Essen. Meidet soziale Kontakte, bleibt zu Hause - fordern Ärzte und Pfleger der Uniklinik Essen. Sie unterstreichen den Appell mit einem plakativen Foto

An der Essener Uniklinik ist Carola Holzner als leitende Oberärztin in der Zentralen Notaufnahme Nord tätig, im Internet ist sie als Bloggerin „Doc Caro“ bekannt, und als solche findet sie nun deutliche Worte zur Coronakrise: „Wir kämpfen hier an der Front, aber wir haben nur eine Chance, wenn alle Bürger mitmachen.“ Sie könne den Appell der Kanzlerin, dass man derzeit soziale Kontakte meiden solle, nur unterschreiben: „Grillt nicht im Park, geht nicht Fußballspielen, bleibt mit Eurem Hintern zu Hause.“ Mit einem plakativen Foto haben Holzner und ihre Kollegen das nun unterstrichen – und im Netz bereits große Aufmerksamkeit erregt.

Kinder gehören derzeit nicht auf den Spielplatz - sondern ins Haus

„Wir bleiben für Euch da! Und Ihr bitte Zuhause“, steht auf dem Plakat, das das Team der Notaufnahme in Händen hält. Der Appell sei allgemein zu verstehen und beziehe sich nicht auf die Menschen, die in einer Notlage in die Uniklinik gehen, betont Carola Holzner. „Wer ernsthaft krank ist, soll natürlich zu uns kommen.“ Abgesehen von solchen Notfällen sollten sich die Essener unter soziale Quarantäne stellen. „Auch wer Kinder hat, sollte mit denen nun zu Hause bleiben, und sich nicht mit anderen Eltern auf dem Spielplatz verabreden.“

Notärztin und Social-Media-Star: Carola Holzner arbeitet als leitende Oberärztin an der Uniklinik Essen – und als Doc Caro im Internet.
Notärztin und Social-Media-Star: Carola Holzner arbeitet als leitende Oberärztin an der Uniklinik Essen – und als Doc Caro im Internet. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Die Ärztin weiß, wovon sie spricht: Ihre Kinder sind sechs und acht Jahre alt und stehen derzeit auch unter coronabedingtem Stubenarrest. Sie habe Glück, dass ihre Mutter im selben Haus wohne und mit den Kindern Aufgaben für die Schule erledige, die Zimmer aufräume oder mal eine Waschmaschine starte. Lernen fürs Leben. Auch ihr Mann, der selbstständig ist, habe vom Homeoffice einen Blick auf die Kinder. Nur sie müsse zur Arbeit gehen. „Ich bin praktisch ständig hier und bereite mich auf den Ernstfall vor.“

„Verzichtet auf Verwandtenbesuche“

Und den gelte es so lange wie möglich herauszuzögern und abzumildern, ergänzt Holzners Kollege Kai Gödde, stellvertretender Leiter des Rettungsdienstes und Unfallchirurg an der Uniklinik. Auch das Team der chirurgischen Notaufnahme habe sich daher zum Fototermin mit Plakat getroffen und großen medialen Widerhall erlebt. „Bleibt daheim und helft mit, dass sich die Infektionen verlangsamen“, bittet Gödde. So könne ein Peak – ein kritischer Gipfelpunkt – der Ansteckungen hoffentlich vermieden werden.

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So bitter das sei, man solle nicht nur auf „Corona-Partys“ mit Freunden, sondern auch auf Verwandtenbesuche verzichten. So könne jeder helfen, das Gesundheitssystem nicht zu überlasten. Das gelte übrigens auch für den Weg in die Notaufnahme. „Wir sind die Kümmerer, bei uns landet jeder, der sich schwer verletzt hat. Aber wir appellieren an die Patienten, wenn möglich alleine oder nur mit einer Begleitperson zu kommen - und nicht mit vielen Verwandten und Anhang.“

„Wir haben keine Corona-Ferien, sondern einen Notstand“

Damit die Notaufnahme nicht zur Virenschleuder wird, versuche man, „keine Kontaktstellen zwischen den Patienten zu schaffen“. Am Donnerstag habe man daher Aushänge gemacht und die Patienten um telefonische Anmeldung gebeten (die jeweiligen Nummer finden sich vor Ort). Er setze auf die Geduld der Menschen, erlebe aber am Telefon derzeit auch eine hohe Dankbarkeit der Patienten: „Die sehen: Wir tun etwas“, sagt Gödde.

Genau diese Botschaft sollen auch die Fotos der beiden Notaufnahmen-Teams transportieren: „Wir stellen die akute Notversorgung weiter Tag und Nacht sicher.“ Teil zwei der Botschaft formuliert Carola Holzner gewohnt deutlich: „Dies sind keine Corona-Ferien – wir haben einen Notstand.“

Witziger Spot der Uniklinik gibt Tipps in Corona-Zeiten

Mitarbeiter des Uniklinikums machen nicht zum ersten Mal mit einer ungewöhnlichen Aktion zum Thema Coronavirus auf sich aufmerksam.

Vergangene Woche produzierten Ärzte und Pfleger der Kardiologie einen Spot zur Musik der Rolling-Stones-Hymne „(I can’t get no) Satisfaction“. Da heißt es dann „I can’t get no disinfection“ („Ich bekomme keine Desinfizierung“) und sie raten tanzend zu Händewaschen und zum Verzicht auf Händeschütteln. Inzwischen hat die Kardiologie mit einem neuen Spot nachgelegt. Beide Filme finden sich auf dem Facebook-Account der Klinik: facebook.com/kardiologie.essen/videos

https://www.facebook.com/kardiologie.essen/videos/vb.191972664303164/582302942361157/?type=2&theater