Essen-Kray. Haftbefehle, Ruhestörung, Kitabesuch oder Elternabend beschäftigen die Bezirksbeamten in Essen-Kray und Leithe – und der Kontakt zu Bürgern.

Ihre Wache liegt am Krayer Rathaus, doch den größten Teil ihrer Arbeitszeit verbringen sie außerhalb ihrer Dienststelle: Denn die beiden Polizeihauptkommissare Alexander Zelezny (48) und Michael Skups (59) sind in Kray und Leithe als Bezirksdienstbeamte unterwegs. Sie vollstrecken Haftbefehle, kontrollieren Rückkehrverbote nach häuslicher Gewalt, üben mit Schülern den sicheren Schulweg – und sind stets ansprechbar für die Bürger.

Auf der Polizeiwache in Kray arbeiten insgesamt sechs Bezirksdienstbeamte. Ihr Arbeitstag startet um 6.30 Uhr und endet gegen 21.30 Uhr, ist eingeteilt in Früh- und Spätdienst. Von 10 bis 12 Uhr ist mindestens ein Beamter vor Ort, falls Bürger Fragen oder Hinweise haben oder auch eine Anzeige aufgeben möchten.

Abwechslungsreicher Alltag, der nicht immer vorhersehbar ist

Seit September 2019 ist Polizeihauptkommissar Alexander Zelezny (48) als Bezirksdienstbeamter für Kray-Mitte im Einsatz.
Seit September 2019 ist Polizeihauptkommissar Alexander Zelezny (48) als Bezirksdienstbeamter für Kray-Mitte im Einsatz. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Ihr Alltag ist abwechslungsreich und nicht immer vorhersehbar: Ein Blick in den Computer verrät den Beamten zu Dienstbeginn, welche Einsätze es am Abend und in der Nacht zuvor gab. „Bei Einbrüchen übernehmen wir die Nachsorgegespräche“, nennt Michael Skups (zuständig für Leithe) eine weitere Aufgabe, bei der sie die Einbruchsopfer zu Hause besuchen.

Besuche in Schulen und Kitas stehen ebenfalls regelmäßig an. Beim Schulstart begleiten die Polizisten die Erstklässler stets in den ersten Wochen auf dem Schulweg, bieten auch Elternabende an. Morgens vor Schulbeginn sind Elterntaxis ein Thema, bei dem die Beamten auf Väter oder Mütter zugehen, die mit ihrem Parkverhalten Kinder gefährden.

Klassische Einsätze als Doppelstreife mit Mitarbeitern des Ordnungsamtes

Verkehrskontrollen der Polizei rund um die Krayer Platte

Die Krayer Platte stellt mit Blick auf den Verkehr aus Sicht der Bezirksbeamten ein erhebliches Problem dar. Vor allem im Berufsverkehr komme es zu langen Staus auf der A 40, das betreffe aber auch die Nebenstraßen, erklärt Polizeihauptkommissar Alexander Zelezny. Auf der Krayer Platte komme es regelmäßig zu Unfällen. „Ein Unfallschwerpunkt ist der Bereich aber nicht“, sagt der Bezirksbeamte.

Michael Skups beschreibt gefährliche Situationen, wenn etwa Lkw auf der Krayer Brücke zum Wenden nutzten, weil sie von der A40 in Richtung A52 nach Düsseldorf gelangen wollten. „Das wird eng auf der Brücke“, sagt der Beamte.

Ebenfalls beobachte die Polizei, dass manche Fahrer bei Stau auf der A40 in Richtung Bochum über die Krayer Brücke fahren, nur um ein paar hundert Metern Stau auszuweichen. Für die Polizei bedeutet die Situation: regelmäßige Kontrollen. „Auch wenn die geänderte Ampelschaltung die Lage bereits verbessert hat“, erklärt Skups.

