Essen-Werden. Die ausführende Firma hat Bedenken angemeldet für den Standort am Haus Fuhr. Doch eine Alternative ist schon gefunden. Die Einzelheiten.

Manche Dinge brauchen etwas länger – so auch die Installation des Bücherschranks für den Stadtteil Werden. Eigentlich sollte er in diesen Wochen am Haus Fuhr an der Heckstraße seinen Platz erhalten, doch die ausführende Firma hat Bedenken erhoben. Zu nah an der Hauswand und in unmittelbarer Nähe eines Fensters – da mochte niemand die Verantwortung übernehmen – falls es mal brennt.

Bedenken wegen der Nähe zu einer Hauswand

„Der Schrank an sich ist feuerfest“, erklärt Brigitte Harti, Verwaltungsbeauftragte für den Essener Süden, und führt aus: „Wenn da Bücher allerdings in Brand geraten, weiß man nicht, welche Auswirkungen das auf die benachbarten Gebäude haben kann.“ Deshalb habe das Unternehmen den Aufbau zunächst einmal verschoben.

Literatur zum Tausch und zur Mitnahme

Durch Bücherschränke sollen Bürgerinnen und Bürger auf unkomplizierte Art und Weise zum Lesen angeregt werden. Die Bücher werden kostenlos, anonym und ohne jegliche Formalitäten zum Tausch und zur Mitnahme angeboten.

In diesem Jahr sollen vier neue Bücherschränke im Essener Stadtgebiet für Leseanregung sorgen: in Bergerhausen, Kettwig, Heisingen und Werden. Damit beträgt die Anzahl der öffentlichen Bücherschränke, die unter Beteiligung der Stadt Essen aufgestellt wurden, 16 Stück.

Weitere Bücherschränke wurden von Stiftungen, Firmen, Bürgervereinen oder Privatpersonen initiiert. So wurde z.B. der Bücherschrank am Grillo-Theater von der Mercator-Stiftung im Kulturhauptstadtjahr 2010 eröffnet.

Nicht für lange, hofft Herbert Schermuly von der CDU-Fraktion in der zuständigen Bezirksvertretung. In der jüngsten Sitzung des Gremiums berichtete er, dass sich der Freundeskreis für den Werdener Bücherschrank gemeinsam mit den Stadtteil-Bibliothekaren direkt nach einem geeigneteren Platz umgeschaut haben. Ausgewählt wurde der Vorplatz des Werdener Rathauses. Schermuly: „Dort gibt es ja bereits Bänke, die eine geeignete Sitzmöglichkeit zum Schmökern bieten.“ In unmittelbarer Nähe soll der Bücherschrank verankert werden.

Es gibt bereits viele Bücherspenden

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Ein weiterer Aspekt: Der Platz ist gut einsehbar und damit sicherer vor mutwilligen Beschädigungen. Schermuly: „Die Stadtteilbücherei im Rathaus ist nah und der Platz für unsere Bücherpaten ebenfalls gut erreichbar.“

Die gut zehn Bücherpatinnen und -paten stehen schon länger in den Startlöchern. 8000 Euro wurden von der Bezirksvertretung 2018 für die Anschaffung des Schrankes und dessen Installation zur Verfügung gestellt. Im Frühjahr 2019 gab es grünes Licht für den geplanten Standort des Werdener Bücherschranks, den ersten seiner Art überhaupt im Essener Süden: in der Gasse zum Haus Fuhr seitlich des Geschäfts „Engel Werden“.

Das Werdener Rathaus: Die Bücherfreunde haben den Vorplatz als neuen Standort für den Bücherschrank ausgewählt. Das wird geprüft.
Das Werdener Rathaus: Die Bücherfreunde haben den Vorplatz als neuen Standort für den Bücherschrank ausgewählt. Das wird geprüft. © Reiner Worm

„So langsam wird es zur unendlichen Geschichte“

Wenig später sollte es zur Realisierung kommen. Doch in der Verwaltung wechselten die Zuständigkeiten. Brigitte Harti: „Es gibt einen Beschluss, dass die Bibliothek bei den städtischen Bücherschränken nun den Hut auf hat.“ Monate gingen ins Land, in denen die Bücherpaten aber nicht untätig blieben: Bei mehreren Aktionen wurden viele Bücherspenden eingesammelt.

„So langsam wird es zur unendlichen Geschichte. Wir waren schon kurz vor dem Ziel und plötzlich hat bei der Firma keiner die Verantwortung übernehmen wollen. Dabei hatten Stadt und Feuerwehr zugestimmt“, zeigt sich Herbert Schermuly genervt. Daniel Behmenburg (SPD), der in Kettwig 2016 den ersten Anstoß für die Anschaffung eines Bücherschranks gab (der auch noch nicht realisiert werden konnte), lobt Schermulys Langmut. Der CDU-Politiker lacht – und hofft. „Der neu gewählte Standort wird nun geprüft“, sagt Brigitte Harti. Wie lange das dauere, sei allerdings nicht abzusehen.