Essen. Coronavirus: Arztpraxen sichern unsere medizinische Grundversorgung. Trotz Kontakt zu vielen Menschen warten sie immer noch auf Schutzmasken.
Während die Krankenhäuser immer mehr auf die Corona-Pandemie vorbereitet werden, schlagen die niedergelassenen Ärzte Alarm: Ihnen geht die Schutzkleidung aus, in der Folge drohen Praxen wegen angesteckter Mitarbeiter selbst geschlossen zu werden. Dabei stemmen die niedergelassenen Ärzte die medizinische Grundversorgung.
Schutzkittel, Masken und Handschuhe gehen absehbar zur Neige und sind nirgends mehr zu bekommen, sagt Britta Badenberg, Fachärztin für Allgemeinmedizin und Internistin in Bergerhausen. Mögliche Konsequenz: Die Ärztin wird selber angesteckt und verbreitet das Coronavirus an zahlreiche – vor allem auch ältere Patienten – weiter.
Corona-Epidemie: Arztpraxen brauchen dringend Atemschutzmasken
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Schon vor drei Wochen habe Badenberg das erste Mal versucht, an Schutzkleidung heranzukommen. Nicht zuletzt auch weil sie sich für den Schutz ihrer fünf Arzthelferinnen verantwortlich sieht. Doch bei der zuständigen Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein ist nichts zu holen. Die Bestände sind aufgebraucht. Das berichten auch andere niedergelassene Ärzte in der Region mit wachsender Verzweiflung.
„Wir stehen hier an vorderster Front, behandeln so viele Menschen, zu denen wir natürlich keinen Abstand halten können. Deswegen brauchen wir dringend diese Schutzkleidung“, betont Badenberg. Am wichtigsten seien dabei die Atemschutzmasken.
Bundesgesundheitsministerium: Schutzkleidung wurde auf den Weg geschickt
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Die Dringlichkeit der Lage ist Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bewusst, wie er jüngst erklärte. Deshalb hatte er eigentlich bereits für Donnerstag die zentrale Bereitstellung von Millionen Atemschutzmasken für die Gesundheitsvorsorge angekündigt. „Es hat lange gedauert, wir haben viel auch auf der Welt nach Lieferanten suchen müssen. Vor allem wollte ich auch sicher sein, dass es auch bei uns angekommen ist, damit wir es verteilen können“, erklärtcorona- offene worte des essener klinikchefs bei markus lanze Spahn in einem Fernsehinterview Anfang der Woche.
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Eine Nachfrage bei der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein brachte am Freitag allerdings zutage, dass dort noch keinerlei Schutzkleidung angekommen sei.
Ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums in Berlin erklärte daraufhin am Freitag auch Nachfrage unserer Redaktion, dass die „ersten Lieferungen mit medizinischen Schutzausrüstungen heute aus den Depots an die Kassenärztlichen Vereinigungen rausgegangen“ seien. Am Wochenende würden weitere Lieferungen erwartet, „so dass auch Schutzmasken sobald wie möglich an die Praxen und Krankenhäuser verteilt werden können“.
Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein: Brauchen dringend Schutzkleidung
Christopher Schneider, Sprecher KV Nordrhein indes erklärte zeitgleich, dass es sich nach Informationen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung bei er Lieferung des Bundesgesundheitsministeriums zunächst um eine begrenzte Anzahl an Schutzhandschuhen und Schutzkittel handeln soll. Weiteres wichtiges Material wie Atemschutzmasken solle demnach in den kommenden Tagen folgen.
„Sobald wir über die notwendigen Mengen zur flächendeckenden Versorgung der Praxen verfügen, werden wir die Niedergelassenen im Rheinland informieren und die Distribution bedarfsgerecht starten. Grundsätzlich benötigen wir aber zeitnah entsprechende Mengen an Schutzmaterial, die der besonderen Situation in Nordrhein gerecht werden. Wir sind mit Abstand die vom Coronavirus am stärksten betroffene Region in Deutschland und müssen hier besonderen Wert darauf legen, nicht nur die Infrastruktur im medizinischen Bereich zu erhalten, sondern auch die weitere Ausbreitung des Virus einzudämmen.
In der Praxis von von Britta Badenberg und in vielen weiteren wartet man sehnlichst darauf, ehe es am Ende noch zu spät ist. Immerhin waren in Essen am Freitagmorgen auch schon 161 Menschen positiv auf das Coronavirus getestet.