Essen-Steele. Seit 2018 ist die Halle geschlossen: Das Gymnasium Wolfskuhle in Essen-Steele fühlt sich von der Stadt vergessen – hunderte Schüler protestieren.
Den Schülern des Gymnasiums Wolfskuhle reicht es: Seit 2018 ist ihre Sporthalle geschlossen. Und genauso lange haben sie das Gefühl, es tut sich nichts. Mit einer Demo machen sie nun ihrem Unmut Luft. Die Stadt nennt erhöhten Schimmelbefall als Grund für die Schließung. Seit dieser erfolgte bislang jede Menge Bürokratie. Nun soll die 1,24 Millionen Euro teure Sanierung im März starten, im September abgeschlossen sein – Verzögerungen nicht ausgeschlossen.
Für die Gymnasiasten verzögert sich am Freitag das Schul-Aus, weil sie mit selbst gebastelten Plakaten auf dem Schulhof stehen: „Baut ma’ schneller“ steht darauf oder „4.12.4881 – Endlich ist unsere Halle fertig“. Die Schüler fordern „Mehr Sport vor Ort“ und haben „Busfahren ist keine Sportart“ auf ihre Schilder geschrieben.
Schulleiterin, Lehrer, Schüler und deren Eltern haben gelernt, zu improvisieren
Tatsächlich bedeuten die Busfahrten zu anderen Hallen nicht nur enormen Organisationsaufwand und Zeitverlust, sondern auch enorme Kosten: „60.000 Euro waren es bislang“, sagt Schülersprecherin Leonie Rubarth (17). Die Schulleiterin, Lehrer, Schüler und deren Eltern haben in dieser Zeit vor allem eines gelernt: zu improvisieren. Damit sich eine Fahrt etwa nach Rellinghausen lohnt, haben die Sportstunden nun 120 Minuten. Sie finden oft von 16 bis 18 Uhr statt, dann holen die Eltern ihre Kinder ab.
Der Pflichtunterricht fällt zwar nicht aus, aber lehrplangemäß sei der Unterricht mitnichten. So sind Ballsportarten in den kleinen Hallen, in die die Schüler ausweichen, nicht möglich. Das Hanteltraining findet an der Wolfskuhle im Foyer statt („eine Katastrophe“) und für die Oberstufe bedeutet es, dass Kurse wie der Tanzsport mitunter im Freien stattfinden.
Die geschlossene halle hat auch Folgen für Sportvereine
„Wir haben uns dann gegen die Kälte drei Pullover angezogen“, beschreibt Schülersprecherin Leonie Rubarth (17) den Sport, der für alle einmal die Woche stattfindet. Oftmals am späten Nachmittag, wenn die anderen Hallen frei sind. Das bedeutet dann mitunter, „dass wir von 7.45 bis 18 Uhr durchgehend Unterricht haben“, sagt sie. Wenn dann am nächsten Morgen eine Klausur anstehe, sei das durchaus belastend.
Eine Belastung bedeutet die Situation auch für Vereine wie für den MTG Horst und VV Humann, für die das Training am Pinxtenweg ausfällt, „aber auch Ligaspiele“, weiß Christine Breimhorst zudem um Kosten, die dadurch für die Vereine entstünden.
Veranstaltungen wie Karneval oder Fußballturnier sind ausgefallen
Gänzlich ausgefallen sind am Gymnasium auch Veranstaltungen mit langer Tradition wie der Karneval mit der Unterstufe. Der Abistreich lief wiederum bei schlechtem Wetter draußen. Das nervt, „viele Schüler sind aber auch traurig“, beschreibt Rayan Semmo (18) die Stimmung. Immerhin gibt es Schüler, die ihre Turnhalle noch nie betreten durften. So fiel auch das Fußballturnier aus, bei dem Fünftklässler gegen Viertklässler spielen.
Ob die Schließung der Turnhalle etwas mit rückläufigen Anmeldezahlen an der Schule zu tun hat, ist ungewiss. Fest stehe aber, dass es aktuell 98 statt zuletzt 135 gewesen seien, sagt die Schulleiterin. Es spreche sich ja herum, mit welchem Aufwand der Sportunterricht in andere, oftmals kleinere, Turnhallen verlegt werde. Und nun steht eine weitere Schließung an: Die Aula wird saniert – vielleicht gelingt ja das in den Sommerferien – das hoffen die Betroffenen an der Wolfskuhle.
