Essen. Am Freitag gibt es in Innenstadt einen Protest gegen weltweite Gewalt an Frauen. Auch in Essen sind die Plätze im Frauenhaus immer belegt.

Dies kann zwangsläufig kein fröhliches Jubiläum sein – aber ein selbstbewusstes: Das Essener Frauenhaus lädt anlässlich seines 40. Jubiläums an diesem Freitag, 14. Februar 2020, auf den Willy-Brandt-Platz. Ab 16 Uhr trommeln die Mitarbeiterinnen, Unterstützerinnen und Freundinnen dort für die Aktion „One Billion Rising“, die weltweit mit Musik und Tanz die Beendigung der Gewalt gegen Frauen fordert.

Gleichzeitig hat sich die Situation für hilfesuchende Frauen in Essen zuletzt weiter verschärft: „Es kann nicht sein, dass im Jahr 2018 ganze 160 telefonische Anfragen vom Frauenhaus abgelehnt werden mussten, weil kein Platz frei war“, klagt etwa Ratsfrau Ezgi Güyildar, die für die Linke im Jugendhilfeausschuss sitzt.

Die Plätze im Essener Frauenhaus sind praktisch immer belegt

Auch wer aktuell die Frauenhaus-Nummer 66 86 86 wählt, landet bei einer Bandaufnahme: Derzeit seien leider alle Plätze belegt, freie Plätze gebe es zum Beispiel im Frauenhaus Duisburg… Dieser Zustand sei nicht haltbar, findet Ezgi Güyildar. „Ein Frauenhaus mit zwölf Plätzen ist einfach zu wenig für eine Großstadt wie Essen. Jede von Gewalt betroffene Frau muss einen Rechtsanspruch auf sofortigen Schutz und Hilfe haben.“ Das würde Angela Schneider vom Essener Frauenhaus sofort unterschreiben, mit einer kleinen Korrektur: „Wir haben 23 Plätze, können aber in der Regel nur zehn bis zwölf Frauen aufnehmen. Die anderen Plätze brauchen wir für die Kinder.“ Denn die finden mit den Müttern im Frauenhaus Unterschlupf.

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Leider reichten die Landesmittel nicht aus, weitere Plätze einzurichten, sagt Angela Schneider. Dabei seien die vorhandenen Plätze praktisch immer belegt; wird einer frei, rückt gleich die nächste Frau nach. Für das Frauenhaus-Team bedeutet das auch einen hohen Arbeitsaufwand. Daher habe man das 40-jährige Bestehen im Jahr 2019 nicht feiern können. In diesem Jahr wollen die Frauen das mit einer Reihe von Veranstaltungen nachholen.

Flashmob soll auf die Schicksale von Frauen in der ganzen Welt aufmerksam machen

Auftakt ist die Aktion „One Billion Rising“, die sie gemeinsam mit anderen Akteurinnen wie der Frauenberatung, dem Essener Frauenbündnis und der Gleichstellungsstelle am Freitag, 14. Februar 2020, ab 16 Uhr auf dem Willy-Brandt-Platz veranstalten. Die von der New Yorker Künstlerin Eve Ensler ins Leben gerufene Aktion soll am Valentinstag auf das Schicksal von geschätzt einer Milliarde (one billion) Frauen weltweit aufmerksam machen, die im Laufe ihres Lebens von Gewalt betroffen seien.

823 Strafanzeigen habe es im Jahr 2018 in Essen dazu gegeben, sagt die Linke-Ratsfraktion. „Doch die Dunkelziffer dürfte weitaus höher liegen, weil die meisten Vorfälle von häuslicher und sexualisierter Gewalt nicht einmal angezeigt werden.“ Richtig, sagt Angela Schneider. Am Freitag aber wird ein Flashmob auf dem Willy-Brandt-Platz auch die Frauen ins Scheinwerferlicht rücken, deren Geschichte heute noch im Dunkeln liegt.