Essen. Sinn will ein neues Bekleidungsgeschäft in der Essener Innenstadt eröffnen. Das sagt der Chef Friedrich-Wilhelm Göbel zu den Beweggründen.

Der Modehändler Sinn wird im kommenden Frühjahr ein neues Bekleidungshaus in der Essen Innenstadt - im Eick-Haus am Willy-Brandt-Platz – eröffnen. Janet Lindgens sprach mit dem Generalbevollmächtigten der Sinn-Gruppe (früher Sinn Leffers), Friedrich-Wilhelm Göbel, über die Gründe für diesen Schritt.

Wieso hat sich Sinn für die Essener Innenstadt entschieden?

Friedrich-Wilhelm Göbel: Wir expandieren dort, wo wir nachhaltig funktionierende Marktplätze sehen. Und Essen ist ein großer Marktplatz, an dem wir sein wollen, unter anderem auch, weil Sinn sehr lange am Markt Essen vertreten war. Natürlich kann man darüber diskutieren, ob Essen als Einkaufsstadt noch die Bedeutung hat, die sie vor 25 Jahren hatte. Aber die Stadt ist eine der großen wichtigen Metropolen. Uns ist es für die Zukunft wichtig, eine flächendeckende Präsenz in der Region zu haben. Und da gehört Essen unbedingt dazu. Wir wollen auch deshalb stärker lokal vertreten sein, weil wir daran glauben, dass Menschen in Zukunft weniger lange Strecken fahren wollen, wenn sie einkaufen möchten.

Sie werden in die ehemalige Anson’s-Filiale am Eingang der Innenstadt ziehen. Warum gerade an diesem Standort?

Wir haben uns in der Innenstadt natürlich mehrere Standorte angeschaut. Dass wir uns für die Kettwiger Straße entschieden haben, war eine bewusste Entscheidung. Ich finde die Straße mit der Nähe zum Hauptbahnhof spannend. Wir glauben, dass wir dort auf lange Sicht richtig sind. Die Kettwiger hat aus meiner Sicht mehr Potenzial als beispielsweise die Limbecker Straße oder der Limbecker Platz. Auch wenn wir mit dem jetzt gewählten Standort erstmal nur eine Interimslösung haben, weil der Eigentümer des Gebäudes in zwei Jahren eine größere Revitalisierung des Gebäudes plant.

Friedrich-Wilhelm Göbel, ist der Chef der Sinn-Gruppe
Friedrich-Wilhelm Göbel, ist der Chef der Sinn-Gruppe © WP Michael Kleinrensing | Michael Kleinrensing

Ist das nicht ein Risiko, dass Sie auf eine Fläche gehen, die Sie erst einmal nur für zwei Jahre bespielen können?

Ich bin mir sicher, dass wir die Umbauphase gut überbrücken werden, wenn wir uns mit dem Hauseigentümer über einen Anschlussmietvertrag einigen können. Dass wir in Essen dann eine Interimslösung brauchen, darüber mache ich mir keine Sorgen. Erstmal haben wir zwei Jahre eine Präsenz in Essen und suchen weiter, was wir sowieso tun. Dieses Risiko werden wir meistern.

Wovon ist es denn abhängig, ob Sie nach dem Umbau wieder ins Eick-Haus zurückkehren?

Wir und auch der Eigentümer können uns das beide vorstellen. Vieles hängt nun davon ab, ob der Besitzer der Immobilie baulich das umsetzen kann, was er sich vorstellt. Das Konzept, das ich gesehen habe, dürfte weit über Essen hinaus Zustimmung finden. Es hätte auch für uns viel Potenzial.

Was heißt das?

Nun, zum Beispiel scheint es so zu sein, dass wir dann etwas mehr Verkaufsfläche als die heutigen 3000 Quadratmeter zur Verfügung hätten. Das würde uns helfen, unser Sortiment in Essen breiter aufzustellen. Momentan werden wir zur Eröffnung auf zwei Etagen Damen- und auf zwei Etagen Herrenbekleidung anbieten können.

Warum expandiert Sinn, während andere Textileinzelhändler eher auf dem Rückzug sind?

Wie ich schon sagte, glauben wir an die Präsenz vor Ort, um Kunden zu erreichen. Textilien sind ein äußerst emotionales Thema für die Menschen. Sie wollen anschauen und anfassen, sie wollen spüren. Das kann Onlinehandel nicht leisten. Ich glaube deshalb nicht, dass die Zukunft alleine im Internet liegt.

Was aber macht Sinn anders als andere?

Auch interessant

Schwer zu sagen. Ich denke, es sind drei Punkte, die uns helfen. Erstens ist der Name Sinn in Essen und in ganz NRW bekannt. Zweitens sind wir von unserem Sortiment, das wir auf die jeweiligen regionalen Märkte ausrichten, überzeugt und setzen stark auf Beratung. Drittens bin ich davon überzeugt, dass wir in Essen eine Nische besetzen können. Die Wettbewerbssituation in Essen wird sich nach meiner Ansicht nach in den nächsten Jahren weiter verändern. Wir sehen daher eine reelle Chance für uns.

Die Essener Politik will künftig den Verkehr stärker aus der Innenstadt verbannen - mit höheren Parkgebühren, wahrscheinlich auch weniger Parkplätzen und einer Umweltspur. Macht Ihnen das Sorge?

Ich halte von all dem nichts. Man kann das Verhalten von Menschen mit Verboten nicht ändern. Fakt ist: Wir müssen Geld verdienen, um Mieten und Löhne bezahlen zu können. Wenn ordnungspolitische Maßnahmen einen Marktplatz unattraktiv machen, dann geht man woanders hin.

Wann ist der genaue Eröffnungstermin für Essen geplant?

Wir gehen von der zweiten Märzhälfte aus.