Essen. Im Kurhaus am Grugapark ist das Fitnesstraining wieder möglich. Fürs wirtschaftliche Überleben muss auch die Saunalandschaft öffnen dürfen.

Das Fundament für die Panoramasauna ist gegossen. Gästen soll der Neubau beim Saunieren einen herrlichen Blick in den Grugapark bieten. Eigentlich sind das schöne Aussichten für "Kur vor Ort". Wäre da nicht die Coronakrise, die den Betrieb für zwei nicht enden wollenden Monate lahmgelegt hat. Seit Beginn der Woche fährt das Sport- und Gesundheitszentrum (SGZ) langsam wieder hoch.

Die ersten Sportler standen am Montagmorgen pünktlich um 8.30 Uhr vor der Tür, berichtet Karsten Peipe. Es klingt, als wollte sich der Geschäftsführer selbst ein bisschen Mut machen. Denn für das Kurhaus am Grugapark es ist ein Neustart ins Ungewisse.

Ein halbes Dutzend Sportler verliert sich im großen Fitness-Saal

Ein halbes Dutzend Senioren verlieren sich am späten Vormittag im großen Fitness-Saal. Eine Trainerin gibt verbal Hilfestellung. Vor Mund und Nase trägt sie eine Maske.

Toni Volmer hat ihr Pensum bereits absolviert. Die rüstige Seniorin kommt sonst drei Mal pro ins Kurhaus, um sich fit zu halten. "Eine halbe Stunde reicht für den Anfang", sagt die 79-Jährige, die froh ist, dass es nach zwei Monaten ohne Sport nun endlich wieder losgeht.

"Kur vor Ort" ist eines von 22 Sport- und Gesundheitszentren unter dem Dach des Essener Sportbundes (Espo). Die Krise hat die Häuser kalt erwischt. Auf mehrere hunderttausend Euro summieren sich mittlerweile die Verluste, berichtet Jörg Samel, der den Espo als Mitgesellschafter bei Kur vor Ort vertritt.

Die Sport- und Gesundheitszentren wurden von der Verordnung überrascht

Auch vom Signal der Landesregierung für den Neustart wurden die Betreiber überrumpelt. "Die Verordnung hat uns Samstagnacht um 0.30 Uhr erreicht", erzählt Karsten Peipe noch immer fassungslos über die Kürze der Zeit, welche ihnen blieb.

Statt wie viele kommerzielle Fitnesscenter gleich am darauffolgenden Montag, dem 11. Mai, zu eröffnen, was ihnen gestattet worden war, nahmen sich die Sport- und Gesundheitszentren eine weitere Woche Zeit, um den Betrieb unter den geltenden Abstands- und Hygieneregeln zu organisieren. Bis auf das SGZ am Alten Bahnhof in Kettwig haben nun alle bei eingeschränktem Angebot wieder geöffnet.

Im Kurhaus am Grugapark werden Besucher gleich am Eingang darauf hingewiesen, dass sie beim Betreten des Gebäudes eine Schutzmaske anlegen müssen. Nur beim Sport sind sie davon befreit. Wer trainieren will, muss bereits im Sportzeug erscheinen. Umkleiden und Duschen sind gesperrt. Das Foyer wurde zur "Schuhwechselzone" umfunktioniert.

Die Herzsportgruppen sollen nach Pfingsten wieder starten

Im großen Fitness-Saal haben sie einige Geräte so umgestellt, dass sich beim Trainieren möglichst niemand zu nahe kommt. Damit die Luft zirkulieren kann, werden die großen Schiebetüren geöffnet, erläutert Karsten Peipe, der damit ein Manko ins Gegenteil verkehrt. Denn eine Klimaanlage gibt es nicht. In Zeiten von Corona soll das kein Nachteil sein.

Peipe setzt darauf, dass die Sportler bei der Stange bleiben. Viele seien Stammkunden. "Manche kommen vier Mal die Woche zu uns." Nach Pfingsten sollen auch die Herzsportgruppen ihr Programm wieder aufnehmen können, hofft der Geschäftsführer.

Ein Gespräch mit den Ärzten steht in dieser Woche an. "Sie tragen die Verantwortung", sagt Peipe. Wie eigenverantwortlich gehen die Teilnehmer mit der neuen Situation um? Wie viele bleiben den Kursen lieber fern? Für das Kurhaus ist es ein Neustart mit vielen Unbekannten - auch und vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht.

80.000 Gäste pro Jahr nutzen die Saunalandschaft von Kur vor Ort

800 Mitglieder zählt Kur vor Ort. Jeder Sportler zahlt zwischen 33 und 92 Euro im Monat, je nachdem welche der Angebote er nutzt. Während der zwangsverordneten Trainingspause verzichtete das SGZ darauf, die Mitgliedsbeiträge einzuziehen. "Wir fangen damit erst im Juni wieder an", sagte Peipe.

Das wirtschaftliche Fundament von Kur vor Ort sind jedoch weder die Fitnessangebote, noch die Reha-Kurse. Umsatz macht das Kurhaus vor allem mit dem Saunabetrieb. Dafür sorgen 80.000 zahlende Gäste pro Jahr.

Noch sind Therme und Saunalandschaft nicht freigegeben. "Wir warten auf die nächste Verordnung", sagt Peipe. Der Mindestabstand wird auch im Saunabereich einzuhalten sein. So viel steht fest. Wie das funktionieren soll, bleibt nebulös.

Im Japanhaus, der größten von insgesamt sieben Saunen, sitzen sonst bis zu 60 Gäste quasi auf Tuchfühlung. Peipe und sein Team werden Bänke sperren oder entfernen müssen. Dennoch: "Ab September muss das Saunageschäft wieder laufen", sagt Peipe. "Sonst haben wir ein Problem."

KUR VOR ORT

Vor nunmehr 20 Jahren wuchs beim Essener Sportbund die Idee, das leerstehende Gebäude des "Blumenhof" im Grugapark zu einem Center für Wellness und Fitness umzubauen. 2005 entstand daraus ein Verein. Heute betreibt die "Kurhaus im Grugapark gGmbH" das Sport- und Gesundheitszentrum mit integrierter Therme und Saunalandschaft.