren und Plexiglaswände sorgten für den Sicherheitsabstand in den Unterkünften. Bitter für die Bewohner: Die Angebote von Ehrenamtlichen sind derzeit eingestellt – sprich: Erzählcafés, Ausflüge oder Kinderprogramm fallen aus.

Aushänge weisen in verschiedenen Sprachen auf die Hygiene-Regeln hin

Die Sozialverwaltung stimme sich mit dem Diakoniewerk und der CSE, die die Unterkünfte betreuen, „laufend über die Situation und die Maßnahmen ab“, sagt Renzel. Die Akzeptanz für die Hygiene- und Schutzmaßnahmen sei bei den Bewohnern allgemein hoch.

Für viele Bewohner der Essener Flüchtlingsheime sei es anfangs nicht leicht gewesen, die coronabedingten Regelungen zu beachten, sagt Alina Terörde vom Diakoniewerk. „Inzwischen ist das einfach ein neuer Alltag.“
Für viele Bewohner der Essener Flüchtlingsheime sei es anfangs nicht leicht gewesen, die coronabedingten Regelungen zu beachten, sagt Alina Terörde vom Diakoniewerk. „Inzwischen ist das einfach ein neuer Alltag.“ © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Das bestätigt auch Alina Terörde vom Essener Diakoniewerk: „Zum Glück gab es von den Behörden Informationsmaterial in einem halben Dutzend gängiger Sprachen, außerdem wurde mit leicht verständlichen Piktogrammen auf die notwendigen Maßnahmen hingewiesen.“ Die Aushänge hätten für eine rasche Information der Bewohner gesorgt.

Essener Flüchtlingsunterkünfte haben 500 Bewohner

In den Flüchtlingsunterkünften der Stadt leben aktuell 500 Menschen. Sie verteilen sich wie folgt: Grimbergstraße (Leithe): 56 Bewohner; Hülsenbruchstraße (Altenessen-Süd): 69 Bewohner; Karl-Meyer-Straße (Schonnebeck): 41 Bewohner; Lerchenstraße (Bredeney): 48 Bewohner; Papestraße (Holsterhausen): 170 Bewohner; Ruhrtalstraße (Kettwig): -; Kloster Schuir (Schuir): 116 Bewohner.

Die Unterkünfte werden vom Diakoniewerk und der CSE (gemeinsame Gesellschaft von Caritas und Sozialdienst katholischer Frauen) Essen betreut.

Dennoch sei es gerade zu Beginn der Pandemie einigen Flüchtlingen schwer gefallen, die neuen Regeln nachzuvollziehen. „Manche hatten ein anderes Verständnis von Gesundheit und Körperhygiene oder davon, wann man sich an einen Arzt wenden muss.“ Auch das Besuchsverbot in der Unterkunft an der Papestraße habe für Irritationen gesorgt. Nach klärenden Gesprächen – und wohl auch angesichts der weltweiten Entwicklung der Coronakrise – sei das Verständnis für die Regeln nun groß.

Eltern haben wegen der beengten Wohnsituation Sorge um ihre Kinder

„Es gibt allerdings Ängste vor einer Ansteckung, weil in den Unterkünften zum Beispiel die Bäder gemeinsam genutzt werden“, sagt Alina Terörde. Gerade Eltern mit kleinen Kindern machten sich angesichts der Wohnsituation Sorgen.

Auch Mitarbeiter seien wegen des berufsbedingten Kontakts mit vielen fremden Menschen anfangs besorgt gewesen. Man habe darauf zum einen mit Gesprächen und der entzerrten Belegung reagiert. Zum anderen habe man Tische in größerem Abstand aufgestellt oder mit Markierungen in den Häusern für weniger Begegnungen und mehr Distanz gesorgt. Eine strenge Hygiene und bereitstehende Desinfektionsmittel sollten möglichst große Sicherheit schaffen. All das zu beachten, sei nicht jedem sofort leicht gefallen, so Alina Terörde: „Inzwischen ist das einfach ein neuer Alltag.“