Essen. Am Niederfeldsee scheint sich ein PS-Treff wie auf dem Berthold-Beitz-Boulevard etablieren zu wollen. Behörde kündigt verschärfte Kontrollen an.

Leergefegte Straßen, Langeweile und ein dankbares Publikum, das bei Sonnenschein am nahe gelegenen Niederfeldsee regelmäßig in Scharen gegen die Corona-Regeln verstößt: In Höhe der Grieperstraße in Essen-Altendorf hat sich nach dem Berthold-Beitz-Boulevard offenbar eine so beliebte wie gut besuchte Bühne für die örtliche Raser- und Poser-Szene entwickelt. Dies haben Stadt und Polizei auf Nachfrage dieser Zeitung bestätigt - und gleichzeitig angekündigt, diese Entwicklung mit vereinten Kräften ausbremsen zu wollen.

Allein am Gründonnerstag seien den Einsatzkräften der Stadt Essen fünf Fahrzeuge aufgefallen, die in dem Sprengel an der Grieperstraße unterwegs waren - vielleicht nur zu laut, augenscheinlich wohl aber auch zu schnell. Wie Stadtsprecherin Silke Lenz berichtete, seien die Beobachtungen direkt an die Polizei weitergeleitet worden.

Polizei beobachtet den Berthold-Beitz-Boulevard schon seit längerem

"Wir haben die Örtlichkeit auf dem Schirm", sagte Polizeisprecherin Judith Herold am Mittwoch. Das Phänomen in dem Quartier sei bekannt und man befinde sich bereits in Absprachen mit der Stadt, um mit "geeigneten Maßnahmen gegensteuern" zu können. Das sind in der Regel Geschwindigkeitskontrollen, aber auch das Überprüfen frisierter Autos und ihrer Fahrer auf Verkehrstauglichkeit.

Bei verschärften Geschwindigkeitskontrollen seien beispielsweise allein am Gründonnerstag auf dem Berthold-Beitz-Boulevard, den die Polizei schon seit längerem beobachtet, 22 Temposünder geblitzt worden, sagte Herold. Einem davon droht nun ein längeres Fahrverbot: Er wurde mit knapp 100 Stundenkilometern erwischt, wo eigentlich eine Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h gilt. Da ist der Führerschein dann erst mal futsch.

40 Fahrverbote gegen Temposünder verhängt

Da die Polizei weiß, dass die freien Straßen in Corona-Zeiten für viele Autofahrer auch an anderen Orten der Stadt eine freie Wahl der Geschwindigkeit bedeuten, hat die Behörde ihre Beamten mit Blitzern in der vergangenen Woche einmal mehr auf die Straßen geschickt. 17.910 Fahrzeuge wurden gemessen. Die Polizisten des Verkehrsdienstes notierten dabei 1095 Verstöße gegen die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit. 40 davon waren so massiv, dass Fahrverbote ausgesprochen wurden.

Mit 109 Sachen erwischte die Polizei zum Beispiel zwei Verkehrssünder am Donnerstag auf der Gladbecker Straße in Fahrtrichtung Bottrop und auf der Bottroper Straße. Dort sind jeweils 50 km/h erlaubt. Auf der Wuppertaler Straße, wo eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 70 gilt, wurde ein Raser am Samstagvormittag erwischt, der 119 Stundenkilometer auf dem Tacho hatte. Und selbst in Tempo 30-Zonen wurden die Beamten fündig: Den stadtweit massivsten Verstoß in einer verkehrsberuhigten Zone ahndeten sie am Gründonnerstag auf der Schönscheidtstraße. Dort war ein Autofahrer mit 58 km/h fast doppelt so schnell unterwegs wie erlaubt.

Polizei kündigt weitere verschärfte Tempokontrollen an

Vor diesem Hintergrund kündigte Judith Herold für die nächsten Tage weitere verschärfte Geschwindigkeits-Kontrollen an: "Verstöße wird der Verkehrsdienst der Polizei konsequent ahnden." Und zwar nicht nur auf der Grieperstraße und dem Berthold-Beitz-Boulevard, sondern stadtweit.

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