Essen. Welthits und viel Lokalkolorit: Musical-Revue „Yesterdate“ erinnert an die Essener Songtage und den legendären Beatles-Auftritt in der Grugahalle.

Auf einer Musiktheater-Bühne, wo die meisten Werke schon locker 200 Jahre Entstehungsgeschichte auf dem Buckel haben, sind 50 Jahre natürlich nur ein Wimpernschlag. Doch für all jene, die zur Musik von Cat Stevens auf der Couch gelümmelt haben und bei „Let It Be“ von den Beatles nicht mehr aufhören konnten zu kreischen, liegt die Jugend nun schon eine Weile zurück. Im Essener Musiktheater wird sie nun wieder lebendig, denn Aalto-Sängerin und Regisseurin Marie-Helen Joël und ihr musikalischer Begleiter Heribert Feckler laden ab dem 8. Februar zum „Yesterdate“.

Probenszene aus „Yesterdate“ mit (v. l.) Alexander Franzen, Marie-Helen Joel, Christian Clark, Albrecht Kludszuweit und Brigitte Oelke. ̈
Probenszene aus „Yesterdate“ mit (v. l.) Alexander Franzen, Marie-Helen Joel, Christian Clark, Albrecht Kludszuweit und Brigitte Oelke. ̈ © FUNKE Foto Services | Carsten Klein


Die musikalische Rückschau hat derzeit Konjunktur: Beatlemania im Kino, Queen-Revivals landauf, landab. Im Aalto-Theater singen sie aber nicht nur die größten Hits von damals, sondern haben der Revue auch ein gutes Stück Zeitgeschehen und Lokalkolorit beigemischt. Da ist der einstige Backfisch aus dem BMV-Mädchengymnasium, der damals ungewollt schwanger geworden ist und beim Wiedersehen mit der verflossenen Jugend-Liebe nicht nur musikalische Gemeinsamkeiten offenbart. Und da ist die Erinnerung an epochale Konzertereignisse, die Essen in den 1960ern zum Epizentrum der Musikwelt gemacht haben. So sorgten die Beatles bei ihrem denkwürdigen Blitz-Besuch in der Grugahalle 1966 für 17.000 begeisterte Konzertbesucher und absolute Ausnahmestimmung in der Stadt. Zwei Jahre später gingen die Internationalen Essener Songtage als deutsches Woodstock in die Musik-Geschichte ein.

Der Abend ist zur Hälfte Konzert und zur Hälfte Musical-Revue


Aalto-Künstlerin Marie-Helen Joël haben Berichte über diese denkwürdigen Musikmomente zu einem zweiteiligen Abend inspiriert, der halb Konzert, halb Musical-Revue sein wird. Während das United Rock Orchestra unter Leitung von Heribert Feckler zusammen mit dem Ensemble nach der Pause also für das Best-of-Sixities-Programm die Regler aufdreht, erzählt der erste Teil zunächst vom Treffen einer alten Clique, die für ein Benefizkonzert noch einmal die 1960er Jahre aufleben lässt. Beim gemeinsamen Treffen mit Käseigel, Bowletopf und Eier-Cabaret bringen die Hippies von einst – inzwischen Chefarzt, Hausfrau oder Unternehmensberaterin – noch mal den „Pinball Wizard“ von „The Who“ in Schwung.

Erinnerung an Flowerpower und Flokati

Gemeinsam erinnern sie an die Songs von früher, an Flowerpower und Flokati, Minirock und den gelben VW-Bus, der einst ein Stück Freiheit war. Und natürlich mischt sich in jede Erinnerung ein unvergesslicher Song. „Es soll ein Gefühl für die Zeit entstehen“, sagt der musikalische Leiter Heribert Feckler, der nicht nur die Songs von Aretha Franklin bis Simon & Garfunkel für den Abend arrangiert hat, sondern auch eigene Kompositionen im Klanggerüst der 1960er präsentiert. „Ich habe den Geist der Stücke aufgenommen und ein bisschen verändert“, beschreibt Feckler das Konzept des Abends zwischen Wiedererkennen und Neuhören. So erklingt „A Hard Days Night“ von den Beatles in einer ungewohnten Jazzfassung. Und Scott McKenzies legendäre Hippie-Ballade „San Francisco“ wird in eine zarte Choral-Fassung mit extra Gänsehaut-Feeling gegossen.


Aber nicht nur musikalisch soll dieses Rendezvous mit den Sechzigern so richtig zünden: Menschen, die noch wissen, was ein Cassettenrekorder ist und Vinyl nicht für ein Material in der Damenoberkleidung halten, werden auch an der liebevollen Ausstattung ihre Freude haben. Und natürlich werden es die Künstler auch kostümtechnisch äußerst bunt treiben. Neben Sängerin und Regisseurin Marie-Helen Joël und ihren Aalto-Kollegen Christina Clark und Albrecht Kludszuweit steht dabei auch der aus Musical-Klassikern wie „Jesus Christ Superstar“ oder „Chess“ bekannte Sänger Henrik Wager auf der Bühne. Dazu kommen führende Stimmen wie Brigitte Oelke, die das Essener Publikum schon als Killer-Queen in „We Will Rock You“ begeistert hat, der TV-bekannte Alexander Franzen, der einst an der Folkwang-Hochschule studiert hat oder der aus Bottrop stammende Musical-Darsteller Thomas Hohler.