Essen-Westviertel. Der letzte Abschnitt des Essener Krupp-Parkes wird gestaltet und bepflanzt. Über 11.000 Bäume verwandeln das einstige Werksgelände in ein Biotop.

Langsam nimmt der dritte und letzte Bauabschnitt des Krupp-Parkes Gestalt an. Im Frühjahr werden zwischen der Altendorfer- und Frohnhauser Straße die ersten 700 Bäume gepflanzt. Bis 2022 werden es 11.000 Bäume sein, die aus dem ehemaligen Werksgelände von Krupp einen Wald machen.

Pausenlos rollen die großen Kipplaster über den einstigen Standort von Schrotthändler Franz Maag auf das Gelände des künftigen Krupp-Park-Süd und schütten Füllmaterial auf den Berg. Anschließend wird das Material von Baggern verschoben und festgestampft. „So modellieren wir das Gelände, dass dann auch sanft zur Altendorfer Straße abfällt“, erklärt Björn Schwinning. Der Landschaftsarchitekt arbeitet bei Grün und Gruga und ist dort für das derzeit größte grüne Bauvorhaben zuständig. Eine Aufgabe, die den 45-Jährigen begeistert: „Hier entsteht ein kleines Biotop mitten in der Stadt, das wird toll werden“, sieht er in die Zukunft.

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80 Prozent der Fläche werden bepflanzt

Denn anders als im bereits fertig gestellten Krupp-Park-Nord wird es keine großen Spiel- und Freiflächen geben. „Die haben wir ja auch dort zur Genüge“, so Schwinning, „wir legen stattdessen im nördlichen Krupp-Park einen Wald an.“ Dafür werden 80 Prozent der insgesamt acht Hektar großen Fläche bepflanzt – und zwar mit 11.000 Bäumen und 12.000 Sträuchern. „Dazwischen wird es Wildblumenwiesen und Wege geben, kleine Rasenflächen und natürlich Bänke zum Ausruhen.“

Der Landschaftsarchitekt Björn Schwinning (l.) ist als Projektleiter bei Grün und Gruga für die Baustelle zuständig, sein Kollege Martin Buchacker ist der Planungsleiter.
Der Landschaftsarchitekt Björn Schwinning (l.) ist als Projektleiter bei Grün und Gruga für die Baustelle zuständig, sein Kollege Martin Buchacker ist der Planungsleiter. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Gepflanzt werden vor allen Dingen heimische Bäume wie Stieleichen, Linden, Ulmen, Berg-Ahorn, Walnuss, Birken und Hainbuchen. „All’ diese Bäume sind hitzebeständig, können sich dem Klimawandel viel besser anpassen.“ Ergänzt werden sie durch Wildrosen, Schlehen, Weißdorn und Schneeball, allesamt Sonnenanbeter. Vorgeschrieben ist, dass alles Saatgut aus NRW kommt.

Der belastete Boden wird abgedichtet

Vor der Bepflanzung wird der Boden aus altlastentechnischen Gründen mit einer sogenannten Betonitbahn – ein mineralisches Ton-Geotextil – abgedichtet. „Und darauf kommt dann eine anderthalb Meter dicke Schicht gute Erde.“

Schmetterlinge, Singvögel, Insekten, ja selbst der Turmfalke sollen dann den Wald bevölkern. Letzterer kreist jetzt schon mit wachsamen Auge über der Baustelle und hält Ausschau nach kleinen Nagern.

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Eine Fußgängerbrücke, die beide Teile verbindet, wird es nicht geben

Als Laie kann man sich noch schlecht vorstellen, wie der Park in zwei Jahren aussehen wird. „Das wird mit dem nördlichen Krupp-Park eine langgestreckte grüne Achse werden, die von der Frohnhauser Straße bis zum neuen Quartier 51 reicht“, schwärmt Schwinning, „dann kann man wunderbar von dort aus mit dem Rad in die Stadt fahren.“

Einen kleinen Wermutstropfen gibt es für den Landschaftsarchitekten: Die beiden Teile des Parks werden immer durch die Altendorfer Straße getrennt sein; eine Fußgängerbrücke wäre nicht nur zu teuer, „sondern kaum möglich, weil dort die Stromleitungen der Straßenbahn sind“.

700 Bäume werden in diesem Frühjahr gepflanzt

Ein paar größere Eichen wurden bereits gepflanzt, sie gehören zu den insgesamt größeren 200 Bäumen, die sozusagen die Kulisse bilden. Die restlichen 10.300 sind Jungbäume: 700 von ihnen werden bereits in diesem Frühjahr am ersten Teilabschnitt vor dem neuen Sportplatz eingesetzt. Sie sollen eine natürliche Barriere zur Frohnhauser Straße und dem dort gelegenen Lebensmitteldiscounter bilden.

Die Anpflanzung der Bäume entspringt nicht nur dem Wunsch, eine Klimainsel im dicht besiedelten Raum zu schaffen. „Tatsächlich ist das auch eine gesetzliche Vorgabe. Wir mussten den Wald ersetzen, den wir hier gerodet haben.“ Zwar befand der sich zwischen den alten Werks- und Maschinenhallen der ehemaligen Krupp’schen Waffenschmiede, „aber es zählt allein die Fläche“.

Der gesamte Krupp-Park wird 20 Hektar groß

Bereits 2009 wurde der Krupp-Park Nord eröffnet. Der ist längst ein beliebtes Naherholungsgebiet – mit dem Krupp-See, den charakteristischen Hügeln, den Spiel- und Sportanlagen, Wiesen- und Waldflächen. Mit dem rund acht Hektar großen Krupp-Park Süd wird die Fläche auf insgesamt 20 Hektar ergänzt.

Das Hauptwegenetz der Parkflächen knüpft bereits an zentrale innerstädtische Grünzüge, wie dem der Rheinischen Bahn oder dem Grünzug zum Ehrenzeller Markt an. Im Krupp-Park Süd werden neue Wegeanschlüsse an das Kronenberg Center und zur Altendorfer Straße geschaffen. Zudem sind die Siedlungsflächen von Essen-Frohnhausen im Süden angebunden.

Am Ende des Krupp-Park Süd befindet sich seit 2017 eine große Sportanlage, die die Stadt für ca. vier Millionen Euro gebaut hat. Dazu gehören zwei Fußballplätze mit Kunstrasen, sowie die notwendige Infrastruktur wie Umkleidekabinen und Parkplätze.

2,4 Millionen Euro gibt die Stadt für den letzten Abschnitt des Krupp-Parkes aus. Der soll spätestens im Frühjahr 2022 fertiggestellt sein. Doch bis man ihn tatsächlich Wald nennen kann, werden noch einmal mindestens 20 Jahre vergehen. „Ich werde das hoffentlich erleben. Dann bin ich 65“, sagt Björn Schwinning.