Essen. . Im früheren Kloster Schuir leben derzeit 80 Flüchtlinge, und im Klostergarten gibt es einen Fußballplatz. Ein Fotograf dokumentiert den Wandel.
- Seit Juli leben Flüchtlinge im früheren Kloster Schuir in Essen. Platz ist dort für 514 Menschen, bisher gibt es allerdings erst 80 Bewohner
- Fotograf Michael Radermacher hat viele von ihnen begleitet und mit der Kamera portraitiert. Entstanden ist eine kleine Ausstellung
- Die Bilder von den neuen Bewohnern sowie Alltagsszenen sollen als Buch auch an die Schwestern gehen, die nun in Schönebeck leben
Wer dieser Tage das Kloster Schuir besucht, wird nicht unbedingt einem Bewohner begegnen: Nur 80 Flüchtlinge leben in dem großzügigen Gebäude, das 514 Plätze bietet. Was außerhalb der Klostermauern für Debatten über Kosten und Dimensionen des Asylheims sorgt, war für Michael Radermacher ein Geschenk: Der Fotograf hat die intime Atmosphäre genutzt, um die neuen Bewohner kennenzulernen – und zu portraitieren.
Radermacher, der an der Folkwangschule studiert hat und seit mehr als 40 Jahren in Werden lebt, ist gläubiger Katholik und hat seit Jahrzehnten eine enge Bindung zum Kloster. Regelmäßig besuchten er und seine Frau die Messe dort, lernten die Schwestern kennen. Als die Ordensgemeinschaft das zu groß gewordene Haus an Investor Peter Jänsch verkaufte, dokumentierte Radermacher das Klosterleben in Bildern: „Zum Abschied habe ich den Schwestern ein Buch mit Fotografien geschenkt, damit sie ihr Kloster mitnehmen konnten.“
Die alten Kirchenfenster zieren jetzt die Waschräume
Er selbst blieb dem Haus verbunden: „Anfangs hatte ich Sorge, der Umbau könne ein Eingriff ins Herz des Klosters sein, aber es ist sehr schön geworden.“ Beim Rundgang erzählt Radermacher, wo die Generaloberin am liebsten im Innenhof saß oder wo man sich nach der Messe unterhielt. Er freut sich, dass viele Buntglasfenster erhalten blieben, selbst in Waschräumen. Beglückt ist er, dass die Caritas das neue Flüchtlingsheim betreut „und den Menschen hier mit so viel Liebe und Zuwendung begegnet“.
Der 68-Jährige kann das wohl beurteilen: „Seit Juli bin ich fast täglich hier gewesen.“ Er habe sich Zeit genommen, das Vertrauen der Bewohner zu gewinnen, um sie ablichten zu dürfen. Bei Besar aus dem Irak in ihrem weißen Gewand habe es der Fürsprache der Schwiegertochter bedurft. „Dann machte es ihr Freude.“ Wichtig sei ihm, die Menschen würdig zu zeigen, nicht abgerissen, schon gar nicht als Opfer. Er habe schwarz-weiß und sehr zurückgenommen fotografiert.
Im früheren Klostergarten gibt’s nun einen Fußballplatz
Oft vermittelte Sozialbetreuerin Gamze Hizel-Akar von der Caritas zwischen Bewohnern und Fotograf. Sie suche die Nähe zu den Menschen nicht nur über Beratung oder Freizeitangebote wie Kinderturnen oder Deutschkurs. „Ich koche auch gern mit den Frauen, und bald wollen wir Gemüse anbauen.“
Die Beete werden neben dem Fußballplatz liegen, der jetzt zum Kloster gehört. „Es ist erstaunlich: Hier war immer eine solche Ruhe“, sagt Radermacher. „Nun toben die Kinder.“ Mit einem Kind hat er sich angefreundet: Khalaf (8) rennt sofort herbei, wenn Radermacher kommt. „Er setzt sich in mein Auto ans Steuer und spielt Autofahren.“
Bilder der Flüchtlinge zeigen das neue Leben im Kloster
Khalafs Bild hängt mit den anderen Portraits im Kloster. Eigentümer Peter Jänsch wünscht sich, dass die Ausstellung mit den ersten Bewohnern dauerhaft bleibt. Es sei zwar bedauerlich, dass bisher nur 80 Menschen in dem Haus leben: „Aber ich habe es so ausgestattet, dass sie sich wohlfühlen können.“
Und die Schwestern, die jetzt in Schönebeck wohnen, dürfen sich auf ein neues Buch freuen, verspricht Radermacher: „Es zeigt, dass ihr Kloster weiterlebt.“