Essen. Während kleinere Geschäfte wieder öffnen dürfen, wächst die Sorge bei Inhabern größerer Geschäfte weiter. So ist die Lage in Essen.

Die Nachricht der Bundeskanzlerin, dass ab Montag nur Geschäfte mit einer Größe bis zu 800 Quadratmeter öffnen dürfen, ist bei Essens Einzelhändlern „eingeschlagen wie eine Bombe“, sagt Marc Heistermann, Hauptgeschäftsführer des hiesigen Einzelhandelsverbandes.

Einerseits sei die Freude groß bei jenen, die endlich wieder ihre Türe öffnen und auf ein halbwegs normales Geschäft hoffen können. Voraussetzung ist, dass in und vor den Geschäften bestimmte Abstands- und Hygieneregeln eingehalten werden. Andererseits sei die Enttäuschung kaum in Worte zu fassen bei den Händlern, die ihre Geschäfte weiterhin geschlossen halten müssen.

Handelsverband enttäuscht über 800-Quadratmeter-Regel

Marc Heistermann, Hauptgeschäftsführer des Essener Einzelhandelsverbandes ist dankbar angesichts der Solidarität vieler Kunden und Behörden, hofft aber auch auf baldige Öffnungserlaubnis für alle Geschäfte.
Marc Heistermann, Hauptgeschäftsführer des Essener Einzelhandelsverbandes ist dankbar angesichts der Solidarität vieler Kunden und Behörden, hofft aber auch auf baldige Öffnungserlaubnis für alle Geschäfte. © FUNKE Foto Services | Klaus Micke

„Ich habe heute Morgen mit völlig verzweifelten Händlern telefoniert, die die ganze Nacht kein Auge zubekommen haben“, erklärt Heistermann. Essens Einzelhändler hätten solch große Hoffnungen in diesen Tag gesetzt, an dem Bundes- und Landesregierung das Vorgehen nach dem 20. April verkünden wollten, dass die Enttäuschung über die 800-Quadratmeter-Regel manchem erstmal den Boden unter den Füßen weggerissen habe. Zumal diese Maßnahme die Händler nicht überzeuge.

„Warum sollte man in einem Geschäft mit mehr als 800 Quadratmeter die dringend notwendigen Hygienevorschriften nicht einhalten können?, fragt Heistermann und fügt an: „Gerade wenn das Geschäft größer ist, kann man doch eher dafür sorgen, dass sich die Menschen nicht zu nahe kommen.“

Regierung will keine vollen Fußgängerzonen riskieren

Das Gegenargument der Bundesregierung lautet: Würden am Montag alle Geschäfte wieder öffnen, könnte es wieder viel Gedränge im Nahverkehr und in den Fußgängerzonen geben.

Nach Einschätzung des Handelsverbandes verläuft die 800-Quadratmeter-Grenze mitten durch die Innenstadt: Mittelgroße Bekleidungsgeschäfte und Elektronikhändler hätten weiterhin geschlossen, der durchschnittliche Schuhladen und das Haushaltswarengeschäft dürften öffnen.

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Hoffnung setzt der Essener Einzelhandelsverband in eine Anfrage, die er der Landesregierung in Düsseldorf und Oberbürgermeister Thomas Kufen gestellt hat. Darin formulieren die Geschäftsleute die Idee, im Zweifel große Läden durch bauliche Maßnahmen provisorisch und vorübergehend auf 800 Quadratmeter zu verkleinern, um wenigstens einen Teil der Ware wieder vor Ort verkaufen zu dürfen. Eine Antwort stehe noch aus, so Heistermann.

Vorbereitungen in kleineren Geschäften laufen

Währenddessen laufen die Vorbereitungen überall dort, wo kommende Woche die Geschäfte wieder öffnen dürfen, die Vorbereitungen auf Hochtouren. Nach dem Vorbild der Lebensmittel- und Drogeriebranche und der Baumärkte, die trotz umfangreicher Corona-Verordnungen, geöffnet bleiben durften, präparieren auch andere Geschäftsinhaber nun ihre Verkaufsflächen. So werden Markierungen aufgeklebt, die helfen sollen, dass Kunden ausreichend Abstand zueinander halten oder etwa auch Desinfektionsmöglichkeiten sichergestellt.

Bei aller Zerrissenheit ist es Marc Heistermann aber auch ein besonderes Anliegen, zu betonen, wie dankbar die Essener Einzelhändler über die Solidarität der Bürger und des Staates sein.„Hilfsmaßnahmen bei denen das Geld weniger Tage später schon auf dem Konto ist. Das hätte bei unserer Bürokratie doch vorher niemand für möglich gehalten. Das funktioniert aber sehr gut“, so Heistermann.