Essen. Experten erwarten mehr Leerstände und sinkende Mieten. Vor allem die wenigen verbliebenen Inhaber-Geschäfte gerieten jetzt unter Druck.

Die Essener Innenstadt wird nach der Corona-Krise ihr Gesicht verändern. Davon ist der Makler Klaus-Peter Großmann überzeugt. "Wir werden mehr Leerstände sehen und die Ladenmieten werden weiter fallen", sagte Großmann im Interview mit dieser Zeitung. Längerfristig werde sich das negativ auf die Qualität der Läden auswirken.

Großmann gehört einem Zusammenschluss mehrerer Makler in Essen, Oberhausen und Mülheim an, die unter dem Namen Immopromeo jedes Jahr einen Gewerbemietspiegel für die drei Städte herausgeben. Am Mittwoch erschien die aktuelle Ausgabe für 2020, in die allerdings noch Daten aus dem Vorjahr vor der Corona-Krise einflossen. Neben Büro- und Gewerbehallenpreisen untersucht der Mietspiegel auch die Entwicklungen von Ladenmieten.

Ladenmieten in der Essener City weiter gesunken

Bereits im vergangenen Jahr waren demnach die Mieten in der Essener Innenstadt weiter gesunken. "Um etwa fünf bis zehn Euro pro Quadratmeter", sagte Großmann. Die Spitzenmieten in den so genannten 1a-Lagen betragen je nach Ladengröße zwischen 40 und 90 Euro. Vor einigen Jahren erzielten Vermieter noch über 100 Euro pro Quadratmeter.

Die Corona-Krise dürfte nach Ansicht von Großmann die Abwärtsspirale beschleunigen. Gerade kleine Händler und Gastronomen gerieten durch den momentanen Shutdown noch stärker in Bedrängnis, meinte Großmann. Die seien in der Essener Innenstadt ohnehin auf dem Rückzug. Die Filialen großer Handelsketten nehmen mittlerweile auf der Kettwiger und der Limbecker Straße 85 Prozent der Verkaufsfläche ein.

Insolvenz von Appelrath Cüpper trifft auch Essen

Aber auch die Großen trifft die Corona-Krise. So hat am Mittwoch der Modehändler Appelrath Cüpper Insolvenz anmelden müssen. Das Traditionshaus hat in Essen in bester Lage ein Geschäft auf der Kettwiger Straße. "Ich befürchte, dass andere Händler in die gleiche Richtung gehen. Ihnen bleibt nichts anderes übrig", betonte Großmann.

Wenn es tatsächlich zu mehr Geschäftsaufgaben kommen sollte und die Leerstände zunehmen, dann verstärkt das den Druck auf die Vermieter, mit der Miete nachzugeben. Mit der Folge: "Der Besatz an Läden in der Innenstadt wird dadurch sicher nicht hochwertiger", sagte Großmann. Die Essener Innenstadt leidet allerdings ohnehin seit Jahren an einem schleichenden Qualitätsverlust. Allerdings machten zuletzt neue Ansiedlungen wie das Modehaus Sinn, das auf die Kettwiger Straße zieht, auch wieder Hoffnung.

Neuer Feierabendmarkt wird verschoben

Die Corona-Krise trifft die Innenstadt zur Unzeit. Denn die Essen Marketing Gesellschaft (EMG) arbeitet derzeit an einem Konzept, wie die City wieder attraktiver wird und stärker belebt werden soll. Am 5. Mai sollte beispielsweise ein neuer Wochenmarkt und drei Tage später ein neuer Feierabendmarkt auf dem Willy-Brandt-Platz starten.

Dieser Zeitplan sei nun nicht mehr zu halten, sagte Florian Hecker, Sprecher der EMG. "Wir bedauern das sehr. Aber es bringt nichts, eine Veranstaltung wie den Wochenmarkt anzubieten, wenn gar keine Besucherfrequenz in der Stadt da ist."

Einen neuen Zeitpunkt für den Feierabendmarkt gebe es derzeit nicht. "Wir müssen abwarten, wie die Entscheidungen fallen, wann öffentliches Leben wieder möglich ist", so Hecker. Die Vorbereitungen liefen aber weiter.