Essen. Die Angst vor dem Coronavirus treibt Menschen in die Notaufnahme der Uniklinik Essen. Ärzte mahnen: Besser sei im Verdachtsfall ein anderer Weg.

In der Notaufnahme der Uniklinik Essen steht das Telefon nicht mehr still. Viele Menschen erscheinen auch persönlich, um ihre Befürchtungen vorzutragen. Unsicherheit und Angst vor dem Coronavirus wachsen so stark, dass viele den schnellen Kontakt zu der Notaufnahme einem bedachtsameren Umgang mit ihrem Verdacht vorziehen. Das führt zu Überlastungen in den Notaufnahmen der Kliniken.

Dr. Carola Holzner ist im Stress. Genau wie ihre Kollegen aus der Zentralen Notaufnahme an der Uniklinik. Coronafragen hier, Coronafragen dort. „Wir möchten das Thema gar nicht herunterspielen“, sagt die Leitende Oberärztin. „Aber wir bitten die Menschen sehr, sich zunächst einmal selbst zu fragen, ob man wirklich zu den Risikopatienten gehört.“

Rat der Essener Ärztin: Bei Krankheitssymptomen zunächst den Hausarzt kontaktieren

Soll heißen: Hatte man kürzlich Kontakt zu Menschen aus einem der Risikogebiete in China, dem Iran, Südkorea oder Italien? Und treten nun Krankheitssymptome auf?

Holzner empfiehlt, bei einem Verdacht zunächst den Hausarzt zu kontaktieren. Unter der Rufnummer 116 117 ist rund um die Uhr zudem der Ärztliche Bereitschaftsdienst zu erreichen. Unter der Nummer 88 53000 gibt es montags bis freitags von 7 bis 15 Uhr Kontakt zu den Experten des Essener Gesundheitsamtes. An diesen drei Anlaufstellen könne bei einem Coronaverdacht genau geklärt werden, was nun zu tun ist.

Patienten fordern Corona-Schnelltest ein

Notärztin Carola Holzner erklärt, welcher Weg bei einem Coronaverdacht der richtige ist.
Notärztin Carola Holzner erklärt, welcher Weg bei einem Coronaverdacht der richtige ist. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Nicht möglich sei es dagegen, betont die Oberärztin, einfach in der Notaufnahme zu erscheinen und einen Corona-Schnelltest einzufordern.

„In vielen Fällen hilft es, vernünftig mit den Menschen zu sprechen“, sagt die Ärztin. Gerade eben erst hat sie selbst bei einem Essener Zweifel aus der Welt geräumt. Der Mann hatte über Grippesymptome geklagt und Sorge, am Coronavirus erkrankt zu sein: „Er hatte seine Symptome aber schon, bevor er mit einem Bekannten aus einem der Risikogebiete in Kontakt getreten war, stellte sich in dem Gespräche heraus.“ Also: Kein Coronafall.

Prognose: Das Coronavirus wird auch Essen erreichen

Carola Holzner ist sich mit anderen Experten trotzdem einig, dass das Coronavirus früher oder später auch in Essen auftauchen wird: „Aber die Grippe ist ebenfalls überall verbreitet, darüber spricht kaum noch jemand. Panikmache ist also nicht angesagt“, sagt sie.

Zur Vorbeugung rät Holzner:

  • Regelmäßig gründlich die Hände zu waschen und zu desinfizieren,
  • Großveranstaltungen zu meiden,
  • in die Armbeuge zu niesen, um keine Keime zu verbreiten
  • und sich möglichst nicht in das Gesicht zu fassen.

Isolationszimmer und die Klinik für Infektiologie sind gewappnet

Oberarzt Sebastian Dolff hält in der Klinik für Infektiologie Isolationszimmer für Patienten mit ansteckenden Erkrankungen bereit.
Oberarzt Sebastian Dolff hält in der Klinik für Infektiologie Isolationszimmer für Patienten mit ansteckenden Erkrankungen bereit. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Kommt es zu Coronafällen in Essen, könnten diese in der Klinik für Infektiologie der Uniklinik behandelt werden. Der Leitende Oberarzt Dr. Sebastian Dolff und das Team sind für den Fall der Fälle gewappnet: „Wir haben Isolationszimmer, eine Rundumüberwachung und ein spezielles Schleusensystem“, sagt Dolff.

Grundsätzlich sei es aber Sache der Ämter und Behörden, zu entscheiden, wo ein infektiöser Patient behandelt werde. Ob er also beispielsweise in die Uniklinik Essen, die Uniklinik Düsseldorf oder auch in ein kleineres Krankenhaus mit Isolierzimmern gebracht wird. Jeder Fall sei meldepflichtig.

Die Betten der Klinik für Infektiologie am Essener Uniklinikum sind derzeit gut ausgelastet, erzählt Dolff. Mit Grippepatienten, nicht mit Coronapatienten.