Essen. Am Donnerstag startet die Schule für Jugendliche, die Prüfungen vor sich haben. Berthold Kuhl, Leiter der Frida-Levy-Gesamtschule, hat Bedenken
Mit 240 statt der üblichen 1300 Schüler startet am Donnerstag der Unterricht an einer der größten Gesamtschulen in Essen, der Frida-Levy-Gesamtschule (Stadtmitte). Die Jahrgänge zehn und 13 werden in kleinen Lerngruppen Unterricht erhalten, um ihre "Zentralen Prüfungen" (Zehner) beziehungsweise eine entsprechende Klassenarbeit sowie die Abi-Klausuren (Dreizehner) vorzubereiten.
Landesweit geht der Unterricht für Prüflinge ab Donnerstag wieder los, während andere Jahrgänge schrittweise ab Mai wieder unterrichtet werden sollen. Dieses Vorgehen hat vielfache Kritik ausgelöst. Auch Berthold Kuhl, Leiter der Frida-Levy-Gesamtschule, sagt: "Die Abi-Prüfungen jetzt anzusetzen, ist und bleibt unfair. Die drei Wochen fehlenden Unterrichts, der vor Ostern weggefallen ist, tut allen richtig weh." Das sehen auch einige seiner Amtskollegen auch so.
Organisatorisch hat man es trotz größten Zeitdrucks an der Frida-Levy-Schule hinbekommen, die neuen Standards einzuhalten: "Wir werden Unterricht in Morgen- und Nachmittagsblöcken durchführen", kündigt Kuhl an, "die Lerngruppengröße beträgt maximal neun Schüler." Anders würde es angesichts der geltenden Abstandsregeln (1,50 Meter) nicht funktionieren. "Zum Glück", berichtet Kuhl, "haben wir zwei separate Standorte und können die Schüler entsprechend verteilen."
Flure zu Einbahnstraßen
Die Flure beider Schulgebäude wurden mit Pfeilen und entsprechenden Hinweistafeln in Einbahnstraßen-Systeme umgewandelt. "Die Schüler haben die Anweisung, sofort ihren Klassenraum zu betreten, dort finden auch die Pausen statt, und nach dem Unterricht müssen sie das Schulgelände sofort wieder verlassen."
Das Kollegium an der Frida-Levy-Schule ist groß - rund 120 Lehrer arbeiten für die Schule. "Knapp 40 Prozent", berichtet Schulleiter Berthold Kuhl, "wird während der Corona-Zeit nicht dienstfähig sein." Das liege am Alter der Kollegen oder an Vorerkrankungen, Schwangerschaften oder der Tatsache, dass einige Kollegen mit Risiko-Personen in einem Haushalt leben.
"Mit weiteren Jahrgängen bricht wieder alles zusammen"
Kuhls Fazit zwei Tage vor der Wiederaufnahme des Unterrichts: "Der Betrieb, den wir jetzt aufgebaut haben, läuft genau für diese Anzahl an Jahrgängen. Wenn noch weitere Jahrgänge hinzukommen, bricht das System schon wieder zusammen." Bedeutet: Ab Mai, wenn - theoretisch - mehr Schüler wieder in die Schule kommen sollen, gibt es neue Probleme - mit fehlendem Platz wegen der Abstandsregeln, mit fehlenden Lehrern, weil die Lerngruppen schließlich klein bleiben sollen.
Doch Kuhl kann sich ohnehin nicht vorstellen, dass ab 12. Mai - dann beginnen die Abi-Prüfungen - wieder regulärer Unterricht stattfinden soll, wenn zeitgleich unter den strengen Auflagen die Abi-Klausuren geschrieben werden.
Was ist während der Prüfungen?
"Allein die Prüfungen unter den jetzigen Vorzeichen machen mir große Sorgen", sagt Kuhl. "Viele unserer Schüler haben zu Hause keine idealen Lernbedingungen. Die fehlenden drei Wochen Unterricht vor den Ferien schlagen negativ zu Buche. Und was ist eigentlich angesichts der Spannung, wenn ein Schüler während einer Abi-Klausur einen Husten- oder Niesanfall bekommt? Wir haben viele ängstliche Schüler." Kuhl fürchtet: Angesichts der großen Unsicherheiten der letzten Wochen und des enormen Zeitdrucks würden die Abi-Klausuren für viele Schüler zu einer sehr großen Herausforderung, auf die man sich kaum vorbereiten könne.