„Manche Eltern meinen, wenn wir in uns in Zivil vor die Schule stellen und nicht in Uniform, dass sie sich ins Parkverbot stellen können, um ihr Kind aussteigen zu lassen“, beschreibt Skups eine Situation, bei der er eingreift. Reicht ein freundlicher Hinweis dann nicht aus, dann geht es auch etwas strenger: mit Verwarngeld. Das gibt es zudem, wenn jemand seinen Hund unerlaubt ohne Leine laufen lässt oder Müll ablädt: Das sind klassische Einsätze, die die Polizisten als Doppelstreife mit Mitarbeitern des städtischen Ordnungsamtes übernehmen.

Als Bezirksdienstbeamter ist Alexander Zelezny seit fünf Monaten im Einsatz für Kray-Mitte, zuvor übernahm er den Streifendienst in der Innenstadt und in Steele, wo er auch fünf Jahre zur Krad-Gruppe der Polizei gehörte. In Kray stehen für die Beamten ein Streifenwagen und ein Roller bereit. Immer dabei haben sie: Dienstausweis und Dienstwaffe.

Dichter Verkehr und Unfälle auf der Krayer Platte

Auch interessant

Während dichter Verkehr und Unfälle vor allem im Bereich der Krayer Platte die Bezirksbeamten häufig beschäftigen, bereitet ihnen Drogenhandel keine Sorgen. Erhalten sie jedoch Hinweise auf Drogenkonsum, gehen sie diesen stets nach. „Ein ganz großes Thema ist das aber nicht im Stadtteil“, sagt Michael Skups. Gleiches gelte für Jugendkriminalität.

Auch interessant

Selbst wenn es beim Festival „Kray Or Die“ mit vielen Besuchern mal zum Streit kommt: „Dann ist das aus Sicht der Polizei für solch eine große Veranstaltungen nichts Ungewöhnliches“, erklärt Alexander Zelezny. Und Streit auf der Straße, unter Nachbarn oder Ruhestörungen enden ganz selten so dramatisch wie die heftige Auseinandersetzung im vergangenen Dezember, bei der ein Anwohner mit einer Stichwaffe verletzt wurde.

Auf richterliche Anordnung werden Angeklagte bei Gericht vorgeführt

Der Bezirksdienstbeamte Michael Skups blickt auf 16 Jahre Erfahrung im Stadtteil Leithe.
Der Bezirksdienstbeamte Michael Skups blickt auf 16 Jahre Erfahrung im Stadtteil Leithe. © Svenja Hanusch | Foto

Eher die Ausnahme sind für die Beamten auch Fahrten wie zuletzt nach Osnabrück oder Langenfeld, wenn ein Richter anordnet, einen Angeklagten vorzuführen. Üblicherweise führt bei solchen Gesuchen der Weg sie ans Land- oder Amtsgericht in Essen.

Vollstrecken die Bezirksbeamten Haftbefehle, schauen sie zuvor stets, mit wem sie es zu tun haben. Meistens handelt es sich ohnehin nicht um Fälle von Schwerstkriminalität, vielmehr hat dann jemand Parktickets oder Strafzettel nicht bezahlt.

Brenzlige Momente sind absolute Ausnahme im Alltag

Dennoch gelte: „Zu diesen Einsätzen rücken wir in der Regel zu zweit oder dritt aus“, sagt Michael Skups. Gleichwohl, sagt er und blickt er auf seine 16 Jahre Erfahrung im Bezirksdienst und brenzlige Momente, „haben Betroffene lediglich in drei Fällen Widerstand geleistet“. Eskaliert sind auch diese Ausnahmesituationen nicht.

Im Alltag ist den Bezirksbeamten der Kontakt zu den Bürgern besonders wichtig, weil sie Ansprechpartner sein wollen und auch Hinweise erhalten, wenn sie in ihren Vierteln unterwegs sind. Für manche senke es die Hemmschwelle, einen Polizisten auf der Straße anzusprechen und nicht auf die Wache zu müssen. Und laute die Ansprache auch Dorfsheriff, sagt Alexander Zelezny: „Dann ist das völlig in Ordnung.“

Auch interessant