Essen. Kunden können seit zwei Jahren auf www.lokaleshandwerk.de ortsansässige Handwerker finden. Das in Essen entwickelte Portal wächst und wächst.

Offenbar haben die Essener einen Nerv getroffen: Was vor zwei Jahren als kleines, lokales Auftragsportal der Essener Handwerker startete, soll nun zu einer bundesweiten Plattform werden. Die Kreishandwerkerschaft Essen, die zusammen mit der Uni Duisburg Essen das Portal „www.lokaleshandwerk.de“ entwickelt hat, plant den nächsten großen Schritt gen Süden der Republik.

Im April 2018 war das Angebot an den Start gegangen und sollte eine Antwort geben auf die Konkurrenz von Handwerkerportalen wie „myhammer.de“. Unter „www.lokaleshandwerk.de“ finden Kunden seither nach Gewerken sortiert ihre vor Ort ansässigen Handwerksbetriebe und können sie von dort aus auch beauftragen. Gelistet sind alle Innungsbetriebe einer Stadt. Für Kunden ist das Angebot kostenlos.

An der Ursprungsidee hat sich nichts geändert: „Digitale Handelsplattformen sind die Zukunft. Einzelne Betriebe können sich das aber gar nicht leisten“, hatte Essens Kreishandwerksmeister Martin van Beek vor zwei Jahren beim Start betont.

Waren dort anfangs nur die Essener Handwerksbetriebe aufgeführt, ist das Portal mittlerweile auf 13.000 Unternehmen in 88 Städten angewachsen. Denn neben der Essener haben sich zehn weitere Kreishandwerkerschaften dem Portal angeschlossen und finanzieren dessen Ausbau.

Essener Portal „www.lokaleshandwerk.de“ auf der Münchner Handwerksmesse

Der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Essen, Fabian Schnabel. Er entwickelte das Auftragsportal „www.lokaleshandwerk.de“.    
Der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Essen, Fabian Schnabel. Er entwickelte das Auftragsportal „www.lokaleshandwerk.de“.     © NORBERT OPFERMANN

„Unser Gebiet erstreckt sich mittlerweile von der holländischen Grenze bis nach Bochum und den Kreis Mettmann“, sagte Fabian Schnabel, Geschäftsführer bei der Essener Kreishandwerkerschaft, der an der Uni den Internetauftritt entwickelt hat. „Alle Innungen bundesweit sind eingeladen, sich unserem Portal anzuschließen“, sagte er.

Deshalb werden sich die Essener in zwei Wochen auf der Internationalen Handwerksmesse in München mit ihrem Auftragsportal präsentieren. Die Messe ist die größte Leistungsschau des Handwerks weltweit. Für ihren Münchner Auftritt haben die Essener bereits eine Kooperation mit der Münchner Sanitär-, Heizungs-, Klima-Innung vereinbart. Diese hat bereits zugesagt, ihre Betriebe im Portal aufzunehmen.

Ausschließlich Innungsbetriebe sind gelistet

„Wir bauen damit den ersten Leuchtturm außerhalb von NRW auf“, meinte Schnabel, der nun hofft, dass dies auf andere Innungen in München und Umgebung ausstrahlen wird. Eine ähnliche Leuchtturmstrategie ist in Sachsen, Thüringen und Hessen geplant. Das Ziel ist, dass in Zukunft alle 220.000 Innungsbetriebe in Deutschland unter „www.lokaleshandwerk.de“ zu finden sind.

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Das Portal ist ausschließlich für Innungsbetriebe gedacht. Ein einfacher Eintrag ist für die Handwerker nicht mit zusätzlichen Kosten verbunden, da sie das Angebot über ihre Mitgliedschaft bei der Innung bzw. der jeweiligen Kreishandwerkerschaft finanzieren.

Nur wenige Unternehmen schöpfen die Möglichkeiten des Auftragsportals aus

Noch allerdings nutzen erst knapp 400 Unternehmen das Portal aktiv, indem sie beispielsweise ein eigenes Betriebsporträt einpflegen, auf Kundenanfragen reagieren oder eigene Stellenanzeigen dort platzieren. „Das könnte gerne mehr sein“, räumte Schnabel ein. „Allerdings ist das in Zeiten von Vollauslastung der Betriebe schwierig.“ Er sieht das Auftragsportal daher vor allem als Investition in die Zukunft.

Gesteigert werden soll auch die Bekanntheit und somit die Reichweite. Aktiv Werbung gemacht haben die Essener für das Portal noch nicht. Das ist sicher auch eine Preisfrage. Zur Reichweite sagte Schnabel nur: Derzeit gebe es mehrere tausend Zugriffe auf das Portal pro Monat. Die entscheidende Konversionsrate aber, die anzeigt, aus wie vielen Nutzern Kunden wurden, könne noch nicht gemessen werden. Allerdings gebe es beispielsweise im neuen Themenbereich „Solar-Metropole Ruhr“ bereits mehr Kundenanfragen als die Betriebe abarbeiten könnten.