Essen. Holger Haering möchte mit seiner Rikscha „Rieke“ kein Taxifahrer sein, sondern gemütliche Ausfahrten rund um den See anbieten. Eine Probefahrt.

Holger „Mick“ Haering ist ein umtriebiger Zeitgenosse. Er ist Irland-Liebhaber, Musiker und hat stets neue Einfälle. Jetzt, nachdem er vor ein paar Monaten als Feuerwehrmann in Frührente gegangen ist, hat er ein neues Projekt: Mit einer Fahrrad-Rikscha bietet er Rundfahrten um den Baldeneysee an. Kein Taxi-Service, sondern gemütliche Ausfahrten, teilweise mit Picknick und Musik. Start ist am Haus Scheppen.

Mit sechs Stopps um den Essener Baldeneysee

Vor Jahren ist „Rikscha-Mick“, wie er sich nennt, mit dem Rad durch Irland gefahren – immer an der Küste lang, knapp 1000 Kilometer im Sattel. „Als ich aus dem Flieger gestiegen bin in Irland, hatte ich direkt das Gefühl: Hier gehör’ ich hin.“ Nun, ein paar Jahre später, ist er wieder bei einem Fahrrad gelandet, einem besonderen. Die Rikscha ist dreirädrig und wahrlich keine Gazelle. Etwa 160 Kilo ist sie schwer und zum Glück ist mit Elektro-Unterstützung ausgestattet. Bis zu 25 Stundenkilometer bringt das Gefährt, Typ „Cruiser“, auf den Tacho, wenn der Fahrer ordentlich mit tritt.

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Einen Namen hat sie auch: Rieke. Mick Haering nimmt vorne Platz, hinten passen zwei Personen hinein, die gemeinsam aber nicht mehr als 170 Kilo wiegen dürfen. Eine Art Plane sorgt für ein bisschen Privatsphäre und die passenden Hygienemaßnahmen in Corona-Zeiten. Der Fahrtwind strubbelt durch die Haare, die Laune ist ausgelassen. Mick Haering versteht seinen Job als Fremdenführer und Unterhalter. Und so erfahren die Passagiere etwas über die Zeche Carl Funke und die Geschichte des Gewässers. Sechs Mal stoppt er unterwegs, mindestens. So ein Gefährt fällt auf.

Holger Haering will an verschiedenen Stellen stoppen. Er versteht sich auch als Fremdenführer und Unterhalter.
Holger Haering will an verschiedenen Stellen stoppen. Er versteht sich auch als Fremdenführer und Unterhalter. © FUNKE Foto Services | Foto: Julia Tillmann

Eigentlich ist er ja Niederrheiner und zugezogener Duisburger – aber am Baldeneysee fühlt sich der 54-Jährige wohl. „Immer, wenn ich den See seh, brauch ich kein Meer mehr“, sagt er und schmunzelt. Zwei Stunden veranschlagt er für die 16 Kilometer um den See, Abstecher zur Brehm-Insel und nach Werden inklusive. Den Berg hoch muss er ganz schön strampeln. „Die Rikscha ist auch dafür da, damit ich wieder fit werde“, erklärt der 54-Jährige. In den vergangenen zehn Jahren hat er vornehmlich im Büro gesessen.

Die Ballhupe verschafft charmant Platz

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Wenn am Baldeneysee Betrieb ist, verschafft sich Haering per nostalgischer Ballhupe Platz. „Die klingt charmant und die Leute gehen gerne kurz zur Seite“, weiß Rikscha-Mick. Am Vatertag hatte seine Rieke bereits Premierenfahrt im Essener Süden und sämtliche Blicke auf sich gezogen. Nun will er regelmäßig Touren anbieten. Anders als in Berlin, wo viele Rikschafahrer kurze Strecken strampeln, möchte Haering ein Chauffeur sein, der stundenweise buchbar ist.

Wer es romantisch mag, kann ihn für eine Fahrt samt Pause buchen. Dann packt er vielleicht sein Akkordeon aus, um ein Privatkonzert zu geben. Buchbar ist die Rieke ebenso für Heiratsanträge oder als Miniatur-Hochzeitskutsche. Auch eine Foto-Rundfahrt ist denkbar. Nicht umsonst nennt er das Gefährt „Kultur-Rikscha“.

>> Termine am Pfingstwochenende

Unter dem Motto „musikalische Seefahrt“ ist Rikscha-Mick am Pfingstsonntag und Pfingstmontag am Baldeneysee unterwegs. Los geht’s jeweils um 11 Uhr, 14 Uhr und 18 Uhr. Die Preise für die Tour beginnen ab 99 Euro.

Musikalisch wird’s übrigens auch. Holger Haering wird auf jeden Fall das Steiger-Lied auf dem Akkordeon spielen.