Essen. FitX zählt bundesweit 800.000 Mitglieder und hofft, dass die meisten bei der Stange bleiben - trotz eingeschränkter Trainingsbedingungen.

Die Oberarme der jungen Männer, die da in den Eisen liegen, sind so dick wie anderer Leute Oberschenkel. Die Zwangspause hat ihrer Form augenscheinlich nicht geschadet. Wo haben sie sich fit gehalten? Jedenfalls nicht bei FitX. Wie alle anderen Fitnessstudios war das Center am Limbecker Platz wegen der Coronakrise geschlossen. Seit Montag versucht das Essener Unternehmen den Neustart. "Wir tasten uns langsam ran", sagt Geschäftsführer Burkhard Revers.

Seit dem Lockdown am 17. März herrschte eine gespenstische Stille, wo sie sonst ächzen und stöhnen. Nun wird wieder trainiert. Trüge die junge Frau hinter dem Empfangsschalter keine Schutzmaske vor Mund und Nase, auf den ersten Blick schiene es, als hätte es die Zwangspause nie gegeben. Doch dieser Eindruck täuscht.

Mitglieder von FitX können verlorene Trainingszeit an die Vertragslaufzeit anhängen

Wie für alle anderen Fitnessstudios ist es auch für FitX ein Neustart unter erschwerten Bedingungen. Dennoch: Burkhard Revers und Co-Geschäftsführer Markus Vancraeyenest ist die Erleichterung anzusehen. FitX betreibt deutschlandweit 87 Fitnessstudios, knapp die Hälfte davon in NRW. 800.000 Mitglieder haben einen Vertrag in der Tasche. FitX hat ihnen angeboten, die Trainingszeit, die sie durch die Zwangsschließung der Studios verloren haben, an die Laufzeit ihres Kontraktes anzuhängen. "Nicht alle waren damit einverstanden", berichtet Burkhard Revers.

Man ahnt es: Auch FitX, vor gut zehn Jahren in Essen gegründet und zur Nummer 2 in der boomenden Fitnessbranche herangewachsen, wäre wohl früher oder später die Puste ausgegangen. Nun dürfen die bundesweit 2600 Mitarbeiter wieder hoffen. Die Festangestellten hatte FitX laut Geschäftsführung in Kurzarbeit geschickt, die Bezüge aber aufgestockt. Auch 450-Euro-Kräfte seien weiter bezahlt worden, heißt es.

Jedes zweite Fitnessgerät kann wegen der Abstandsregeln nicht genutzt werden

Was nun wie ein erster Schritt zurück in die Normalität aussieht, ist ein Notprogramm nach den Vorgaben des Infektionsschutzes. Abstands- und Hygieneregeln sind zwingend einzuhalten. Damit sich die Kunden beim Training nicht zu nahe kommen, ist jedes zweite Fitnessgerät gesperrt. Solche, die einen besonders stark zum Schwitzen bringen etwa beim Indoor-Cycling dürfen gar nicht benutzt werden. Im großen Fitness-Saal in der ersten Etage, wo sonst bis zu 90 Sportler trainieren, reicht der Platz nun nur noch für knapp ein Drittel. Drei Meter Mindestabstand sind zwingend einzuhalten.

Mit der Wiedereröffnung der Fitnessstudios zu Wochenbeginn war NRW vorgeprescht. "Wir haben es einfach risikiert", sagte die für Sport zuständige Staatssekretärin, Andrea Milz, als sie sich bei FitX am Limbecker Platz ein Bild machte vom Training unter Corona-Bedingungen.

Für die Landesregierung ist es eine Art Lackmustest. Ende Mai sollen auch Sportarten wieder erlaubt werden, bei denen Körperkontakt nicht zu vermeiden ist. Ob es so kommt, sei "abhängig davon, was hier passiert". Adressiert an die beiden Geschäftsführer sagte Milz, sie traue ihnen zu, "dass Sie sich an alles halten, was wir aufgeschrieben haben. Sonst sind Sie morgen auch schon wieder zu". Was wohl aufmunternd gemeint war, klang wie eine Drohung.

Durch Corona gab es zwei Monate lang keine Neuaufnahmen

Burkhard Revers und Markus Vancraeyenest setzen nun darauf, dass die Mitglieder bei der Stange bleiben. Neuaufnahmen habe es in den vergangenen zwei Monaten nicht gegeben. Und auch in der nächsten Zeit rechnen die Geschäftsführer eher mit einer verhaltenen Nachfrage. Damit niemand vergebens ins Studio kommt und unverrichteter Dinge wieder umkehren muss, weil es sonst zu voll würde, hat FitX eine App eingerichtet, mit deren Hilfe sich Kunden vorher informieren können. "Mäßig besucht" stand dort am ersten Tag nach Ende des Lockdowns zu lesen. Immerhin.

EIN ESSENER UNTERNEHMEN

FitX wurde 2009 gegründet. Das erste Studio eröffnete an der Stoppenberger Straße. Inzwischen gehört das Unternehmen zur Schmidt-Gruppe aus Coesfeld. FitX will Essen aber treu bleiben und sucht trotz Corona nach wie vor einen neuen Standort für eine Unternehmenszentrale.