Essen. Der letzte Streich des einstigen Bäder-Kompromisses geht nochmal gehörig ins Geld: Die Sport- und Bäderbetriebe empfehlen die größte Variante.

Jedes Jahr ein Bad im Bau – das war einmal. Dennoch arbeitet Essen nach Jahren des Verfalls am Beckenrand daran, seine Schwimmbadlandschaft wieder auf Vordermann zu bringen. Eines dieser Projekte ist der Neubau des Hallenbads Borbeck an der Germaniastraße, das nun in der größten von drei Varianten vorangetrieben werden soll. Kalte Dusche inklusive: Es wird auch doppelt so teuer wie geplant.

Vielleicht auch noch mehr als das, je nachdem, für welche der drei ins Auge gefassten Bau-Varianten sich die Politik am Ende entscheidet. Die Basis-Version orientiert sich dabei an jenem Angebot, das seit über 50 Jahren an der Vinckestraße in Borbeck zum Planschen einlädt: ein 25-Meter-Schwimmerbecken mit sechs Bahnen, eine Sprunganlage mit 1-Meter-Brett und 3-Meter-Plattform, dazu Umkleiden und Sanitäranlagen für die Badegäste, ein Foyer mit externer Gastronomie an einem Kiosk sowie ein Sport- und Gesundheitszentrum für Gerätetraining und Kursangebote mit getrennten Umkleiden und Sanitärbereich.

Die Politik will lieber klotzen als kleckern – und neigt zur teuersten Variante

In einer etwas verbesserten Variante 2 kommen noch ein Lehrschwimmbecken mit 100 Quadratmeter Wasserfläche und Hubboden für Kurse und Schwimmlern-Angebote hinzu, außerdem zwei zusätzliche Sammel-Umkleiden. Und Variante 3 bietet überdies noch eine Gymnastikhalle samt Kraftraum, weitere Umkleiden und einen getrennten Zugang über das benachbarte Sportzentrum.

Einst war nur eine Sanierung des Stadtbads Borbeck an der Vinckestraße geplant. Doch diese Pläne wurden zugunsten eines Neubaus verworfen.
Einst war nur eine Sanierung des Stadtbads Borbeck an der Vinckestraße geplant. Doch diese Pläne wurden zugunsten eines Neubaus verworfen. © FFS | Eva Adler

Die Politik hat sich intern längst entschieden, lieber zu klotzen als zu kleckern. Und auch die städtischen Sport- und Bäderbetriebe kommen zu der Erkenntnis, die umfangreichste Bau-Variante entspräche noch am ehesten einem „zeitgemäßen und zukunftsfähigen“ Sport- und Bewegungszentrum in dem geplanten attraktiven Wohnumfeld.

Selbst die Grundversion ist 88 Prozent teurer als in der Machbarkeitsstudie errechnet

Wie immer sich die Politik am kommenden Mittwoch im Hauptausschuss – der wegen der Corona-Krise den Stadtrat ersetzt – entscheidet: Viel viel teurer als einst geplant wird es auf jeden Fall. Die kleinste Variante 1 käme auf 19,4 statt 10,3 Millionen Euro – ein Plus von 88 Prozent. Für Variante 2 wären 21,7 Millionen zu berappen (+ 111 Prozent). Und für die ausgeguckte Bau-Version 3 steigen die Kosten gar um 123 Prozent auf 23 Millionen Euro.

Angesichts dieser Zahlen musste auch die Sport- und Bäder-Verwaltung arg schlucken. Und erklärt der Politik nun, wie es zu einer solchen Kostenexplosion kommen konnte: Gestiegene Preise im Gewerbebau und für Schwimmbadtechnik sind nur zwei Gründe, hinzu kommt der Umstand, dass der Teufel in jenen Details steckt, welche die – 2016 angefertigte – Machbarkeitsstudie noch gar nicht darstellen konnte.

Mehr Geld für den Abbruch, für Gutachten, Kanalbau und die Gründung

Die Ungenauigkeiten präziser zu kalkulieren führt nun zu steigenden Summen. Auch der Abbruch schlug mit höheren Kosten zu Buche, Baugrund- und Schadstoff-Gutachten waren nicht berücksichtigt, und zudem stellte sich heraus, dass neben einer Pfahlgründung auch aufwendiger Kanalbau erforderlich ist. Das fortgeschriebene Raumprogramm tat sein Übriges dazu.

Schwacher Trost: Die jetzt vorliegenden Kosten-Schätzungen des Projektsteuerers „scheinen nach der Überprüfung auskömmlich kalkuliert“ – mit einem zehnprozentigen Sicherheitspuffer. besondere Überraschungen sind also nicht mehr zu erwarten.

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Wenn die Politik grünes Licht gibt, wäre 2021 der Baubeginn möglich

Nur die zentrale Frage wäre noch zu klären: Woher das Geld nehmen? Knapp elf Millionen Euro sind bislang in den Wirtschaftsplänen der Sport- und Bäderbetriebe für die kommenden Jahre eingestellt, weitere knapp neun Millionen müssen lockergemacht werden.

Verteilt auf die kommenden drei Jahre wären das nach Adam Riese je drei Millionen Euro zusätzlich. Das lässt sich machen, signalisiert die Sport-Verwaltung, die von der Politik am kommenden Mittwoch grünes Licht einholen will, um die Planung fortzuführen. Der Baubeginn könnte 2021 erfolgen, und 15 Monate später heißt es: Wasser marsch! Warme Dusche inklusive.