Essen. RWE hat seine neue Konzernzentrale im Nordviertel bezogen. Demnächst sollen dort insgesamt 3000 Mitarbeiter ihre Büros haben.

Eine neue Firmenzentrale weiht ein Unternehmen nicht alle Tage ein. Deshalb werden solche Ereignisse in aller Regel auch mit großem öffentlichen Tamtam, vielen Gästen und Rednern gefeiert.

Doch beim Essener Stromkonzern RWE geschieht dies dieser Tage alles sehr leise, weil die Corona-Pandemie große Einweihungsfeiern freilich nicht zulässt. Fremde Einblicke sind derzeit nicht möglich. Und so verkündete RWE am Montag lediglich per Pressemitteilung: Wir haben unseren neuen Campus im Nordviertel bezogen.

In den vergangenen zwei Jahren entstand an der Altenessener Straße zwischen Eltingviertel und Universitätsviertel die neue Konzernzentrale. Eigens dafür hat der Konzern auch eine neue Adresse erhalten: RWE-Platz.

950 RWE-Mitarbeiter ziehen im ersten Schritt um

Nun ist der erste und zugleich größte Bauabschnitt fertig. Damit können 950 Mitarbeiter in ihre neuen Büros umziehen, von denen bislang die meisten im markanten Ypsilon-Hochhaus an der Huyssenallee saßen. Die Büros dort galten aber als nicht mehr zeitgemäß. Der Eigentümer des Gebäudes will dieses nach dem Auszug von RWE abreißen.

Der Umzug geschieht dabei natürlich unter Corona-Auflagen. Viele Mitarbeiter werden tatsächlich noch gar nicht oder auch nur zeitweise in ihren neuen Büros arbeiten. "In vielen Abteilungen gibt es ein Schichtsystem", sagte ein Sprecher. Damit ist regelt, das immer nur ein Teil der Belegschaft zur Arbeit kommt, der andere Teil im Homeoffice bleibt.

Vielleicht bleibt Gelegenheit für eine große Einweihungsfeier für die Mitarbeiter spätestens im Herbst 2021, wenn der zweite Bauabschnitt vollendet sein wird und sich die Corona-Lage beruhigt hat. Dann werden auf dem Campus insgesamt rund 3000 RWE-Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz haben. Schon seit einiger Zeit sitzt an der Altenessener Straße die Handelstochter Supply & Trading mit 1000 Mitarbeitern. Auch der Vorstand mit der RWE AG hatten bereits 2018 das sanierte historische Gebäude der Zeche Victoria Mathias bezogen.

RWE-Campus steht an historischer Stätte

Mit dem Campus an historischer Stätte kehrt das Unternehmen an seine Wurzeln zurück. Denn auf dem Gelände liegt die Keimzelle des Rheinisch Westfälischen Elektrizitätswerkes. Dort baute RWE 1889/1890 sein erstes Kraftwerk auf dem Boden der Zeche Victoria Mathias, die der Familie Stinnes gehörte. Hugo Stinnes war es, der RWE von einem lokalen Energieversorger zu Deutschlands größtem Stromversorger machte.

"Der Campus ist das Gesicht der neuen RWE. Er steht für Transparenz, Offenheit und nachhaltige Zukunft. Von hier aus werden wir die Geschichte des Unternehmens fortschreiben", erklärt der scheidende RWE-Vorstandschef Rolf Martin Schmitz.

Der Neubau zeichnet sich durch Luftigkeit und Klarheit aus. Die großen Fenster der vier neuen Bürogebäude ermöglichen den Blick nach draußen, aber auch Einblicke von außen. Das Außengelände ist mit großen Freiflächen und einem begrünten Innenhof gestaltet. Für die Mitarbeiter gibt es ein Betriebsrestaurant und eine Cafeteria. Auch ein kleiner Supermarkt soll künftig auf dem Gelände eröffnen. Das vorhandene Fitnessstudio und die Kita werden erweitert.

Stadt spricht von deutlicher Aufwertung des Nordviertels

Auch beim Thema Umweltbewusstsein will RWE ein Zeichen setzen. So gibt es auf dem Campus rund 300 Ladesäulen für Elektroautos und E-Bikes, eine zusätzliche Stromerzeugung über eine Photovoltaikanlage und die Gebäude werden mit einem "energieeffizienten Kühl- und Wärmefußboden" klimatisiert.

Für die Stadt Essen derweil hat die Entscheidung von RWE, an dieser Stelle ihren neuen Campus zu errichten, nicht nur wirtschaftliche Bedeutung. Sie sieht darin eine deutliche Aufwertung des sozial schwachen Nordviertels. So hob Oberbürgermeister Thomas Kufen denn auch die städtebauliche Dimension hervor: „Der neue Campus stellt für den nachhaltigen Stadtentwicklungsprozess unserer Nordstadt einen wichtigen Beitrag dar. Er ist ein Bindeglied zwischen dem Eltingviertel, das wir im Rahmen von „Innovation City Essen“ gezielt fördern, dem neuen Universitätsviertel und der Nordstadt."