Essen. Bis zu 90 Prozent der Termine werden abgesagt. Therapeuten fordern deshalb finanzielle Soforthilfen

Es ist ein Hilferuf, eine Bitte um Unterstützung: In der Corona-Krise fürchten die vielen Physiotherapeuten in Essen einen immensen finanziellen Schaden, im schlimmsten Fall geht die Besorgnis bis hin zur Existenzangst. Betroffen seien vor allem kleine Praxen. "Bis zu 90 Prozent der Termine fallen aus, habe ich von Kollegen gehört", sagt Bernhard Kaufmann, der eine Praxis in Altenessen betreibt. Die Physiotherapeuten und Krankengymnasten fordern deshalb finanzielle Soforthilfen.

"Ob Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden oder Podologen – unter den Heilmittelerbringern wächst in diesen Tagen allerorts die Verzweiflung. Wegen der Corona-Krise sagen immer mehr Patienten ihre Behandlungstermine ab", heißt es in einer Mitteilung des Bundesverbandes. Das würden die Essener Vertreter dieser Berufsgruppen so unterschreiben.

Essener Praxen reagieren mit Kurzarbeit auf die Krise

"Wir Physiotherapeuten sind systemrelevant", sagt Bernhard Kaufmann. Der Berufsstand sei unverzichtbar und müsse besser unterstützt werden. Patienten seien auf die Hilfe der Therapeuten angewiesen, weil sie gesundheitliche Beschwerden haben. "Leider stehen wir in der öffentlichen Wahrnehmung häufig im Abseits und werden nicht so oft genannt wie Ärzte oder Pfleger", sagt auch Kaufmanns Kollege Volker von Döhren, der in der Essener Innenstadt ansässig ist.

Etliche Praxen hätten bereits mit Kurzarbeit auf die Krise reagiert. In anderen, so beispielsweise bei Volker von Döhren, wird in Teams gearbeitet, die sich nicht begegnen - um so weiter handlungsfähig zu bleiben, falls ein Corona-Fall auftreten sollte.

Verband fordert finanzielle Soforthilfen von den Krankenversicherungen

Physiotherapeuten sind gefragt - eigentlich. Außerhalb der Corona-Zeit, sagt von Döhren, könne die Wartezeit für einen Termin bei bis zu zwei Monaten liegen. "Wenn nun viele auf der Strecke bleiben, wird es nach der Corona-Krise einen Versorgungsengpass geben."

So sieht es auch der Verband: "Sollten die Praxen aus finanziellen Gründen schließen müssen, wird dies bei uns nicht nur jetzt in der Krise, sondern auf Dauer massive Versorgungsprobleme bringen, was am Ende allen Patienten schadet, weil es Heilungsprozesse verzögert oder unmöglich macht."

Der Verband fordert finanzielle Soforthilfen von der Gesetzlichen Krankenversicherung in Form von Ausgleichszahlungen: "Wenn wir keine Leistung erbringen können, entstehen den Krankenkassen keine Kosten. Die Kosten für Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und Podologie sind im Haushaltsplan der Kassen bereits eingeplant. Es bringt sie also nicht in finanzielle Schwierigkeiten, den Heilmittelerbringern eine Soforthilfe auszuzahlen, um deren Umsatzeinbußen auszugleichen."