Essen. In der Grugatherme entsteht gerade die neue Panoramasauna, die Gästen einen schönen Blick in den Park gestattet. Chef hofft auf baldige Öffnung.

Bei 90 Grad Celsius fühlen sich Viren zwar angeblich nicht so richtig wohl, aber das hat der Grugatherme auch nicht geholfen: Seit 16. März steht der Sauna- und Bade-Betrieb still, die 83 Voll- und Teilzeitmitarbeiter sind in Kurzarbeit, eine Wiedereröffnung ist wie bei allen anderen Sauna-Landschaften und Thermen im Land noch nicht absehbar. Das einzig Positive: Geschäftsführer Karsten Peipe hat die erzwungene Pause genutzt, um ein lang vorbereitetes Projekt mit Hochdruck umzusetzen: Die neue Panaromasauna, die einen schönen Blick in den Grugapark gestattet, ist in Bau und wird in wenigen Wochen fertig sein.

Spanner haben keine Chance: Vom Grugapark aus sieht man die Nackten nicht

Am Rand des Saunagartens, wo bislang die Raucher ihre Nische fanden, ist die Betonplatte bereits gegossen, in den nächsten zwei Wochen baut eine Fachfirma darauf das Saunahaus. Rund 130.000 Euro lässt sich die Grugatherme das neue Angebot kosten und setzt damit den Weg des behutsamen Wachstums fort.

Immerhin ist es nun schon der siebte Schwitzkasten in der Grugatherme, den den Verein Kur vor Ort als Träger den Essener Sauna-Freunden anbieten kann. Spanner haben übrigens keine Chance: Während die Nackten drinnen bei moderaten 80 Grad nach draußen in die Gruga schauen können, gestattet das große Spezialglas-Fenster den umgekehrten Blick selbstredend nicht.

Karsten Peipe, Geschäftsführer von Kur vor Ort, an der Baustelle der neuen Panoramasauna.
Karsten Peipe, Geschäftsführer von Kur vor Ort, an der Baustelle der neuen Panoramasauna. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Neben diesem Projekt laufen ein paar weitere Sanierungsarbeiten, so wird die Gastronomie-Terrasse um einiges erweitert. Spätestens Ende Mai sind die Handwerker mit allem fertig, und Karsten Peipe träumt davon, dass dann vielleicht auch eine Wiedereröffnung in Sicht ist.

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Von Frank Stenglein

Auf Aufgüsse muss bis auf weiteres auf jeden Fall verzichtet werden

„Natürlich müssen wir auf einiges Gewohnte und Beliebte noch lange verzichten, etwa auf die Aufgüsse“, weiß der Geschäftsführer. Sollte ein Infizierter unter den Gästen sein, ohne dies selbst zu wissen, wären die beim Aufguss entstehenden Verwirbelungen der Luft gefährlich. Auch das Dampfbad bleibe aus dem gleichen Grund geschlossen.

Ansonsten aber ließen sich in der Sauna die Distanzregeln genauso umsetzen wie anderswo auch, glaubt Peipe. „Beispielsweise indem man die Abstände in den Saunahäusern markiert, ganze Bänke sperrt und die Liegen in den Ruhezonen auseinander stellt.“ Kontrollieren könnten all das die Saunameister, die wegen der ausfallenden Aufgüsse mehr Zeit zur Verfügung haben.

Notfalls soll zunächst die Zahl der Gäste reduziert werden, um wieder starten zu können

Die neue Sauna kommt so gesehen wie gerufen, die Gäste können sich noch besser auf die einzelnen Schwitzkästen verteilen. Das Thermalbecken wiederum ist gechlort, was Viren zuverlässig vernichte. Schließlich lasse sich auch die Zahl der Besucher gemäß der Abstandsregeln regulieren, damit es nicht zu Ansteckungen in den recht engen Umkleideräumen kommt, die seit jeher der Schwachpunkt der Grugatherme sind. Derzeit zählt die Therme im Schnitt 220 Gäste pro Tag.

Auch die Gastronomie-Terrasse wird während der corona-bedingten Zwangspause erweitert.
Auch die Gastronomie-Terrasse wird während der corona-bedingten Zwangspause erweitert. © Kerstin Kokoska

Gesperrt ist auch der Fitnessbereich von Kur vor Ort, auch hier sieht Peipe die Zeit für Lockerungen gekommen. „Sport sollte wieder erlaubt werden, wenn sich die Distanzgebote einhalten lassen.“ Bei allen Individual-Sportarten sei dies in der Regel mit einigen Einschränkungen möglich, auch beim Krafttraining an Maschinen. Derzeit arbeite man an einem Gesamtkonzept, um den gesamten Komplex bald wieder hochfahren zu können. „Wir kommen hoffentlich nicht erst ganz zuletzt dran.“

Im September spätestens muss es weiter gehen, sonst drohen ernste Schwierigkeiten

Rund 2,4 Millionen Euro betrage der Umsatz bei Kur vor Ort jährlich, das werde in diesem Jahr weniger sein. Bis zum Sommer lasse sich der Lockdown irgendwie durchhalten, „im September spätestens muss das Geschäft wieder laufen“, so Peipe. Denn im Herbst und Winter erziele die Sauna-Branche die Umsätze, die dann über den traditionell eher schwachen Sommer hinweghelfen. Falls das nicht möglich sei, gerate man in ernste Schwierigkeiten.

Dass viele treue Besucher sich sehnlichst wünschen, wieder saunieren zu können, erfährt Peipe beinahe täglich am Telefon: „Manche fragen mehrfach in der Woche, wann wir wieder öffnen.“ Eines kann sich Karsten Peipe allerdings nicht vorstellen: Mund-Nase-Masken seien schon aus hygienischen Gründen in der Sauna kein akzeptables Mittel.

Wellness in der alten „Blumenhof“-Gastronomie

Um das Jahr 2000 entwickelte der Essener Sportbund die Idee, das leerstehende Gebäude des Gruga-Traditionslokals „Blumenhof“ für Wellness und Fitness zu nutzen, ein Trend, dessen Durchschlagskraft sich damals deutlich abzeichnete.

Hilfreich waren dabei Luftmessungen, die dem Grugapark Kurort-Qualität attestierten. Der Name „Kur vor Ort“ war geboren, unter dieser Dachmarke entstand 2005 ein Verein, der bis heute die Grugatherme, aber auch ein Fitnessstudio und diverse weitere Räume für sportliche Aktivität betreut. Die Therme mit der Sauna-Landschaft ist Kern des Betriebs, das Thermalwasser im Solebecken kommt allerdings nicht aus Essen, sondern wird im Tankwagen aus Sülbeck in Niedersachsen herangefahren.