Essen. In Corona-Zeiten wird entrümpelt und renoviert. Die Befürchtung, die Stadt werde wegen der geschlossenen Recyclinghöfe dreckiger, sei unbegründet

Die krisenbedingte Schließung der Recycling-Höfe stellt viele Essener vor große Probleme: Wer Bauschutt, die kaputte Waschmaschine oder eine alte Küche entsorgen will, steht auch weiterhin vor verschlossenen Türen. Die Annahme, die Zahl der wilden Müllkippen würde wegen dieses Dauer-Engpasses in Besorgnis erregende Höhe schnellen, scheint sich jedoch nicht zu bestätigen.

"Die Befürchtungen der Bürgerinnen und Bürger, dass ihre Stadt während der Corona-Krise zusehends im Müll erstickt oder wichtige Reparaturen und Instandsetzungen an der Infrastruktur nicht zeitnah erfolgen, sind unbegründet", stellt die städtische Pressesprecherin Jasmin Trilling klar. Auch Bettina Hellenkamp, Sprecherin der Entsorgungsbetriebe EBE, tritt dem Eindruck entgegen, die Stadt sei in Zeiten von Corona dreckiger geworden.

Es wird weniger illegaler Müll gemeldet, weil weniger Menschen unterwegs sind

Ein wichtiges Indiz für Probleme mit wildem Müll in Essen ist die Resonanz auf den Mängelmelder "Essen bleib(t) sauber!", der von unterwegs per App auf dem Mobiltelefon oder zuhause am Computer mit Hinweisen und Beschwerden samt Fotos gefüttert werden kann. Aktuell eingegangen sind beispielsweise Meldungen über ein weißes Sofa im Park an der Elisenstraße oder ein Metallregal an der Vogelheimer Straße. Nach Darstellung der EBE ist die Zahl der Hinweise aus dem Mängelmelder zuletzt sogar ein wenig gesunken. Hellenkamp: "Letzte Woche erreichten uns 300 Meldungen anstatt wie sonst 320 bis 340 Meldungen." Diese Abnahme sei leicht zu erklären, da "derzeit sehr viel weniger Menschen unterwegs sind als sonst".

Die Stadtverwaltung hat in den drei Krisen-Wochen seit Verhängung des "Corona-Shutdown" (16. März) im Vergleich zu den drei Normal-Wochen davor einen Rückgang von elf Prozent bei den Mängelmeldungen ermittelt: in absoluten Zahlen 1692 gegenüber 1899 zuvor. Die Bearbeitungszeit sei unverändert bei sechs Tagen geblieben.

Bitte der EBE: "Das Ausmisten von Garten, Keller und Dachboden vertagen"

Wer in diesen Corona-Tagen durch die leere Stadt fährt, der sieht - so der subjektive Eindruck - immer häufiger illegal entsorgten Müll auf Gehwegen und Plätzen: womöglich illegal entsorgt, aber (noch) nicht gemeldet. Die Entsorgungsbetriebe räumen ein, dass das Aufkommen an wildem Müll nicht signifikant gesunken sei. Daher werde nun ein Klein-Lkw - im EBE-Jargon "Flitzer" - mehr eingesetzt als sonst, um wilde Müllkippen abzufahren. Normalerweise seien nicht sechs, sondern fünf "Flitzer" im Einsatz. "Das machen wir so lange, wie es pragmatisch erscheint und personell geleistet werden kann", fügt Bettina Hellenkamp hinzu.

Jeder dieser sechs Flitzer habe ein wenig freie Kapazität, um "ungeplante wilde Müllkippen" aufnehmen zu können. Die EBE-Besatzungen, so heißt es, würden „die typischen Stellen“ kennen und gezielt dort vorbeifahren.

Weil die Recyclinghöfe bis auf Weiteres geschlossen bleiben, appelliert die EBE weiterhin eindringlich an die Bürger, "das Ausmisten von Garten, Keller und Dachboden nun zu vertagen und auf Sperrmüll-Anmeldungen weitgehend zu verzichten". Die Sperrmüllabfuhr funktioniere bislang ohne Einschränkungen und fahre normal ihre Termine ab. "Vor den verschlossenen Toren der Recyclinghöfe werden immer mal wieder Einzelteile oder Säcke abgestellt, so wie sonst auch", sagt die EBE-Sprecherin.

Infobox:

Die Entsorgungsbetriebe EBE berichten auf ihrer Webseite ausführlich, wie sehr sich Corona auf Abfallentsorgung, Straßenreinigung etc. auswirkt: ebe-essen.de/corona

Die Grünschnitt-Abgabe ist bis zum 17. April von Montag bis Freitag zwischen 8 und 18 Uhr am Stadion Essen (Hafenstraße) auf P 2 möglich. Dort stehen bis zu sechs Abgabecontainer. Einlass durch die Schranke an P 3.Bis zu 6 Abgabecontainer können in zwei Fahrtspuren genutzt werden. Einlass durch die Schranke an P 3.

Der Mängelmelder der Stadt - Essen bleib(t) sauber! - ist erreichbar unter maengelmelder.essen.de oder lässt sich aus dem App-Store aufs Smartphone herunterladen.