Essen. Die Corona-Krise erschließt dem Autokino in Essen offenbar ganz neue Zuschauergruppen. Derzeit sind die meisten Vorstellungen dort ausverkauft.

In ganz Deutschland geraten die Kinos in Existenzgefahr, weil sie ihren Betrieb corona-bedingt einstellen mussten. Das Essener Autokino profitiert dagegen von der Schließung der anderen: „Am Wochenende war jede Vorstellung ausverkauft“, sagt Heiko Desch, der bei Betreiber Drive In fürs Marketing zuständig ist. „Und an Wochentagen sind die Tickets für die Frühvorstellung auch ganz schnell weg.“

Nachdem wir vergangene Woche über das letzte Ausgehvergnügen in Zeiten von Corona berichteten, machten sich auch aus anderen Städten viele Kino-Fans nach Essen auf, die zum Teil noch nie zuvor ein Autokino besucht hatten. In sozialen Netzwerken verbreitete sich die Kunde vom ganz legalen Kinospaß rasend schnell. Am Dienstag (31. März 2020) schaffte es das Essener Autokino in die „Tagesthemen“.

Zuschauerzahl ist aktuell auf 500 begrenzt

Das ganz große Geschäft mache man allerdings nicht, sagt Desch. Denn derzeit gebe das Kino nur ein begrenztes Kartenkontingent aus: Der Platz am Sulterkamp in Bergeborbeck fasst eigentlich 1000 Autos, es könnten also locker 2000 Zuschauer kommen. Doch aktuell verkauft Drive In pro Vorstellung nur 500 Tickets. „Sonst besteht die Gefahr, dass es doch zu viel Trubel auf dem Platz gibt.“ Das wollen die Betreiber unbedingt vermeiden, um nicht die von der Stadt Essen ausgestellte Ausnahmegenehmigung zu verlieren.

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Darum sind die Snackbar und die Abendkasse geschlossen, Karten gibt es nur online: Sie werden durch die geschlossene Scheibe des Autos gescannt. Auch Heizlüfter werden nicht ausgegeben, Zuschauer sollten Wolldecken mitnehmen. Aussteigen müssen die Kinobesucher eigentlich nur für den Gang zur Toilette, und da achtet das Drive-In-Personal darauf, dass sich höchstens zwei Personen gleichzeitig im WC-Bereich aufhalten.

Städte und Landkreise wollen jetzt temporäre Autokinos eröffnen

Obwohl so praktisch jeder Kontakt vermieden wird, sei neben Essen nur das Autokino in Stuttgart geöffnet, sagt Heiko Desch. Die drei Drive-In-Standorte in Köln, Frankfurt und München scheitern an strengen Stadtverwaltungen. „Gleichzeitig rufen uns andere Städte und Landkreise an und fragen, wie sie selbst ein Autokino auf die Beine stellen können“, erzählt Desch. Und aus Sachsen habe er die Anfrage einer Kirchengemeinde, die auf einem Flugfeld einen Oster-Gottesdienst im Autokino-Format planen.