Essen. In NRW gibt es täglich mehr Corona-Infizierte. Auch in Essen sind schon fünf Fälle bekannt. Wie reagieren Unternehmen auf die Ansteckungsgefahr?
Es gibt derzeit in Essen wohl kaum ein Unternehmen, das sich nicht mit der Frage beschäftigt: Wie können wir Ansteckungen unserer Mitarbeiter mit dem Coronavirus möglichst verhindern? Viele bereiten sich auch auf den Notfall vor, sollte das Virus doch noch stärker um sich greifen und die eigene Belegschaft treffen, wie diese Umfrage zeigt:
Sparkasse: Das Geldinstitut hat alle Mitarbeiterversammlungen und Seminare, die derzeit nicht notwendig sind, abgesagt. Außerdem hängen in den Filialen seit einigen Tagen Schilder aus, die die Kunden in mehreren Sprachen daraufhinweisen, dass die Sparkassen-Mitarbeiter derzeit keine Hände schütteln. „Wir machen klar, dass das aus Fürsorge geschieht und nicht aus Unfreundlichkeit“, sagte Sprecher Volker Schleede. Mitarbeiter, die in Risikogebieten (siehe Infobox) Urlaub gemacht haben, werden zum Arzt geschickt und bleiben 14 Tage zu Hause. Darüber hinaus existieren Notfallpläne, falls ganze Filialen geschlossen werden müssten. „Die Bargeldversorgung und die Bankgeschäfte wären aber auf jeden Fall gesichert. Hier bricht nichts zusammen“, versicherte der Sprecher.
Trimet hat einen Notfallplan entwickelt, um die Maschinen in Gang zu halten
Trimet: Die Aluhütte hat alle Dienstreisen in die gefährdeten Gebiete untersagt. Diejenigen, die aus solchen Gebieten derzeit zurückkehren, sei es privat oder beruflich, bleiben vorsorglich 14 Tage zu Hause und werden bei Symptomen gebeten, zum Arzt zu gehen. Für Besuche von außerhalb gilt die Regel: Auf das Nötigste beschränken. Besonders kritisch bei Trimet ist die Produktion. Sie muss an allen 365 Tagen rund um die Uhr gesichert sein. Für jeden Standort gibt es deshalb Notfallpläne. Darin sind auch Notschichten geregelt, wie mit wenig Personal die Maschinen in Gang gehalten werden können.
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Edeka: Manfred Burkowski, Inhaber von vier Edeka-Märkten in Essen, hat seine Mitarbeiter zur Vorsicht aufgerufen, will aber keine Panik verbreiten. Dass im Fall einer Infektion ein ganzer Edeka-Markt schließen müsste, hält er für unwahrscheinlich. Es gebe genügend Personal, um eventuelle Ausfälle auszugleichen. Eventuell müsse eine Theke schließen. Bei Symptomen werden Mitarbeiter gebeten, zu Hause zu bleiben.
DRK-Kreisverband will im Ernstfall Aushilfen in seinen Pflegeheimen einsetzen
Deutsches Rotes Kreuz: Der Essener DRK-Kreisverband hat in seinen Pflegeheimen Piktogramme ausgehängt, die auf die Wichtigkeit von Hygienemaßnahmen wie Händewaschen und Desinfizieren hinweisen. Das Personal ist aufgefordert, sich bei Erkältungssymptomen zu melden, zu Hause zu bleiben und sich im Bedarfsfall ans Bürgertelefon der Stadt zu wenden. Sollten sich Mitarbeiter mit dem Coronavirus infizieren, würde das DRK versuchen, den Personalausfall durch Aushilfen auszugleichen. „Dann würden wir aber wohl schnell an unsere Grenzen stoßen“, räumte DRK-Chef Frank Dohna ein.
Agentur für Arbeit: Mitarbeiter mit Vorerkrankungen können, wo es möglich ist, im Home-Office arbeiten. Für den Fall einer drohenden Pandemie hat die Arbeitsagentur ein feststehendes Sicherheits- und Notfallkonzept. In einer konkreten Gefahrensituation folgt sie den Empfehlungen oder verbindlichen Entscheidungen des Gesundheitsamtes: Das kann zum Beispiel die Schließung einer Dienststelle nur für den Publikumsverkehr oder auch für die Mitarbeiter bedeuten.