Seit zehn Jahren fällt die Halle regelmäßig als Sportstätte aus
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Die Turnhalle fällt bereits seit zehn Jahren regelmäßig als Sportstätte aus. Seit Oktober 2018 wurde sie ganz geschlossen. Als dann kein Handwerker auftauchte, Antworten aus dem Rathaus auf sich warten ließen, die Ansprache des Oberbürgermeisters keine Abhilfe brachte, bedeutete das auch das Ende der Geduld am Gymnasium. Dirk Kurz, zuständig im Förderverein, meldete die Demo bei der Polizei an, in Absprache mit Schulleitung, Schulpflegschaft und natürlich mit den Schülern.
Die hatten dann plötzlich Besuch: „Mitarbeiter der Immobilienwirtschaft haben uns erklärt, warum Gutachten so lange dauern“, sagt Leonie Rubarth. Dafür habe sie Verständnis, weniger dafür, warum ihnen das nicht zuvor jemand erläutert habe. Die Demo abzusagen, das kam für sie alle ohnehin nicht infrage – daran änderte selbst das spontane Treffen mit der Stadt nichts.
Schäden wurden zunächst mehrfach provisorisch saniert
Sanierungsarbeiten in der Turnhalle und Ersatz-Sportstätten
In der Turnhalle des Gymnasiums Wolfskuhle müssen laut Stadt die Tribüne ausgebaut, eingelagert und wieder eingebaut sowie der schadstoff- und schimmelbelastete Sporthallenboden ausgebaut werden. Ebenfalls ausgebaut wird der Prallschutz.
Das Dachtragwerk wird saniert und die Bodenplatte abgedichtet. Schließlich werden neuer Hallenboden und Prallschutz einschließlich Geräteraumtoren und -türen eingebaut. Zudem soll die Lüftungs- und Heizungsanlage der Turnhalle ausgetauscht werden.
Die Spielzeiten der Handballer laufen über den Handball Kreis Essen. Diese Zeiten seien auf andere Hallen im gesamten Stadtgebiet verteilt worden, erklärt die Stadt. Die Bundesliga Volleyballmannschaft vom VV Humann spiele in der Sporthalle Am Hallo, die Sport- und Bäderbetriebe Essen hätten dafür eigens ein farbiges Spielfeld aufbringen lassen.
Aus Sicht der Stadt erklärt deren Sprecherin Jacqueline Schröder: In der Dreifachhalle seien in der Vergangenheit immer wieder Feuchteschäden in der Mitte des Hallenbodens entstanden. Zunächst seien diese mehrfach provisorisch saniert worden. Parallel habe ein Schadensgutachter die Ursache für die Feuchtigkeit untersucht. Die Verkehrssicherheit der Sporthalle wurde laufend kontrolliert, festgestellte Schäden umgehend repariert.
Als im Oktober 2018 aber erhöhter Schimmelbefall im Boden festgestellt worden sei, habe die Halle umgehend geschlossen werden müssen. Der Schließung folgte die Ausschreibung der notwendigen Sanierungsarbeiten: zunächst für den Rückbau des Sportbodens samt Schadstoffsanierung. Dieses liege nun vor. „Die Arbeiten zum Rückbau des alten Sporthallenbodens werden Anfang März beginnen“, kündigt Jacqueline Schröder an. Weitere Vergabeverfahren (Neuerstellung Boden, Lieferung Geräteraumtore und Prallwände) sollen folgen.
Stadt erklärt die lange Vorlaufzeit bis zum Start der Sanierung
Die lange Vorbereitungszeit erklärt die Stadt mit der „erforderlichen Zeitspanne für die Beauftragung von Fachgutachtern, deren erforderliche Bearbeitungszeit, die Auswertung der gutachterlichen Stellungnahmen durch die Immobilienwirtschaft sowie die Erstellung der Kosten- und Ausführungsplanung und das Einholen der notwendigen Gremienbeschlüsse für die Umsetzung und die Finanzierung“.
Läuft jetzt alles nach aktuellem Zeitplan, sollen Schüler und Sportler ihre Halle im September wieder nutzen können. Es sei denn, schränkt die Sprecherin ein, es komme zu Verzögerungen wegen der Bauarbeiten im Bestand und der hohen Arbeitsauslastung von Fachplanern sowie bei den Firmen. „Vor allem lange Lieferzeiten bei der benötigten Sporthallenausstattung könnten zu einer verspäteten Fertigstellung führen.“
Schüler bleiben mit Blick auf die geplante Öffnung im September skeptisch
Schüler wie Leonie Rubarth wünschen sich sehr, dass ihre Turnhalle endlich geöffnet wird. Doch schon der Hinweis der Stadt auf eine mögliche Verspätung mache sie nach der langen Zeit skeptisch. „Ich glaube noch nicht so ganz, dass wir unsere Sporthalle nach den Sommerferien nutzen können.“
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