Essen. Die Hotelkette Trip Inn wird das Hotel im Osram-Haus mit rund 100 Zimmern betreiben. Dafür wurde das denkmalgeschützte Gebäude saniert.
Eingeworfene Fensterscheiben, Graffitis an den Wänden, Gitter vor der Eingangstür. Die Essener hatten sich schon an den verwahrlosten Anblick des traditionsreichen Osram-Hauses an der Kruppstraße gewöhnt. Fast 15 Jahre stand das denkmalgeschützte Gebäude seit dem Auszug der Deutschen Bahn leer und verfiel zusehends.
Nun aber erwacht das 90 Jahre alte Haus zu neuem Leben. Ein Frankfurter Investor hatte die Immobilie 2018 gekauft und saniert. In wenigen Tagen eröffnet dort die Frankfurter Hotelkette Trip Inn ein neues Hotel. Ein Schriftzug auf dem markanten weißen Treppenhaus-Turm soll dies in den kommenden Tagen dann auch zeigen. "Wir planen nächste oder übernächste Woche das Opening", bestätigte Ashok Paudel, Regionalleiter bei Trip Inn. Die Hotelkette hat das Haus für 15 Jahre gepachtet.
Trip Inn musste Eröffnung wegen Corona verschieben
Die Eröffnung war ursprünglich schon Mitte April angedacht. Doch dann durchkreuzte die Corona-Pandemie und mit ihr die strengen Auflagen für Hotels die Pläne. Ab 21. Mai nun dürfen Hotels in NRW ihre Häuser auch wieder für Privatreisende öffnen. Die Lockerung nutzt Trip Inn für den Start in Essen.
Eine normale Öffnung freilich wird es dennoch nicht sein. Es gebe zwar erste Buchungsanfragen, doch die meisten davon seien erst für den Herbst oder für kommendes Jahr, räumt Paudel ein. Es wird also eher ein verhaltener Start an der Kruppstraße werden.
Rund 100 Zimmer bietet die neue Herberge, die unter dem Namen Trip Inn Living & Suites geführt wird. Der Name verrät: Ein normales Hotel soll es nicht sein, sondern den Gästen genügend Platz auch für einen längeren Aufenthalt in der Stadt bieten. Die Suiten sind bis zu 60 Quadratmeter groß und mit kleinen Küchen ausgestattet, das kleinste Doppelzimmer misst immerhin 32 Quadratmeter.
Trip Inn setzt vor allem auf Geschäftsreisende
Damit will sich Trip Inn von der wachsenden Konkurrenz in der Stadt abheben, zumal auch die Frankfurter in erster Linie auf Geschäftsreisende zielen. "Wir haben gerade mit der Messe hier in Essen noch viel Potenzial gesehen", sagt Paudel. Die Kette betreibt in Essen mit dem Trip Inn Boutique Hotel in der Hoffnungstraße bereits seit 2019 eine Herberge.
Da die Gästezahl im neuen Haus anfangs nicht hoch sein wird, setzt Trip Inn dort zunächst Personal aus seinen umliegenden Hotels ein, das sich derzeit in Kurzarbeit befindet. Anfangs werden es zehn Mitarbeiter sein, die sich um den Betrieb des Hauses kümmern. Wenn sich die Lage nach Corona bessert, will Trip Inn dann auch neue Mitarbeiter einstellen, heißt es. Dann könnte die Belegschaft auf 20 Beschäftigte wachsen.
Noch immer entstehen viele neue Hotels in Essen
Mit dem neuen Trip Inn nimmt das Hotel-Bettenangebot in der Stadt weiter zu. Essen gehört mittlerweile zu den Großstädten, die den stärksten Zuwachs haben. "Essen führt mit einem durchschnittlichen jährlichen Bettenzuwachs von 4,6 Prozent das Feld der Top-15-Städte an", schreibt die Essener Wirtschaftsförderung in ihrem jüngsten Immobilienbericht. Der Essener Hotelmarkt bietet mittlerweile über 10.000 Betten in rund 100 Betrieben an.
Ob der Betten-Boom auch nach der Corona-Krise so voranschreiten wird, ist zumindest fraglich. Viel wird davon abhängen, wie schnell sich der Tourismus erholen wird und auch die Messe wieder voll durchstarten kann.
Zumindest stehen aber dieses Jahr weitere Hoteleröffnungen an. Sie wurden schließlich bereits weit vor der Krise geplant. So soll das neue Premier Inn unmittelbar am Hauptbahnhof im Herbst öffnen und zählt 190 Zimmer. Ganz in der Nähe, hinter dem Haus der Technik errichtet die Marriot-Gruppe gerade das Residence Inn und das Moxy Hotel Dort entstehen 92 Apartments und 176 Zimmer.
Die Geschichte des Osram-Hauses
Mit der Neunutzung des Osram-Hauses ist ein geschichtsträchtiges Gebäude der Stadt nun vor dem weiteren Verfall bewahrt. Der Name rührt von einer auffälligen Leuchtreklame der Leuchtmittel-Firma her, die in den 1930er-Jahren auf dem Treppenhaus-Dach installiert war.
Die Immobilie wurde 1929 ursprünglich vom Möbel-Großhändler Rosendahl & Bachrach („RoBa“) in Auftrag gegeben, der den sechsgeschossigen Bau nach den Plänen des Architekten Ernst Knoblauch (Allbau- und Schossau-Haus) im Stil der neuen Sachlichkeit errichten ließ. 1987 trug die Stadt das Osram-Haus in die Denkmalliste ein.
Nach dem Krieg wechselten die Mieter mehrfach, zuletzt war die Deutsche Bahn dort Pächter. 2007 hatte die Westfälische Grundbesitz und Finanzverwaltung (WGF) die Immobilie erworben und kündigte bereits 2012 an, das Haus zu einem Hotel umzubauen. Doch aus den Plänen wurde nichts. Die WGF musste 2013 Insolvenz anmelden.