Essen. Ein Einsatz wegen Ruhestörung an der Zinkstraße eskalierte. Nun wird nicht nur gegen Familienmitglieder ermittelt, sondern auch gegen Polizisten.
Nach dem Einsatz wegen Ruhestörung bei einer Familie an der Zinkstraße in Essen-Bochold ermittelt die Polizei nun in den eigenen Reihen: Das Präsidium Essen hat ein Strafverfahren gegen die die beteiligten Beamten eingeleitet, sagte Polizeisprecherin Judith Herold am Dienstag. Samstagnacht hatten Polizisten die Wohnung gestürmt – es gab Verletzte auf beiden Seiten.
Die Bochumer Polizei prüft die massiven Vorwürfe, die ein 23-Jähriger gegen Polizisten der Essener Behörde erhoben hat. Er war bei dem Einsatz in der Wohnung gewesen. Ermittlungen gegen Polizisten leitet standardmäßig eine andere Behörde als die eigene – in diesem Fall Bochum. Gegen wie viele Beamte ermittelt wird, konnte Sprecherin Herold nicht sagen. Es handele sich jedenfalls um die "Besatzung mehrerer Streifenwagen".
Polizisten stürmen Wohnung in Essen – Vorwurf: Polizeigewalt
Die Wohnung an der Essener Zinkstraße sei in der Nacht von Samstag auf Sonntag von Polizisten gestürmt worden, schildert der 23-Jährige den Ablauf. Zuvor habe er den Beamten den Zugang verweigert und nach einem Durchsuchungsbeschluss gefragt. Dann seien er, sein Vater (50), seine schwangere Frau, seine Schwester (16) und "eine ältere Frau" geschubst, getreten und mit Schlagstöcken traktiert worden, obwohl sie teils schon gefesselt am Boden lagen.
Bei Instagram kursiert ein zehnminütiges Video, in dem der 23-Jährige seine Verletzungen dokumentiert, die bei dem Polizeieinsatz am Samstag entstanden sein sollen. Das Video, in dem er der Essener Behörde Polizeigewalt vorwirft, hatte am Donnerstag schon fast 2 Mio. Aufrufe.
Krankenhaus: Blutergüsse, Prellungen, gebrochener Finger
Die dabei mutmaßlich erlittenen Verletzungen sind auf Untersuchungsbögen des St.-Vincenz-Krankenhauses dokumentiert, die unserer Zeitung vorliegen. Die Ärzte der Unfallchirurgie diagnostizierten Blutergüsse, Arm-, Schulter- und Rückenprellungen, Verstauchungen sowie einen Fingerbruch.
Angriffe der Familienmitglieder gegen Beamte erwähnt der 23-Jährige nicht. Die Essener Polizei schildert aber, dass ihre Kräfte "massiv angegriffen" worden seien und sich "mehrere Familienmitglieder solidarisierten". Nur durch den Einsatz von Pfefferspray und dem "Einsatzmehrzweckstock" sei es den Beamten gelungen, die Gruppe in die Wohnung zurückzudrängen, sich selbst in Sicherheit zu bringen, um mit massiver Verstärkung zurückzukehren, die die "Randalierer (23 und 50 Jahre alt) in Gewahrsam genommen" haben, so die Darstellung der Behörde.
Beamten konnten n ach ambulanter Behandlung weiterarbeiten
Die beiden Beamten, die zunächst allein für Ruhe hatten sorgen wollen, seien durch Angriffe verletzt worden. Sie wurden - wie Mitglieder der Familie auch - ambulant in einem Krankenhaus behandelt und blieben dienstfähig.
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Gegen Vater und Sohn der Familie der Essener Familie läuft nun ein Strafverfahren wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte. Der 23-Jährige kündigte gegenüber dieser Zeitung an, ebenfalls Anzeige gegen die Beamten erstatten und sich einen Anwalt nehmen zu wollen.
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