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Lueg weist Mitarbeiter an, momentan Kunden zur Begrüßung nicht die Hand zu geben
Lueg: Der Autohändler hat seine Mitarbeiter sensibilisiert, die gängigen Hygieneempfehlungen zu beachten. Das heißt zum Beispiel: Mitarbeiter sollten derzeit untereinander und auch den Kunden keine Hand zur Begrüßung geben, Abstand halten und regelmäßig und gründlich die Hände waschen. Auch wird ihnen empfohlen, genügend zu trinken. Wasser gibt es für die Mitarbeiter ohnehin kostenlos. Darüber hinaus gebe es zur Zeit keine weiteren Vorkehrungen. „Wir gehen verantwortungsvoll, aber auch mit einem Maß an Gelassenheit an die Sache“, sagte Marketingchef Ralf Schütte.
Stadtwerke: Die Stadtwerke haben eine „Taskforce Corona“ eingerichtet, um sich auf eine weitere Ausbreitung des Coronavirus vorzubereiten. Zu den bereits eingeleiteten Schritten zählt beispielsweise, dass Mitarbeiter momentan nur dann auf Dienstreise gehen, wenn dies zwingend erforderlich ist. Besuche von Messen, Seminaren und großen Veranstaltungen sollen vorerst bis voraussichtlich Ende April unterbleiben, heißt es. Sollten Mitarbeiter durch häusliche Quarantäne ausfallen, dann könnten sie auch von Zuhause aus arbeiten. Wenn Mitarbeiter durch Krankheit ausfallen würden, dann sei die Gas- und Wasserversorgung sowie die Abwasserentsorgung nicht gefährdet, sagte Sprecher Dirk Pomplun. Das technische Personal könne in einem solchen Fall sehr flexibel eingesetzt werden.
Eon hat ein generelles Geschäftsreiseverbot für die Risikogebiete verhängt
Eon: Auch der Energiekonzern Eon hat eine zentrale Expertengruppe eingerichtet, die die Virusverbreitung und die Empfehlungen der Behörden fortlaufend verfolgt. Für alle Mitarbeiter gilt momentan ein generelles Geschäftsreiseverbot für die Risikogebiete. Wer privat dort im Urlaub war, ist dazu angehalten, sich mit dem Vorgesetzten in Verbindung zu setzen. Es würden dann individuelle Maßnahmen ergriffen, um das Risiko einer etwaigen weiteren Verbreitung zu minimieren, heißt es.
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FitX: Das Fitnessunternehmen hat in verschiedenen Trainingsbereichen und an den Getränkebars seiner Studios zusätzliche Hinweisschilder für verstärkte Hygiene platziert. Außerdem werden Handdesinfektionsspender in weiteren vier Studiobereichen aufgestellt. Es gibt stündlich Reinigungsgänge. Für den Fall einer Ansteckung hat sich FitX ist auf mehrere mögliche Szenarien vorbereitet, es gibt einen mit den Behörden abgestimmten Stufenplan. Im Ernstfall wird in enger Abstimmung mit den Behörden über eine mögliche Schließung entschieden. Die Mitarbeiter sind dazu angehalten, sich bei einem Verdacht oder Symptomen vor der Rückkehr an den Arbeitsplatz an einen Arzt zu wenden und den Vorgesetzten zu informieren.
Bürgertelefon der Stadt Essen ist ganzwöchig erreichbar
Beim Bürgertelefon der Stadt können sich Bürger rund um das Thema Coronavirus informieren. Unter der Rufnummer 0201 123-8888 ist das Bürgertelefon montags bis freitags und auch am Wochenende von 8 bis 18 Uhr erreichbar.
Personen, die aus Risikogebieten zurück nach Essen kommen, sind aufgerufen, sich umgehend beim Bürgertelefon zu melden. Dann wird das Gesundheitsamt informiert und kann gegebenenfalls weitere Maßnahmen ergreifen.
Zu den Risikogebieten zählt das Robert-Koch-Institut aktuell Provinz Hubei inklusive der Stadt Wuhan in China, die Provinzen Ghom und Teheran im Iran, die Regionen Emilia-Romagna, Lombardei und die Stadt Vo in der Provinz Padua (Region Venetien) in Italien und die Provinz Gyeongsangbuk-do (Nord-Gyeongsang) in Südkorea.