Essen. „Die Märchenwelt zur Kur bestellt“: Das Aalto-Theater wird zum klingenden Sanatorium für Zwerge und Prinzen. Ein Musical für die ganze Familie

Schneewittchen hat inzwischen eine Apfelallergie. Aschenputtel hat keine Lust mehr, in gläsernen Schuhen vor ihrem Prinzen herumzustaksen. Und alle, die noch hoffen, dass aus gegen die Wand geschleuderten Fröschen plötzlich fesche Prinzen werden – müssen die grüne Matsche aufsammeln.

Ausgebrannt, amtsmüde und in die Jahre gekommen, so steht es also um die Stars der Märchenwelt, die ab dem 18. Dezember im Aalto-Theater zur Kur bestellt werden. Marie-Helen Joël, Aalto-Ensemblemitglied und engagierte Leiterin der Musiktheaterpädagogik, zeichnet zusammen mit Heribert Feckler als musikalischer Leiter für diese verrückt-verzückende Mischung aus Märchenpersiflage und vielseitigem Musikstilmix verantwortlich. Entstanden ist somit ein echtes Märchical, für Große und etwas Kleinere, mit Grimm und Groove, mit Augenzwinkern und Zeitgeist-Anspielung und natürlich mit ganz viel Musik. Ein Hör- und Staunabenteuer für die ganze Familie, das auf die große Opernbühne gehört; mit tollen Kostümen, aufweniger Ausstattung und der musikalischen Unterstützung des „United Rock Orchestra“.

Fünf Mannen mit Bass, Flügel und Schlagzeug begleiten Dornröschen und Frau Holle, wenn die Truppe zur musikalisch-munteren Therapie-Sitzung antritt. Sie spielen Pop und Rap, Samba und Balladen: „Fast alles, was man mit einer Fünf-Mann-Band machen kann“, sagt Feckler, der das Ruhrgebiets-Publikum zuletzt mit der Musik zum Schalke-Oratorium „Kennst Du den Mythos ...?“ begeistert hat und renommierte Musiker-Kollegen mit nach Essen bringt.

Erlesene Darsteller-Riege

Erlesen ist auch die Darsteller-Riege. Neben Sängerin und Regisseurin Marie-Helen Joël und ihrer Aalto-Kollegin Christina Clark stehen beispielsweise der aus Musical-Klassikern wie „Jesus Christ Superstar“ oder „Chess“ bekannte Sänger Henrik Wager auf der Bühne. Frank Winkels hat man zuletzt im Capitol-Theater als „Shrek“ erlebt. Nun verwandeln sie sich in den Kaiser ohne Kleider oder ins Rumpelstilzchen, das im Workshop „Mensch ärgere dich!“ lernen muss, wie wichtig es ist, die eigene Wut herauszulassen.

Das ausgesprochen entspannte Zusammenspiel von E und U, von schrägem Witz und leiser Besinnlichkeit gehört dabei zu den besonderen Markenzeichen der Musical-Macher, die privat und beruflich schon seit Jahren bestens harmonieren und einen Teil der Märchenwelt-Vorlage sogar im gemeinsamen Familienurlaub erarbeitet haben. „Zusammen entsteht da eine ungeheure Dynamik“, sagt Marie Helen Joël. Und wenn sie nicht gerade auf der Bühne stehen, dann tüfteln die beiden vielleicht schon an der nächsten Ton-Therapie..